Tony Curtis (li.) und Roger Moore sind „Die Zwei“ Foto: obs

„Hände hoch, ich bin Achselfetischist!“ – Erst Rainer Brandt machte die Dialoge aus „Die Zwei“ erst zum richtigen Kracher.

Serien gibt es fast so lange wie das Fernsehen selbst. Manche begleiten den Zuschauer sein halbes Leben, andere überdauern sogar Generationen. Wir stellen Produktionen vor, die in Erinnerung bleiben.

Berlin/London - Wie lange hält ein guter Spruch? Zum Beispiel: „Der ist so dumm, der verläuft sich sogar in einer Telefonzelle.“ Oder: „Auf Wiedersehen, aber es eilt nicht!“

Vor mehr als 40 Jahren waren das echte Kracher. Sie gehörten zur Fernsehserie „Die Zwei“, die 1972 im ZDF anlief. Der Rest, die schönen Frauen, die Autos, die Waffen, die als „Zimmerflak“ verulkt wurden, die Handlung – egal. Es waren die Sprüche, die zählten. Die Halbwüchsigen saßen vor dem Schwarz-Weiß-Fernseher, versuchten erfolglos, die Dialoge mitzuschreiben. Stellten dann den Kassettenrekorder vor den monströsen Telefunken-Apparat, bekamen Anfälle, wenn Muttern die Aufnahme mit Zwischenbemerkungen zerstörte.

Also, wie lange hält ein guter Spruch? Zu überprüfen ist das ganz leicht, weil die Serie zu einem TV-Klassiker geworden ist. Es gibt sie als Konserve zu kaufen, und sie wird regelmäßig im Fernsehen wiederholt. ZDF neo zeigt die 24 Folgen gerade in einer Endlosschleife am Sonntag um 18.40 Uhr. Dieses Wochenende geht es von vorne los.

„Zum Bleistift“ und „Tschüssikowski“ – alles aus „Die Zwei“

Zu sehen sind zwei attraktive Playboys in ihren Vierzigern: Tony Curtis als Danny Wilde, ein amerikanischer Öl-Millionär, und Roger Moore als Brett Sinclair, ein englischer Lord. Sie sollen im Auftrag eines pensionierten Richters Kriminalfälle lösen. Keilereien und Verfolgungsjagden – das Übliche. Kaum der Rede wert, wenn es nicht die Dialoge gäbe, in denen „Hochwürden“ zu „Merkwürden“ wird, „brillant“ zu „brüllant“, ein „Fernglas“ zu „Stielaugen“.

Aber erst die deutsche Synchronfassung, die sich nicht um werkgetreue Übersetzung scherte, machte aus der Vorlage eine Kultserie. Obwohl Curtis und Moore bereits Weltstars waren, hieß der eigentliche Star für die deutschen Fernsehzuschauer: Rainer Brandt. Er fand die englische Vorlage viel zu öde, ersann neue Dialoge in dem für ihn typischen Schnodder-Sprech. „Hände hoch, ich bin Achselfetischist!“

Wie lange hält nun ein guter Spruch? Tatsache ist, dass der Witz Rainer Brandts sprach- und stilbildend wurde. Beamtenanwärter und Möchtegern-Rocker, freche Gören und alte Herren gefielen sich jahrelang darin, auch so flott zu sprechen. „Zum Bleistift“ zu sagen statt „zum Beispiel“, beim Abschied „Tschüssikowski“ – alles Rainer Brandt aus „Die Zwei“. Sehr locker, ein bisschen geistreich, ein bisschen aufsässig.

Ein guter Spruch kann lange halten

Aber irgendwann konnte man die vielen Nachahmer im Alltag nicht mehr ertragen: Ständig „Lauscher“ zu sagen, wenn man die Ohren meint, oder „im Gegentum“ statt „im Gegenteil“ – das war nicht mehr komisch.

Umso mehr überrascht, dass die Serie, wenn man sie wiedersieht, nicht nervt. Ein guter Spruch kann also sehr lange halten. Vielleicht weil der Erfinder sein Werk nicht mit einer Botschaft überladen hat. „In einem Land, wo fast alles immer grau ist, Häuser, Straßen, die Menschen und ihre daraus resultierende überwiegend miese Laune, wollte ich die Menschen lachen machen“, erinnert sich Rainer Brandt, heute 77, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Brandt wurde mit der Serie zum deutschen Synchron-Papst. Zurzeit spielt er in Berlin den Stasi-Minister im Udo-Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“. Demnächst steht im Theater am Potsdamer Platz die 1000. Vorstellung an. „Immer voll und immer Standing Ovations“, freut sich Brandt. „Ist doch was. Was so ein alter Sack noch alles druffhat.“ Tony Curtis starb 2010 mit 85. Zuletzt brachte er es als Maler zu Ruhm. Roger Moore, 85, war von 1973 bis 1985 siebenmal James Bond, lebt heute in der Schweiz.

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