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Jürgen Bock vermisst die guten alten Rastplatz-Toiletten - und bekommt Wertbons.

Flensburg - Da gibt es noch etwas, was mich drückt. Thema Toilette. Wenn Sie wasserlose Urinale unanständig finden, müssen Sie jetzt ganz stark sein. Also: Früher war das leicht. Man hielt am Rasthof an und ging Wasser lassen. Manchmal klimperte es dabei im Körbchen einer Toilettenfrau. Die griff daraufhin schnell zu und ließ die Münzen in ihrer Schürzentasche verschwinden, damit das Körbchen möglichst leer aussieht und keiner auf den Gedanken käme, dass sie längst mit dem Ferrari zur Arbeit erscheint.

Drinnen gab's dann Klosprüche von der lustigen bis zur derben Sorte. Aus und vorbei. Klosprüche gibt's nicht mehr. Dafür gibt's Sanifair. Sie wissen schon: Das ist das, da wo man erstmal die Einlasssperre passieren muss. 50 Cent kostet das. Und überm wasser-, chemie-, geruchs- und wasweißichnochalles-losen Urinal sind keine Sprüche zu finden, sondern Werbeplakate. Für Fahrradhelme. Auf der Autobahn.

Das Schöne an Sanifair ist aber was anderes. Denn die Klofrau gibt es immer noch. Die allerdings hat plötzlich völlig andere Aufgaben. Am Rastplatz Hüttener Berge etwa (auch dort gibt's keine Berge im süddeutschen Sinn) war sie bei meinem Kurzbesuch nicht nur als Schrankenwächterin tätig, sondern auch als Papierhandtuchspender-Servicekraft.

Neuerdings haben diese Dinger ja einen Sensor. Wenn man sich die Hände abtrocknen will, muss man da die Hand davor halten. Passieren tut dann in aller Regel nichts. Weshalb sich manche Zeitgenossen in Yoga-ähnlichen Verrenkungen ergehen. Nachzulesen übrigens auch beim Medizin-Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen. Diese Klofrau jedoch war clever: Sie stand einfach die ganze Zeit neben den beiden Handtuchspendern und ließ durch raffinierte Bewegungen abwechselnd links und rechts die Papiertücher nur so herausflitzen für die zahlende Kundschaft. Und einen erstklassigen Blick aufs Urinal genoss sie dabei auch noch. Bestimmt braucht sie einen neuen Fahrradhelm.