Im Namen der australischen Streitkräfte entschuldigte sich Australiens oberster General Angus Campbell bei dem afghanischen Volk Foto: dpa/Mick Tasikas

Nach vier Jahren Ermittlungen bestätigt ein Bericht den Verdacht: Australische Soldaten haben in Afghanistan Zivilisten getötet. Die Kriegsverbrechen sollen sie danach versucht haben, zu verschleiern.

Wellington - Australische Elite-Soldaten haben einem Untersuchungsbericht zufolge in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen und 39 Menschen getötet. Unter den Opfern sind demnach Gefangene, Bauern und andere Zivilisten. Es gebe etwa Berichte über Soldaten, die - in einer Art Aufnahmeritual - als neue Mitglieder einer Patrouille Gefangene erschossen hätten, führte Australiens oberster General Angus Campbell am Donnerstag aus.

Anschließend seien Waffen und Funkgeräte drapiert worden, um falsche Behauptungen zu stützen, bei den Gefangenen handele es sich um im Kampf getötete Feinde. Mit Blick auf einzelne Mitglieder der Spezialeinheit Special Air Service sprach Campell von einer selbstreferentiellen „Krieger-Kultur“. Die Tötungen begannen demnach 2009, die Mehrzahl der Fälle habe sich 2012 und 2013 ereignet. Der Untersuchungsbericht empfehle polizeiliche Ermittlungen gegen 19 Soldaten, unter anderem wegen Mordes.

Untersucht werden neben den Tötungen auch Fälle von grausamer Behandlung

Der Veröffentlichung waren vier Jahre Ermittlungen vorausgegangen. Für den Bericht wurden mehr als 400 Zeugen befragt und Tausende Schriftstücke analysiert. Nur Teile des Berichts sind veröffentlicht worden, viele Details, darunter die Namen der mutmaßlichen Täter, wurden geheim gehalten.

Im Namen der australischen Streitkräfte entschuldige er sich aufrichtig und rückhaltlos bei dem afghanischen Volk für jedes Fehlverhalten australischer Soldaten, erklärte Campbell. Das geschilderte Verhalten missachte das Vertrauen, das das afghanische Volk in sie gesetzt habe, sagte der General. Er habe direkt mit seinen afghanischen Kollegen gesprochen, um sein Bedauern auszudrücken.

Außer den 39 Tötungen ging es bei den Untersuchungen auch um Fälle von grausamer Behandlung. Keines der mutmaßlichen Verbrechen sei in der Hitze des Gefechts begangen worden, hieß es. Insgesamt seien 25 derzeitige und frühere Soldaten als Täter oder am Rande an 23 separaten Vorfällen beteiligt gewesen. Einige seien nur einmal, andere mehrfach involviert gewesen. Laut dem Bericht trugen einige australische Soldaten regelmäßige Dinge wie Pistolen, Funkgeräte und Granaten mit sich, die sie bei ihren zivilen Opfern ablegen konnten, damit es auf Fotos so aussehe, als seien diese Kämpfer.