Blick vom Satyr-Kreisel den Hügel hinunter in die Vordere Straße. Foto: Patricia Sigerist

Fellbach erhält aus dem Investitionsprogramm des Landes und des Bundes für Sanierungen im Bereich Vordere Straße 1,2 Millionen Euro. Prägende Hofanlagen können so erhalten und neue Wohn- und Geschäftsflächen entwickelt werden.

Fellbach - Unser Dorf soll schöner werden – so hieß der seit 1961 laufende bundesweite Wettbewerb, bis er 1997 in „Unser Dorf hat Zukunft“ umbenannt wurde. Für die Große Kreisstadt Fellbach müsste man die Parole präzisieren: Unser Oberdorf soll schöner werden.

Zukunftsfähig jedenfalls sind die schon seit Längerem ausgearbeiteten entsprechenden Pläne. Zur Realisierung erhoffte man sich im Fellbacher Rathaus allerdings eine kräftige Finanzspritze durchs Land. Diese wird nun tatsächlich verabreicht: Am Mittwoch kam die Zusage über 1,2 Millionen Euro aus dem Bund-Land-Investitionsprogramm „Soziale Integration im Quartier“.

Das Gebiet ist den Einheimischen wie auch durchfahrenden Gästen geläufig

Das ist ein erklecklicher Beitrag zur Finanzierung des millionenschweren Konzepts für die Vordere Straße. Das Areal hat eine Größe von 5,7 Hektar, was knapp acht Fußballfeldern entspricht. Es befindet sich östlich und westlich der Vorderen Straße und nördlich der Burgstraße; auch die Schmerstraße und die Neue Straße sind einbezogen. Das Gebiet ist den Einheimischen wie auch durchfahrenden Gästen geläufig, als zentrale Achse vom Süden gen City, wenn man vom Satyr-Kreisel – jenem mit dem einst höchst umstrittenen Weingeist-Teufelchen – zunächst bergab auf der bereits recht großzügig ausgebauten Vorderen Straße unterwegs ist. Nach Linksschwenk und Rechtskurve in die Cannstatter Straße gelangt man zum Rathaus-Carrée.

Geprägt ist dieser historische Ortskern durch einige dörflich enge Straßen, schmale Fußwege, schmale Grundstückszuschnitte und kleine Kubaturen der Gebäude, wie es in einer schriftlichen Vorlage des Bauverwaltungs- und Bauordnungsamts dargestellt wird. Der Gemeinderat hatte dem Konzept im vergangenen September mit großer Mehrheit zugestimmt. Ebenfalls in den Unterlagen erwähnt, wie aber auch beim Schlendern durch die Gassen leicht erkennbar, ist der „schlechte Unterhaltungszustand“ etlicher Gebäude.

Die kulturell wertvolle Bausubstanz soll restauriert werden

Dieser Anblick soll nun aufgehübscht werden. „Wir wollen prägende Hofanlagen erhalten und ehemalige Weinbauernhöfe sanieren, den Ortskern stärken und das Wohnen in der Ortsmitte attraktiver machen“, bringt Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull den Sachverhalt auf den Punkt. Es gehe darum, „die Ortscharakteristik zu wahren“, ergänzt Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. Anknüpfen will die Stadt damit an die erfolgreiche Umgestaltung des Rathaus-Carrées. Das Viertel wird auch von Beatrice Soltys oft angeführt als Referenzgröße für die anstehende Neue Mitte Schmiden oder für die allerdings verschobene Aufwertung der südlichen Bahnhofstraße beim ehemaligen Wüst-Areal. Im Gebiet rund um die Vordere Straße sollen Plätze geschaffen werden, die kulturell wertvolle Bausubstanz soll restauriert werden. Bestehende Gebäude sollen energetisch saniert werden, dazu kommen manche Neubauten. Insgesamt geht es den Fellbacher Stadtgestaltern darum, nicht nur die Aufenthaltsqualität im Ortszentrum zu stärken, sondern auch Wohn- und Geschäftsflächen zu entwickeln.Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den denkmalgeschützten Gebäuden in der Vorderen Straße. „Wir freuen uns, diese für Fellbach typischen Häuser aufwerten zu können und hoffen auf starke Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer“, erklärt Oberbürgermeisterin Zull. Baubürgermeisterin Soltys verweist zudem auf die „positiven Erfahrungen in den bisherigen Sanierungsgebieten“. Dies gelte nicht nur für den Bereich ums Rathaus und beim Wüst-Areal. Vielmehr würden auch im derzeitigen Sanierungsgebiet am Bahnhof durch die öffentlichen Investitionen zahlreiche private Maßnahmen erfolgen.

Insgesamt sollen in den kommenden zehn Jahren in das Sanierungsgebiet Vordere Straße bis zu 3,3 Millionen Euro fließen. OB Zull ist überzeugt: „Das ist eine große Chance für Fellbach.“