Die Stadt Stuttgart schickt vom neuen Schuljahr an mehr Sozialpädagogen als bisher an die Schulen. Das gilt auch für die Einrichtungen in den Bezirken unterm Fernsehturm.
Filder - Mit Beginn des neuen Schuljahres baut die Stadt Stuttgart erneut die Schulsozialarbeit aus. Sozialpädagogen sollen mehr als bisher dabei helfen, Streitereien zwischen den Schülern zu schlichten und bei Problemen zu helfen. Davon profitieren auch einige Bildungseinrichtungen in den Bezirken unterm Fernsehturm.
So bekommen die Grundschulklassen an der Grund- und Werkrealschule Heumaden sowie der Körschtalschule in Plieningen je eine 25-Prozent-Stelle zugewiesen. Für die Birken-Realschule in Heumaden sowie die Fritz-Leonhardt-Realschule in Degerloch sind jeweils eine 50-Prozent-Stelle vorgesehen. Für die ersten drei Schulen wurde die Evangelische Gesellschaft als Träger gewonnen, für die letzte die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft.
„Insgesamt wurden 19,5 neue Stellen beschlossen“, sagt Daniela Hörner, die Sprecherin des Stuttgarter Jugendamts. Damit erhöht sich die rechnerische Gesamtzahl der Stellen in der Landeshauptstadt auf 52,5. Betreut werden aber weitaus mehr Schulen, weil nicht überall eine Vollzeitkraft eingesetzt wird. „In den vergangenen Jahren ist die Schulsozialarbeit sukzessive ausgebaut worden“, sagt Hörner.
Die Betreuung ist ein Erfolgsmodell
Was mit der Betreuung an drei sogenannten Brennpunktschulen in der Stuttgarter Innenstadt begonnen hat, hat sich somit zum Erfolgsmodell entwickelt. In einem ersten Schritt wurde beschlossen, die Sozialpädagogen an allen Hauptschulen einzusetzen. Es folgten die Werkrealschulen.
Nun soll entsprechend geschultes Personal bereits bei den Erstklässlern an den Grundschulenzweigen von Haupt- und Werkrealschulen nach dem Rechten sehen. Reine Grundschulen, in denen nach der vierten Klasse Schluss ist, sind von dem Ausbau nicht betroffen. Dafür kommen aber Real- und Förderschulen in den Genuss der zusätzlichen Betreuung.
Für den stetigen Ausbau gibt es zwei Gründe. Zum einen haben die Schulen früher eine derartige Betreuung als Makel empfunden. Inzwischen gilt sie als Empfehlung. Immer mehr Rektoren melden deshalb einen Bedarf an. „Man ist lange Zeit davon ausgegangen, dass man das etwa an Gymnasien nicht braucht“, sagt Hörner.
Gymnasien werden sich auch bewerben
Doch würden immer mehr Anfragen von dieser Seite gestellt. Das wird Folgen haben: „Auch diese Schulen werden in Zukunft zum Zug kommen.“ Voraussichtlich werden entsprechende Mittel schon für den nächsten Doppelhaushalt der Jahre 2014 und 2015 beantragt werden.
Zum anderen sei die Arbeit der Sozialpädagogen grundsätzlich sinnvoll, sagt Wolfgang Riesch von der Evangelischen Gesellschaft. Er ist selbst einer derjenigen, die sich mit Jugendlichen beschäftigen und ihnen bei Problemen helfen. „Ergänzend zu dem, was die Lehrer machen, braucht man auch Partner von außen“, sagt er. „Aus meiner Sicht ist ein großzügiger Ausbau der Schulsozialarbeit vollkommen richtig. Und das wird in den nächsten Jahren alle Schularten erreichen.“
Vor allem Mobbing unter Schülern kommt immer wieder vor, aber nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch über soziale Netzwerke wie Facebook. „Da kommen die Lehrer an ihre Grenzen“, sagt Riesch. Dies sei ein Thema an allen Schulen. Seine Kollegen schauen deshalb regelmäßig in den Lehrerzimmern vorbei, um sich zu informieren.
Die Schulsozialarbeiter schlichten zum Beispiel Streits
Während der Pausen gehen sie über den Schulhof und sprechen Jugendliche an. „Im Idealfall bekommen wir schon im Vorfeld mit, wenn einem Schüler der Ausschluss droht“, sagt Riesch. Und wenn sich abzeichne, dass sich zwei Jungen nach Unterrichtsende zu einer Schlägerei verabreden, „steht ein Kollege um 13 Uhr vor der Tür und passt auf“.
Die Sozialarbeiter werden außerdem in den Unterricht einbezogen. „Ein ganz großes Thema ist die Projektarbeit, die zusammen mit den Lehrern vorbereitet wird“, sagt Riesch. Einige Fünftklässler etwa finden nach dem Schulwechsel keinen Anschluss, es gilt, sich kennenzulernen. Sechst- und Siebtklässer beschäftigen sich mit Sucht- und Gewaltprävention, sagt er. „Und in der achten Klasse geht es um die Berufsorientierung.“