Von den durch den Ausbruch eines unterseeischen Vulkans ausgelösten Flutwellen scheint vor allem das nahe Inselreich Tonga betroffen. Gebäude sind zerstört, die Kommunikation ist massiv gestört. Premierministerin Jacinda Ardern verspricht Flugzeuge und Schiffe.
Wellington - Der Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga Tonga hat im Pazifik-Gebiet Flutwellen ausgelöst. Der Inselstaat Tonga wurde am schwersten von dem Tsunami getroffen. Berichten zufolge sind ganze Ortschaften überschwemmt worden, ein Ausfall der Internet- und Telefonverbindung erschwert die Lage. Vulkanasche verzögert zudem Hilfsflüge. Auch in Neuseeland, Japan und Fidschi registrierte man Flutwellen.
Auch Überschwemmungen im US-Staat Kalifornien werden auf den Ausbruch zurückgeführt. Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern erklärte am Sonntag auf einer Pressekonferenz, bislang gebe es keine offiziellen Berichte über Verletzte und Tote. Die USA und die Vereinten Nationen sagten Hilfe zu.
Die Marine macht sich zur Hilfe bereit
Premierministerin Ardern sagte, dass ein Aufklärungsflug von Neuseeland aus geplant sei. Dieser könne wohl aber wegen der gefährlichen Aschewolke erst am Montag stattfinden. Gleichzeitig stehe ein weiterer Flieger bereit, um Wasser, Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter zu transportieren. Auch die Marine würde sich bereits auf einen Einsatz vor Ort vorbereiten. „Wir sind bereit, unsere Freunde und Familien in Tonga zu unterstützen“, sagte die neuseeländische Regierungschefin. Die US-Wetterbehörde postete Satellitenaufnahmen des Ausbruchs auf Twitter und schrieb, dass die Eruption des Vulkans Hunga Tonga der bisher „stärkste und heftigste Ausbruch des 21. Jahrhunderts“ zu sein scheint.
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Der geologische Dienst von Tonga schreibt auf Facebook, dass Gas, Rauch und Asche von der Eruption 20 Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert worden seien. Berichten zufolge war die Explosion auch in mehreren Tausend Kilometer Entfernung in Neuseeland noch zu hören. In Japan, den USA, Neuseeland und Australien wurden zeitweise Tsunamiwarnungen ausgegeben, die später zurückgenommen wurden.
Fotos und Videos zeigen eine überschwemmte Hauptstadt
Welches Ausmaß an Zerstörung die Tsunami-Wellen auf Tonga angerichtet haben, ist noch schwer einzuschätzen. Videos zeigen Überschwemmungen und Menschen, die vor den Wellen auf höheres Gelände flüchten. Außerdem ist zu sehen, wie sich der Himmel mit Asche verdunkelt.
Ein Video, das vom neuseeländischen Hochkommissariat in Tongas Hauptstadt Nuku’alofa aufgenommen wurde, zeigt laut einem Bericht der britischen Zeitung „Guardian“, dass die Innenstadt überschwemmt wurde, darunter auch der Königspalast und die größte Bank Tongas. Fotos von anderen Inseln zeigen aufgerissene Straßen und Teile eines zerstörten Uferdamms.
Hunga Tonga ist für Ärger bekannt
Die Wohltätigkeitsorganisation Save the Children schreibt, die unmittelbare Sorge sei die Luft- und Wassersicherheit. „Die Regierung hat die Öffentlichkeit gebeten, vorerst Masken zu tragen und Wasser in Flaschen zu verwenden.“ In den Stunden nach dem Ausbruch fielen die Telefon- und Internetverbindung sowie der Strom auf den Inseln aus. Dies erschwert derzeit auch Hilfsmaßnahmen, die für die rund 105 000 Bewohner Tongas aus dem Ausland anlaufen.
Hunga Tonga ist für Ärger bekannt. Der Vulkan, der mit vollem Namen Hunga Tonga-Hunga Ha’apai heißt, ist 1800 Meter hoch und 20 Kilometer breit und liegt rund 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa entfernt. Hunga Tonga hat schon häufiger Schlagzeilen gemacht. 2015 spuckte der Unterseevulkan wochenlang Asche und Lava.
Tonga liegt am Pazifischen Feuerring
Der Flugverkehr musste zeitweise umgeleitet werden und die Eruption formte sogar eine neue, rund zwei Kilometer lange Insel, die fast völlig aus Asche bestand. „Die Schönheit der Natur war einfach überwältigend“, schrieb die Tonganerin Fatai Fainga’a, die die Gewässer vor der Insel damals mit einem Boot besucht hatte, auf ihrer Facebook-Seite.
Tonga liegt am Pazifischen Feuerring und erfährt häufig seismische Aktivitäten. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit. Auch dass sich vollkommen neue Landbereiche durch einen Vulkanausbruch bilden, kommt immer wieder vor.