Kayhan Kayas Göckele sind bei seiner Kundschaft äußerst beliebt – doch auch der Kaufland-eigene Imbiss soll aus Sicht der Kaufhauskette Umsätze machen. Foto: Gottfried Stoppel

Seit vielen Jahren brät Kayhan Kaya vor dem Kaufland in Backnang Hähnchen – damit soll jetzt Schluss sein. Warum „Onkel Kay“ gehen soll und was er dagegen unternehmen will:

Backnang - Knusprig-braun drehen sich die Göckele am Spieß, in der Luft hängt der Geruch von Gewürzen und Frittierfett. Draußen, vor dem Fenster der Imbissbude „Onkel Kay“, herrscht reger Andrang, wie immer zur Mittagszeit. „Neun Halbe“, bestellt ein Mann, der für sich und seine Kollegen das Mittagessen holt.

Hinter dem Tresen haben Kayhan Kaya und seine Frau Nurcan jede Menge zu tun. Der Blick vieler Kunden fällt beim Bezahlen auf eine Unterschriftenliste, die auf einem Klemmbrett ausgelegt ist. „Wir sagen nein für den Umzug des Onkel-Kay-Imbisses“, steht dort. „Ist das echt wahr?“, will eine Kundin wissen. Kayhan Kaya nickt. „Das ist doch ein Scheiß, oder?“, meint die Frau.

Seit 17 Jahren gibt es den Imbiss der Familie Kaya, seit zwölf Jahren steht er hier, auf dem Parkplatz des Kauflands in Backnang (Rems-Murr-Kreis) an der Industriestraße. Die ganze Familie hilft beim Braten mit – doch Ende Juni soll damit Schluss sein. Die Kette hat den Mietvertrag mit dem Göckelesbrater nicht verlängert. „Auf Nachfrage bekam ich nur irgendwelche Larifari-Gründe genannt“, sagt Kayhan Kaya.

Das Kaufland nimmt zur Aktion in Backnang Stellung

Rund 20 Meter weiter betreibt das Kaufland eine eigene Imbissbude. Schon als diese im Jahr 2010 eingerichtet wurde, habe man ihn weghaben wollen, erzählt Kaya: „Damals wollten sie meine Miete verdoppeln.“ Gerade noch sei er davongekommen. Aber im vergangenen Jahr wurde sein Mietvertrag dann nicht verlängert.

Das betont auch die Kaufland-Pressestelle in einer schriftlichen Stellungnahme: „Der Vertrag war von Beginn an befristet auf den 30. Juni 2016. Diese Entscheidung wurde im Rahmen einer Neukonzeptionierung von Kaufland getroffen. Da Herr Kaya bis zu diesem Zeitpunkt kein alternatives Ladengeschäft gefunden hat, haben wir den Vertrag kulanter Weise um weitere zwölf Monate verlängert, und ihm damit die Chance gegeben, einen neuen Standort zu suchen.“ Mit dem hauseigenen Imbiss gegenüber habe das nichts zu tun.

Sogar der OB von Backnang, Frank Nopper, schaltet sich ein

Kayhan Kaya hält die Neustrukturierung für vorgeschoben. „Am Ende sitzen die von Kaufland aber wohl am längeren Hebel“, meint er. Trotzdem regt ihn die Sache auf: „Ich habe erst vor kurzer Zeit angebaut. Und wie gut mein Stand, der 50 000 Euro gekostet hat, den Umzug verträgt, weiß ich nicht.“ Warum er gehen soll, versteht er nicht: „Das Kaufland hatte mich damals abgeworben, als Kundenmagnet. Und jetzt kriege ich einen Arschtritt. Das geht für mich schon um meine Existenz.“

Kampflos aufgeben will Kaya nicht: Mehr als 1200 Menschen haben seine Unterschriftenliste nach seinen Angaben schon unterzeichnet. „Schaden kann mir die Aktion ja nicht“, meint der Göckelesbrater. Zumal er den Standort am Edeka-Parkplatz in der Gartenstraße, wo er wohl vom Sommer an seine Göckele braten wird, gleich mit in den Aufruf geschrieben hat. „Das Kaufland wird dadurch Kunden verlieren“, sagt er. Sogar der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper habe für ihn bei Kaufland angerufen und sich die Sache schildern lassen.

Werden die Kunden den Umzug von „Onkel Kay“ mitmachen?

Auch am Kaufland-Stand gegenüber sind die Pommes frites knusprig und die Mitarbeiterinnen freundlich. Doch viele Kunden der Familie Kaya sind überzeugt: Das „Onkel Kay“ ist mehr als eine Imbissbude, sondern auch ein Treffpunkt, den sie vermissen würden. „So gut schmecken die Göckele nur hier“, schwärmt etwa ein Senior, der erzählt, er käme mindestens einmal pro Woche her. „Ich stand hier auch schon bei zehn grad unter Null“, meint ein anderer Kunde.

Man kennt sich untereinander, Kaya duzt alle seiner Gäste. Die meisten von ihnen sind Stammkunden. Manche von ihnen werden vom Sommer an wohl einen etwas weiteren Weg auf sich nehmen müssen – doch sie versprechen Kaya, ihm trotzdem treu zu bleiben.