Das Kultusministerium hatte am Mittwoch festgelegt, dass sich Schüler und Lehrer im Südwesten in Regionen mit hohen Infektionszahlen testen lassen müssen, um am Präsenzunterricht teilzunehmen. Foto: dpa/Robert Michael

Das Land macht die weitere Schritte auf dem Weg zu einer strengeren Testkampagne an Schulen. Gute Schritte, wie die Gewerkschaften finden. Aber es sei nur ein Anfang.

Stuttgart - Mit der neuen Teststrategie der Landesregierung nimmt der Druck auf die Lehrkräfte zu, sich auf das Coronavirus testen zu lassen. Denn Lehrer, Schüler und auch Hausmeister dürfen nach dem Willen des Kultusministeriums ab dem 19. April ohne negativen Corona-Test nicht mehr am Unterricht teilnehmen oder das Gelände betreten. Das schreibt die Landesregierung den Stadt- und Landkreisen mit mehr als 100 Corona-Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen vor und bezeichnet es auch als „indirekte Testpflicht“. Sehr zum Gefallen der Gewerkschaften, die die Handreichung und die Schritte zur Testpflicht auch für Schüler als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnen.

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Es gebe aber nach wie vor Fragen, die auch die jüngste Handreichung des Kultusministeriums nicht beantworte, sagte ein Verdi-Sprecher am Donnerstag. „Grundsätzlich geht das aber in die richtige Richtung“, ergänzte er. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rief die Schulleitungen und Lehrkräfte auf, die Woche nach den Osterferien zu nutzen, um die nötigen Vorbereitungen für die neue Teststrategie zu treffen. Sorge um Lehrkräfte, die sich den Tests verweigern könnten, hat die GEW nicht: „Wir gehen aufgrund unserer Gespräche davon aus, das es sich um ganz, ganz wenige Einzelfälle handeln wird“, sagte GEW-Geschäftsführer Matthias Schneider.

“Mit ganz heißer Nadel gestrickt“

Dagegen äußerte die Vereinigung von Schulleiterinnen und Schulleitern starke Zweifel am Konzept. „Es fehlt an Vorlagen, der Dokumentationsaufwand wird immens und es wird kaum möglich sein, das Ganze organisatorisch in den Ferien zu stemmen“, warnte deren Vorsitzender Werner Weber, Rektor einer Schule in Heidenheim. „Das ist mit ganz heißer Nadel gestrickt und lässt sich in den Ferien nicht umsetzen“, sagte er der dpa. Zudem müssten Schülerinnen und Schüler ebenso wie Lehrkräfte täglich und nicht nur zwei Mal wöchentlich getestet werden, wenn der Schutzgedanke ernst genommen werden soll.

Über Gewichtung entscheiden Schulen

Das Kultusministerium hatte am Mittwoch in einem Schreiben an die Schulen festgelegt, dass sich Schüler und Lehrer im Südwesten in Regionen mit hohen Infektionszahlen testen lassen müssen, um am Präsenzunterricht teilzunehmen. Wer in der Woche ab 12. April in die Schulen zurückkehrt, kann sich noch freiwillig testen lassen, wie das Kultusministerium in der Handreichung schreibt. Allerdings gibt es Präsenzunterricht in der Woche nach den Osterferien zunächst nur für Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen, die im Wechselbetrieb unterrichtet werden. Über dessen Gewichtung entscheiden die Schulen. Für Schüler der Klassen 1 bis 7 wird nur eine Notbetreuung angeboten.

Testpflicht ab Sieben-Tage-Inzidenz über 100

Vom 19. April an gilt dann eine Testpflicht für alle Schülerinnen und Schüler in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100. „Das in den genannten Einrichtungen beschäftigte Personal ist verpflichtet, die entsprechenden Testangebote anzunehmen“, heißt es weiter. Lehrkräfte an öffentlichen Schulen, die dieser Pflicht nicht nachkämen, verletzten ihre Dienstpflichten.

Lasse es das Infektionsgeschehen zu, kehrten alle Klassenstufen aller Schularten ab dem 19. April zu einem Wechselbetrieb aus Präsenz- und Fernunterricht zurück. Allerdings wird der Ruf nach einer Art „hartem Brücken-Lockdown“ lauter. Dann könnten auch Schulschließungen beschlossen werden.