Im Hörsaal lernt man nicht die Praxis Foto: dpa

Unternehmen klagen überall über fehlenden Bezug zur Praxis – nur im Südwesten nicht.

Stuttgart - Bachelor-Absolventen haben zu wenig Praxisbezug. Das beklagen laut einer Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) immer mehr Unternehmen. Im Südwesten liegt die Zufriedenheit mit den Bachelor-Abschlüssen jedoch höher als im Bundesdurchschnitt. Drei Viertel der befragten Unternehmen in Baden-Württemberg sehen demnach ihre Erwartungen an die von ihnen beschäftigten Bachelor-Absolventen als erfüllt an. Bundesweit sind es gerade einmal zwei Drittel. Die Wirtschaft fordert von den Bachelor-Studiengängen vor allem Praxisbezug und Anwendungsorientierung.

Unternehmen im Land profitieren von den Berufsakademien, die 2009 zur Dualen Hochschule Baden-Württemberg umgewandelt wurden. Duale Hochschule bedeutet, dass die Studenten neben dem Studium in einem Unternehmen arbeiten. Die Theoriephase und die Praxisphase wechseln im Quartalsrhythmus. In mehr als 90 Prozent der Fälle werden die Absolventen danach von ihren Betrieben übernommen. Trotz der vergleichsweise guten Umfrageergebnisse sieht Herbert Müller, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, die Situation im Südwesten kritisch. Ein Grund ist der Wert für die Zufriedenheit mit den Master-Absolventen. Landesweit geben nur 65 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Erwartungen an die eingestellten Master-Absolventen erfüllt seien. Mehr als 17 Prozent der Betriebe rügen die mangelnde Praxiserfahrung. Von der Dualen Hochschule gebe es noch keine Absolventen, von den Hochschulen der Angewandten Wissenschaften kaum, sagt Müller. "Daher basiert dieser Wert überwiegend auf den Absolventen der Universitäten. "Vor allem Universitäten müssen vorsichtig sein."