Containerhafen in Shanghai: China ist einer der wichtigsten Handelspartner Baden-Württembergs. Viele Arbeitsplätze hängen vom Auslandsgeschäft ab. Foto: dpa/Xu Haixin

Die Bedeutung des Geschäfts in ausländischen Märkten nimmt weiter zu. Schon heute verdienen Industriebetriebe in der Region Stuttgart jeden zweiten Euro im Ausland. Doch wachsende Unsicherheiten gefährden die Entwicklung.

Stuttgart - Für Unternehmen in der Region Stuttgart gewinnt das internationale Geschäft immer mehr an Bedeutung – trotz wachsender Unsicherheiten durch Handelskrieg und Sanktionen. Über alle Branchen hinweg steht bereits heute jeder vierte Arbeitsplatz in Stuttgart und den angrenzenden fünf Landkreisen direkt im Bezug zum Auslandsgeschäft. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Hypovereinsbank.

In den 118 000 Unternehmen der Region entfallen rund 256 000 Jobs auf das Auslandsgeschäft. „Die Region weist bundesweit die höchste Dichte an Arbeitsplätzen auf, die in Bezug zum Auslandsgeschäft stehen“, sagt Tino Franzen, der das Firmenkundengeschäft der Hypovereinsbank in der Region Südwest leitet. Blicke man allein auf das verarbeitende Gewerbe in der Region, so verdienten die Industriebetriebe heute etwa jeden zweiten Euro im Ausland.

Handelspartner in Osteuropa

Das könnte sich ändern, befürchtet die Hypovereinsbank. „Wir haben die Sorge, dass sich Unternehmer aufgrund der Unsicherheiten mit Blick auf den Welthandelvon der Internationalisierung ihres Unternehmens abschrecken lassen könnten“, sagt Franzen. „Dabei wird die Bedeutung des Geschäfts auf ausländischen Märkten künftig weiter zunehmen“, sagt der Banker.

Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) stützen diese Prognose. Demnach wird sich der Anteil Deutschlands an der weltweiten Wirtschaftsleistung gemessen am Bruttoinlandsprodukt im Vergleich der Jahre 1992 und 2024 auf 2,8 Prozent halbieren. „Der deutsche Markt verliert relativ an Bedeutung“, stellt Franzen fest, „weil die Wirtschaft außerhalb Deutschlands schneller wächst als innerhalb“.

Insbesondere Länder in Zentral- und Osteuropa werden als Handelspartner baden-württembergischer Unternehmen immer wichtiger. So sind die Exporte in die fünf wichtigsten Exportmärkte im Land – USA, Schweiz, Frankreich, China und Niederlande – zwischen 2013 und 2017 zwar jährlich um knapp fünf Prozent gestiegen. Demgegenüber sind die Exporte nach Ungarn, Rumänien, Kroatien, Serbien und in die Tschechische Republik um durchschnittlich rund 14 Prozent pro Jahr gewachsen – wenngleich auf deutlich niedrigerem Niveau. „Diese Länder haben sich sehr dynamisch entwickelt“, sagt Franzen.

Unsicherheit im Außenhandel wächst

Für hiesige Unternehmen seien diese Märkte aus vielfältigen Gründen interessant, sagt der Firmenkundenspezialist. „Diese Länder fördern Investitionen, die Menschen und damit potenzielle Mitarbeiter sind gut ausgebildet, die bürokratischen Hürden sind relativ niedrig, man ist schnell vor Ort und die sprachlichen Hürden sind nicht so hoch wie etwa in China.“

Weil die Unsicherheit im Außenhandel zunimmt, steige der Beratungs- und Absicherungsbedarf, heißt es bei der Bank. Um die Risiken zu minimieren und beispielsweise ihre Lieferketten zu stabilisieren, nutzten viele Mittelständler immer häufiger Sicherungsinstrumente aus dem Bereich der Handelsfinanzierung. Auch gegen Währungsrisiken sicherten sich Unternehmen zunehmend ab. „Wir haben in diesen Ländern Mitarbeiter, die sich gut auskennen“, betont Franzen. Das betreffe beispielsweise Fragen der Produktion in Zentral- und Osteuropa, des Grundstückserwerbs oder der Fördermittel.