In Hamburg lassen Verantwortliche der Stadtreinigung den bereits tausendsten Unterflur-Container in die Erde. Foto: Thorge Huter

Die Abfallwirtschaftsgesellschaft will für den Rems-Murr-Kreis ein Konzept zur zukünftigen Entwicklung „smarter und platzsparender Entsorgungssysteme“ ausarbeiten. In einigen skandinavischen Ländern sind die schon gang und gäbe.

Bevor in größeren Wohnanlagen die Müllabfuhr anrücken kann, ist in der Regel eine mittlere bis größere Tonnenwanderung nötig. Zig einzelne Behälter, die außerhalb der Abfuhrzeit vornehmlich in Tiefgaragen gelagert werden, müssen zu einer Sammelstelle gekarrt werden, die für den Mülllastwagen und seine Besatzung zugänglich ist. Sind die Tonnen und Container einzeln geleert, müssen sie auf dem gleichen mühseligen Wege wieder zurückbefördert werden.

Hamburg setzt auf unterirdischen Müll

Dass dies auch anders gehen kann, zeigt sich etwa in der Hansestadt Hamburg. Dort stellt die örtliche Stadtreinigung (SRH) schon seit dem Jahr 2007 unterirdische Abfallbehälter und Papierkörbe bereit. Das scheint sich bewährt zu haben, denn im vergangenen Sommer ist im Stadtteil Lohbrügge bereits das 1000. Hamburger Unterflursystem in Betrieb genommen worden. 210 Wohnungen sind dort an sechs jeweils fünf Kubikmeter fassende Behälter für Bioabfälle, Altpapier, Wertstoffe und Restmüll angeschlossen, die unsichtbar unter der Erde eingelassen worden sind. Von außen zu sehen sind nur die Einwurfschächte.

Ein solch aufgeräumtes Bild könnte sich künftig vielleicht auch im Rems-Murr-Kreis zeigen. Die kreiseigene Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWRM) ist jedenfalls von ihrem Aufsichtsrat beauftragt worden, ein entsprechendes Konzept zur zukünftigen Entwicklung „smarter und platzsparender Entsorgungssysteme“ auszuarbeiten.

Auch wenn die AWG nur für die Entsorgung und bestenfalls Installationsberatung der neuen Entsorgungsformen zuständig sein soll – zu klären ist vorab dennoch offenkundig einiges. Neben den wirtschaftlichen Aspekten sowie den bau-, umwelt- und satzungsrechtlichen Regelwerken und Richtlinien stelle sich auch die Frage des verpflichtenden Einbezugs aller haushaltsnah abzuholenden Fraktionen wie Rest- und Biomüll, Altpapier, Glas und den bisher mit der gelben Tonne entsorgten Leichtstoffverpackungen, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung. Insbesondere bei Letzteren sei eine Abstimmung mit dem Dualen System nötig.

Rein technisch sei die Entsorgung schon jetzt kein Problem, sagt Marcus Siegel, der Vorstandsvorsitzende der AWRM. Entsprechende Kranfahrzeuge seien vereinzelt bereits bei der Depotentsorgung im Einsatz.

Platzgewinn an der Sammelstelle

Die Vorteile der unterirdischen Sammlung lägen auf der Hand. Siegel führt den Platzgewinn sowohl an der Sammelstelle als auch bei der Vorhaltung ab. Zudem könne die Einwurfkante so niedrig gestaltet werden, dass die im Boden eingelassenen Container auch für Senioren oder Rollstuhlfahrer leichter zu befüllen seien. Und vor allem im Sommer sei die Geruchsbelästigung deutlich reduziert.

Ob ein solches System installiert werde, liege natürlich in der Entscheidung des Bauträgers, sagt der Landrat Richard Sigel, der Unterflursysteme bei Auslandsaufenthalten in Skandinavien schätzen gelernt hat, wo diese längst gang und gäbe seien. Allerdings könnten die Kommunen deren Einführung bei künftigen Bauvorhaben durchaus steuern, indem sie es in ihren Bebauungsplänen zur Auflage machten.

Noch ist die vom Erdboden verschluckte Müllsammlung im Rems-Murr-Kreis aber wohl eine Zukunftsvision. Erstmals formale Berücksichtigung könnte das Unterflursystem für Großanlagen laut Angaben der AWRM in der Abfallwirtschaftssatzung 2026/27 finden. Vielleicht bekommt die Idee dann bei den im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) geplanten Quartiersentwicklungen in Backnang-West oder auf der Stettener Hangweide einen ersten praktischen Schub.