Die Landfrauen war der einzige Verein, wo Frauen ohne ihre Männer hinkonnten. Foto: Steinert

Seit 1956 gibt es einen gemeinsamen Landfrauenverein der beiden Bezirke.

Unter-/Obertürkheim - Die Zeiten haben sich verändert, die Landfrauen sind geblieben. Ursprünglich ging es darum, ein Angebot für die Wengerter-Frauen aus den beiden oberen Neckarvororten zu schaffen. Eine Gelegenheit, bei der sie sich austauschen und gemeinsam etwas unternehmen konnten – vor allem in den Wintermonaten, wenn es auf dem heimischen Hof ohnehin nicht mehr allzu viel zu tun gab.

Es war eine Zeit, in der Frauen noch nicht selbstverständlich ohne ihre Männer ausgehen durften. „Die Landfrauen waren der einzige Verein, wo sie hinkonnten“, sagt Rita Warth, Vorstandsmitglied im Landfrauenverein Untertürkheim und Obertürkheim. Vier Landfrauenvereine gibt es heute insgesamt noch in der Landeshauptstadt, neben dem Zusammenschluss der Landfrauen aus Untertürkheim und Obertürkheim sind sie noch in den Stadtbezirken Möhringen, Plieningen und Mühlhausen vertreten. In den eher ländlich geprägten Regionen gibt es hingegen deutlich mehr Landfrauenvereine. „In der Stadt sind wir etwas Exotisches“, sagt Rita Warth. Die Landfrauen aus Untertürkheim und Obertürkheim sind mit ihren 115 Mitgliedern allerdings der Größte der vier Stuttgarter Vereine.

Es ist für jeden etwas dabei

Der Verein wurde im Jahr 1956 gegründet, seither hat sich jedoch einiges verändert. Während es in den Anfangsjahren nur in den Wintermonaten ein Programm gab, finden die Angebote inzwischen ganzjährig statt, in den Sommermonaten allerdings nach wie vor ein wenig seltener.

Das Programm der Landfrauen aus Untertürkheim und Obertürkheim ist bunt gemischt: Es gibt gemeinsame Theaterbesuche, Vorträge zu Gesundheitsthemen oder Ausflüge an den Bodensee. „Es ist für jeden etwas dabei. Vom Stricken bis zum PC-Lernen“, sagt Rosemarie Warth, ebenfalls Vorstandsmitglied im örtlichen Verein. Auch im Bezirksleben spielen die Landfrauen eine wichtige Rolle. Im jährlichen Wechsel schmücken sie den Osterbrunnen am Paul-Collmer-Heim in Luginsland und am Haus am Weinberg in Obertürkheim. Auch beim Weihnachtsmarkt und beim Untertürkheimer Schmetterlingsfest sind sie aktiv, verkaufen selbst gemachtes Traubengelee oder Salzkuchen oder auch Bätscher, ein pizzaartiges Brotteiggebäck, das auch als schwäbische Pizza bekannt ist. Eigentlich könnten die Landfrauen zufrieden sein. Trotz ihrer etwas exotischen Rolle in der Landeshauptstadt haben sie in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Mitglieder hinzugewonnen. Aber: „Wir wären froh, wenn wir ein paar mehr jüngere Frauen dazu bekommen“, sagt Rita Warth. Den Altersdurchschnitt im Verein schätzt sie auf 60 bis 65 Jahre.