Bei der Namensgebung ist man auf den Geschmack der Eltern angewiesen - und die richten sich oft nach der Mode. Welche Namen in Stuttgart die häufigsten sind, erfahren Sie in unserer Bildergalerie. Foto: dpa

Maria, Anna, Martin, Thomas - welcher Name kommt in Stuttgart am häufigsten vor?

Stuttgart - "Warum heißen eigentlich plötzlich alle Oliver?", fragte der Satiriker Wiglaf Droste einst in einem Song.

Tatsächlich ist Oliver als Vorname in Deutschland seit Ende der 1950er Jahre äußerst populär. Um 1970 gehörte er zu den beliebtesten Jungennamen und kommt auch heutzutage noch häufig vor. Auffällig oft wird Oliver als zweiter Vorname verwendet. Berühmte Namensträger in Deutschland sind der TV-Humorist Oliver Pocher, die Fußballer Oliver Kahn, Oliver Bierhoff, Oliver Neville, der Moderator Oliver Welke sowie der Komiker Oliver Michael Dittrich.

Womit wir beim Thema wären. Denn in Stuttgart heißen 1657 Männer Oliver - damit rangiert der Name gerade einmal auf Platz 24 der häufigsten Vornamen der Stuttgarter (Stichtag 20. Juli 2010). Michaels hingegen gibt es 5446, kein anderer männlicher Vorname kommt in der Landeshauptstadt häufiger vor. Im Durchschnitt sind die Michaels in Stuttgart 39 Jahre alt.

Der Name Michael stammt aus dem Hebräischen und bedeutet : "Wer ist wie Gott?". Namensgeber ist der Erzengel Michael, der unter anderem die Taten der verstorbenen Menschen mit der Seelenwaage beurteilen soll. Den beliebten Namen tragen auch der Comedian Michael Mittermeier, die Fußballer Michael Rummenigge und Michael Ballack, der Entertainer Michael Schanze, der Rennfahrer Michael Schumacher sowie der Schriftsteller Michael Ende.

Ein anderes Lied, das sich mit einem Vornamen befasst, stammt von der Kleinen Tierschau: "Lieber doof sein als Gaby heißen", behaupteten die drei Stuttgarter Jungs. Liegt es an traumatischen Erfahrungen mit einer Gaby, dass sie den Namen nicht eben schätzen? Gelegenheit, solche zu machen, hatten sie in Stuttgart freilich genug. Gabrieles, die gern kurz Gaby genannt werden, gibt es in Stuttgart 2104. Der Name belegt den Platz 15 der häufigsten weiblichen Vornamen in Stuttgart.

Maria wohnt in Stuttgart besonders oft

Auf Platz 1 steht ebenfalls ein Name, der in einem Song prominent Erwähnung findet - in Carlos Santanas "Maria, Maria", der wohlgemerkt aus Mexiko stammt. In Deutschland ist die Beliebtheit des Vornamens Maria regional sehr unterschiedlich geprägt. Während dieser Name in Norddeutschland nur selten als Hauptname vergeben wird, gehört er in anderen Regionen schon seit langer Zeit zu den beliebtesten Vornamen.

Aufgrund der Heiligenverehrung Marias, der Mutter von Jesus Christus, als "Mutter Gottes", galt die Verwendung als Personenname jedoch jahrhundertelang in christlichen Gebieten als Profanierung und wurde gemieden. Erst ab dem 16. Jahrhundert fand der Name als weiblicher Vorname verbreitetere Verwendung.

Ein besonderes Merkmal des vorwiegend weiblichen Vornamens ist, das er, vor allem in katholischen Kreisen, als zusätzlicher männlicher Vorname verwendet wird - wie etwa bei Rainer Maria Rilke oder Erich Maria Remarque. Dieser ist allerdings nicht in die Statistik eingeflossen.

Neben der Herleitung zu Miriam, dem Namen der Prophetin und Schwester des Moses im Alten Testament (umstritten, wahrscheinlich von ägyptisch mry: geliebt) ist auch die zum hebräischen Stamm MRA, "mästen" denkbar. Maria würde demnach "die Wohlgenährte" bedeuten. Das durchschnittliche Alter aller Frauen in Stuttgart, die Maria heißen, liegt bei 53.

Doch vielleicht steht eine Verjüngung bevor: Maria ist einer der wenigen Vornamen, die auch heute wieder zu den beliebtesten zählen, wenn es darum geht, dass Eltern ihre neugeborene Tochter mit einem Namen bedenken. Unter den häufigsten Namen der Stuttgarter Babys des Geburtsjahrgangs 2009 liegt Maria immerhin auf Platz 28, 14 Marias wurden 2009 geboren.

Im Jahr 2009 war David hoch im Kurs

Auf Platz 1 der häufigsten weiblichen Vornamen des Geburtsjahrgangs 2009 ist Sara oder Sarah. Dieser Mädchenname taucht vermehrt seit 1970 in den deutschen Hitlisten auf. Seit 1985 erfreut Sarah sich als Vorname extremer Beliebtheit - 2001 schickte Sarah Connor musikalische Grüße "From Sarah in love". Der Name geht im Allgemeinen auf die biblische Person Sarai zurück, Abrahams Frau, die von Gott in Sarah umbenannt wurde und als eine der Erzmütter Israels gilt. Der Name Sarah bedeutet Fürstin oder Herrin, auch Prinzessin.

Bei den Jungs rangiert David auf dem ersten Platz. Die hebräische Urform ist "Dawidh", der Geliebte, Liebling (Gottes). Der Name David ist in der Bibel über 1000-mal in den hebräischen Schriften zu finden, und er bezieht sich auf den zweiten König Israels. David ist damit der am dritthäufigsten erwähnte Name in den hebräischen Schriften, neben Moses und Abraham.

Warum heißen plötzlich also alle nicht mehr Michael? Soziologisch gesehen gibt es einen Ablauf der Namensgebung, der sich in Wellenform immer wiederholt: Die soziale Oberschicht gibt ihren Kindern Vornamen, die besonders erwählt sind und sie vom einfachen Volk unterscheiden sollen. In den folgenden Jahrzehnten gibt die Unterschicht ihren Kindern auch diese Namen. Dadurch werden diese Namen "gewöhnlich", und die Oberschicht sieht sich veranlasst, neue Vornamen zu geben oder auf sehr alte und ungebräuchlich gewordene Namen zurückzugreifen oder Doppelnamen zu bilden. Um 1600 begann auf diese Weise die Bildung von Doppel-Vornamen. Als schließlich alle Kinder mehrere Vornamen hatten, begann die Oberschicht wieder, nur einen einzigen Vornamen zu vergeben. So folgt seit Jahrhunderten Modewelle auf Modewelle.

Auch psychologisch betrachtet messen einige Sprachforscher dem Namen viel Bedeutung bei: Sie schließen vom Namen auf die Persönlichkeit - nach dem Motto "Sag' mir, wie du heißt, und ich sag dir, wer du bist". Ihrer Theorie zufolge besitzen Namen einen Charakter und geben dem Träger einen Lebensweg vor.