Richtig kratzen – geht das auch? Foto: Adobe/Stock

Kaum ziehen die Temperaturen ein bisschen an, kommen die Uralttricks vermeintlicher Kfz-Winterveteranen wieder zum Tragen. Mittlerweile jedoch sind die Automobile bis unters Dach mit Elektronik vollgestopft. Was also sinnvollerweise tun? Ein paar Tipps.

In der Kälte, selbst in der moderaten Winterkälte, hält sich mancher Irrtum hervorragend: Super im Diesel verbessert die Wintertauglichkeit, Spiritus im Scheibenwischwasser erspart den Frostschutz – und bei vereisten Türschlössern erhitzt man den Autoschlüssel mit dem Feuerzeug. So manches davon hatte früher einmal seine Berechtigung, zu Zeiten nämlich, als die Autos noch nicht so mit Elektronik vollgestopft waren und lange bevor die neueste Motorentechnik Einzug in den Fahrzeugbau gehalten hatte. Heute geistern diese Tipps aber immer noch durchs Internet. Das kann fatale Folgen nach sich ziehen.

1Gegen vereiste Türschlösser hilft ein erhitzter Autoschlüssel

Natürlich ist es ärgerlich, wenn das Türschloss eingefroren ist, zumal der Türschlossenteiser ja meist im Handschuhfach liegt. Nun aber heißes Wasser auf das Türschloss zu kippen, in der Hoffnung, es auf diese Weise auftauen zu können, ist zumeist kontraproduktiv.

In der Regel braucht man nämlich erstaunlich viel heißes Wasser, um erfolgreich zu sein, und obendrein vereist das Türschloss dann aufgrund des dabei eingedrungenen Wassers später noch viel schneller. Noch schlimmer kann es werden, wenn man den Autoschlüssel mit dem Feuerzeug erhitzt, da moderne Fahrzeugschlüssel mit Mikroelektronik ausgerüstet sind, die dabei Schaden nehmen kann.

Obenderein kann auch noch das Plastik des Griffstücks schmelzen. Aber auch von ganz billigen Enteiserflüssigkeiten sollte man Abstand nehmen: Sie enthalten oft noch einen Rest Wasser und der kann das Schloss doch noch einfrieren lassen, zumindest auf Dauer. Kriechöle unterkriechen hingegen die schon vorhandene Feuchtigkeit schnell und halten sie von den mechanischen Teilen zuverlässig fern. Somit kann das Schloss auch in Zukunft nicht mehr so schnell einfrieren.

2Moderne Türgummis brauchen keine Pflege mehr

Es stimmt schon: Wer einen funkelnagelneuen Wagen mit ebensolchen Türgummis hat, kann das Thermometer weitaus entspannter beobachten. Aber auch neue Türgummis verlieren ihre wasserabweisenden Eigenschaften relativ schnell und wo Wasser ist, kann es auch gefrieren. Sprich: Die Türen lassen sich nur mehr mit roher Gewalt öffnen oder sogar überhaupt nicht mehr. Wichtig ist es also, die Türgummis sowie auch das Metall der Autotür, das sie berührt, trocken zu halten. Spezielle Pflegeprodukte aus dem Fachhandel können dabei helfen, zur Not tut es aber auch eine hauchdünne Schicht Vaseline aus der Apotheke.

3Beim Anschieben wählt man am besten den ersten Gang

Wenn die Batterie versagt, kann man ja das Auto notfalls auch noch anschieben. Das funktioniert allerdings nicht bei allen Fahrzeugen gleich gut. Autos mit Automatikgetriebe lassen sich überhaupt nicht anschieben und auch wer ein Kfz mit Dieselmotor anschieben will, muss ordentlich gefrühstückt haben. Am einfachsten lassen sich Autos mit Benzinmotor anschieben. Rollt das Fahrzeug dann erst einmal, sollte man allerdings keinesfalls den ersten Gang einlegen, um zu starten, sondern besser den zweiten. So springt der Wagen leichter an und ruckelt und bockt dabei auch nicht so sehr.

4Super im Diesel verbessert die Wintertauglichkeit

Fahrer von Dieselfahrzeugen kennen das noch aus früheren Zeiten: Wenn der Wagen aufgrund der großen Kälte nicht anspringen wollte, konnte es hilfreich sein, dem Dieseltreibstoff ein, zwei Liter Superkraftstoff pro Tankfüllung hinzuzufügen. Die Zündfähigkeit konnte sich so verbessern und das Auto sprang somit auch viel besser an. Aber Vorsicht: Das war einmal. Moderne Motoren können dabei Schaden nehmen. Normalerweise ist die Zündfähigkeit des aktuellen Winterdiesels aber auch vollkommen ausreichend, sodass auf derartige Methoden ohnehin verzichtet werden kann.

5Alkohol im Scheibenwischwasser ersetzt das Frostschutzmittel

Im Internet kursieren jede Menge Tipps von selbst ernannten Experten, wie man sich angeblich das teure Frostschutzmittel des Scheibenwischwassers sparen kann. Sei es nun klarer Schnaps, Spiritus oder sogar Salz: Es ist so ziemlich alles mit dabei, was dem Wagen schaden kann. Dabei kann Alkohol die Scheibenwischergummis zerstören und Dichtungsmaterialien angreifen. Salz kann die Scheibenwischdüsen verstopfen und Spiritus einen gefährlichen blendenden Schmierfilm auf dem Glas hinterlassen. All das kann nicht nur richtig teuer, sondern auch gefährlich werden.

6Bei der Starthilfe kann man heutzutage nicht mehr viel falsch machen

Früher einmal konnte man in der Tat nicht allzu viel falsch machen bei der Starthilfe. Wichtig war ja eigentlich nur, darauf zu achten, dass Plus- und Minuspol nicht vertauscht wurden. Die Zeiten sind allerdings lange vorbei.

Die moderne empfindliche Fahrzeugelektronik verzeiht ein falsches Anschließen der Überbrückungskabel keineswegs so leicht, wie alte Fahrzeuge das tun. Heutzutage sollte man vorher unbedingt die Betriebsanleitung des Autos studieren und die dortigen Anweisungen genau befolgen. Es kann sogar sein, dass ein spezielles Überbrückungskabel vom Fahrzeughersteller gefordert wird, das für die moderne Kraftfahrzeugelektronik geeignet ist.

7Heißes Wasser enteist die Scheiben zuverlässig

Wer morgens schnell losmuss und dann auch noch ewig die Scheiben kratzen soll, kommt durchaus auch schon einmal auf die Idee, heißes Wasser auf die Windschutzscheibe zu kippen. Das kann allerdings ganz schnell nach hinten losgehen. Kochendes Wasser und eiskaltes Glas vertragen sich nämlich nicht, und so kann es gut sein, dass die Scheibe einen Sprung bekommt. Zudem gefriert das Wasser meist schneller wieder, als es einem lieb sein kann, und so ist die gesamte Aktion eher kontraproduktiv.