Vorher – nachher: Aus goldglänzenden Rohlingen entstehen in den Staatlichen Münzen Stuttgart Geldstücke. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In unserem Stuttgart-Adventskalender öffnen wir jeden Tag ein spannendes Türchen in Stuttgart für Sie. Am 20. Dezember erfahren wir in den Staatlichen Münzen Stuttgart, der größten Prägeanstalt in Deutschland, wie Bargeld entsteht.

Stuttgart - Wer dorthin will, wo das Geld herkommt, muss Geduld haben. Die schweren Türen des Münzprägebetriebs Staatlichen Münzen Baden-Württemberg öffnen sich nur nach vorheriger Anmeldung. Sämtliches Münzgeld, das der Besucher bei sich hat, muss im Foyer eingeschlossen werden. In die Produktionsräume gelangt man nur mit einem speziellen Ausweis und jeder, der das Gebäude in Stuttgart Bad-Cannstatt wieder verlässt, wird gründlich kontrolliert. Die Sicherheitsstandards in der Prägestätte in Stuttgart sind hoch. Und das aus gutem Grund, wie der Rundgang durch die Produktion zeigt.

Münzleiter Peter Huber brennt für Münzen. Eine Welt ohne Bargeld kann er sich nicht vorstellen. „Wie wollen Sie Kindern ein Gefühl für Geld vermitteln, wenn das Geld nur virtuell ist?“, fragt er, während in den Räumen unter ihm ein Teil des Geldes entsteht, mit dem Menschen in der Eurozone tagtäglich bezahlen. Doch nicht nur Euromünzen verlassen die Stuttgarter Prägestätte, auch andere Währungen werden hier gefertigt – zum Beispiel die bolivianische Währung Bolivianos.

Golden schimmernde Rohlinge

Insgesamt fünf Prägestätten gibt es in Deutschland, davon sind zwei in Baden-Württemberg angesiedelt, in Stuttgart und Karlsruhe. Beide Standorte haben zusammen 80 Mitarbeiter, erklärt Huber.

Einer von ihnen ist Peter Preuss, der Abteilungsleiter der Produktion. Mit ihm geht es zunächst hinunter in den Keller, wo die Münzrohlinge angeliefert werden. Preuss öffnet einen der grauen Behälter. Die flachen Scheiben schimmern golden, wie die Münzen, in denen die Comic-Ente Dagobert Duck gerne badet. Doch der würde an diesen Rohlingen wohl wenig Gefallen finden – ohne Prägung sind sie nicht besonders wertvoll, sagt Preuss.

Nachdem die Metall-Scheiben stichprobenartig auf ihre Qualität untersucht worden sind, gelangen sie in „das Herz der Münze“, wie der Produktionsleiter den großen Raum nennt, in dem 13 Prägeautomaten das Material in ein Zahlungsmittel verwandeln.

105 Tonnen machen die Münze wertvoll

Dort, wo die Zwei-Euro-Münzen entstehen, befinden sich zwei Behälter mit Rohlingen vor der Maschine – in einem liegen goldglänzende Scheiben, im anderen silbrige Ringe. „Den äußeren Ring der Zwei-Euro-Münze stellen wir aus einem Rohling her – zuerst wird die Randschrift ‚Einigkeit und Recht und Freiheit’ eingeprägt, dann wird der Rohling gestanzt, sodass daraus der Ring entsteht“, sagt Preuss.

Ring und Scheibe laufen über Bänder in die Prägemaschine und werden zur Bearbeitung auf rund 40 Grad erwärmt. In einem Schritt – und mit einem Kraftaufwand von 105 Tonnen – presst die Maschine beide Teile zusammen und prägt die Münze. Bis zu 750 solcher Zwei-Euro-Stücke kann der Prägeautomat in der Minute produzieren. Warm und glänzend fallen die Geldstücke heraus.

Ein „F“ kennzeichnet Münzen aus Stuttgart

Bevor sie verpackt werden, prüfen die Mitarbeiter der Prägeabteilung die Münzen genau: Ist mit der Randschrift alles in Ordnung? Gibt es Risse? Stehen Vorder- und Rückseite im richtigen Verhältnis? Haben die Münzen die Qualitätskontrolle bestanden, dann werden sie maschinell rolliert, gewogen und in Bankcontainern verstaut, die schließlich verplombt werden. 75.000 Zwei-Euro-Münzen passen in einen solchen Behälter. Bis die Münzen schließlich in den Umlauf gelangen, lagern sie hinter riesigen Tresortüren, dick wie Baumstämme. Kein Angestellter darf hier alleine hinein, es gilt das Vier-Augen-Prinzip.

Rund 1,2 Milliarden Münzen verlassen die Stuttgarter Prägestätte jedes Jahr, darunter auch Medaillen und Sammlermünzen. „Eine große Stückzahl davon sind aber Umlaufmünzen“, sagt Münzleiter Huber. Die zu prägende Menge legt das Finanzministerium in Berlin fest. „Stuttgart ist die größte Prägestätte in ganz Deutschland“, ergänzt Produktionsleiter Preuss. 38 Prozent der im Land geprägten Münzen stammen demnach von hier. Sie sind mit einem kleinen „F“ gekennzeichnet. Wer ein solches beim Blick ins Portemonnaie auf einem Geldstück entdeckt, hält also eine Münze aus dem Ländle in der Hand.