Rufe nach Erneuerung kommen nun schon aus der CDU-Spitze – sie haben nicht nur das Wohl der Partei im Blick, meint unser Berliner Korrespondent Christopher Ziedler.
Berlin - Feind, Todfeind, Parteifreund – die berühmte Steigerung von Franz Josef Strauß passt wieder einmal. Wollte die Union ihre Restchance auf den Machterhalt nutzen, müsste sie dafür in den ersten Jamaikagesprächen ideenreich und geschlossen auftreten. Stattdessen wird die Luft immer dünner für den Verhandlungsführer Armin Laschet. Die Wortmeldungen zielen zwar vorrangig auf die strukturelle Erneuerung der Partei nach der historischen Wahlschlappe, aber der CDU-Vorsitzende ist immer mitgemeint. Niemand könne leugnen, dass, so ausgerechnet Laschets Teampartner und Parteivize Jens Spahn, „unser Spitzenkandidat nicht richtig gezogen hat“. Das stimmt. Genauso richtig aber ist, dass die Liberalen nicht mit einer Union im Selbstzerfleischungsmodus werden regieren wollen.
Den Wortführern geht es auch um sich selbst
Dass der inhaltliche und personelle Neustart unabhängig von der Regierungsbildung gelingt, ist ohnehin illusorisch. Wie soll das gehen? Laschet erst zum Kanzler wählen, um ihn dann auf einem Sonderparteitag als Parteichef abzusägen? Eine absurde Vorstellung. Den Wortführern vom Wochenende geht es um eine Zukunft ohne den Kanzlerkandidaten – und auch um sich selbst.