Die Nachfolgebauten auf dem früheren Messegelände gelten als architektonisch anspruchsvoll – das Stadtteilzentrum Killesberghöhe kämpft aber immer noch mit Anlaufproblemen. Foto: Kuhnle

Auf dem Killesberg läuft es immer noch nicht rund. Im Stadtteilzentrum und in den teuren Domizilen gab es Klagen über Baumängel. Läden stehen leer. Der Kundenstrom lässt zu wünschen übrig – der Stadtbahnverkehr auch.

Auf dem Killesberg läuft es immer noch nicht rund. Im Stadtteilzentrum und in den teuren Domizilen gab es Klagen über Baumängel. Läden stehen leer. Der Kundenstrom lässt zu wünschen übrig – der Stadtbahnverkehr auch.

Stuttgart - Wenn Spaziergänger am Stadtviertel Killesberghöhe vorbeischlendern, äußern sie schon mal Lob für die Architektur. Manche Geschäftsleute und die Bewohner der Nobelhäuser mögen das aber kaum mehr hören. Grund: Auch etliche Monate nach dem Bezug und der offiziellen Eröffnung des Stadtteilzentrums mit Läden, Gastronomie und Ärztehaus kämpfen sie noch mit Baumängeln. Und einige konnten nur mit riesigen Verspätungen einziehen.

In den Gebäuden, die von renommierten Architekturbüros entworfen wurden und der Stolz des österreichischen Investors Franz Fürst sind, sei vieles „schlecht ausgeführt“ worden, sagt ein Insider. Er und andere berichten von schiefen Wänden, zu spät fertiggestellten Toiletten und fehlenden Wasserabläufen an Balkonen, weshalb das Wasser die Fassaden hinunterlaufe.

Fürst sagt, er verstehe, dass manche Probleme den Bewohnern zusetzten. Manchmal sei es aber auch um Kleinigkeiten gegangen – und um sehr hohe Erwartungen der Käufer. Die Quote der Nacharbeiten sei freilich „höher als bei meinen anderen Bauprojekten“, räumt Fürst ein. An ihm liege es nicht. Mit dem Generalunternehmen Ed. Züblin AG habe er aber Riesenprobleme gehabt. Von dem Unternehmen fühlt er sich „hängengelassen“. Doch jeder Käufer habe qualitätvolle Baumaterialien und eine tolle Wohnung erhalten.

Züblin antwortet kühl, man habe den Vertrag erfüllt, alle bestellten Leistungen erbracht. Die bei der Bauabnahme vereinbarten Nacharbeiten seien so gut wie abgeschlossen. Die Abwicklung so großer Projekte biete immer gewissen Diskussionsstoff.

Mit Leerständen und mangelnder Besucherfrequenz gibt es im Geschäftszentrum, das im Sommer 2013 von Fürst an die Württembergische Lebensversicherungs AG verkauft wurde, weitere Fronten. Die Modeboutique La Chemise, zuvor ein Traditionsgeschäft in Stuttgart-West, hat dichtgemacht. „Das Sortiment und die Marken“ – durchaus klangvolle Namen – „kamen am Standort nicht an“, sagt Centermanagerin Birgit Greuter. Man suche einen Nachmieter. Im Gespräch: ein Geschäft für Nobelfahrräder.

Nebenan sind zum zweiten Mal Künstler und Designer eingezogen, die auf 119 Quadratmetern ihre Arbeiten vermarkten. Es sind Kurzzeitmieter. Damit sollen die Leerstände kaschiert werden, meint man im Viertel. Aus demselben Grund sei die Centermanagerin auch in einen ebenerdigen Laden gezogen.

Greuter bemüht sich, das Gespenst des Leerstands, das von den Mietern beschworen wird, zu vertreiben. Neben den bekannten Ladenflächen gebe es noch „ein paar wenige freie Flächen für Ärzte“. Mieter bewerten das anders, wollen Auskünfte aber höchstens im Schutz der Anonymität geben.

Der Gastronom Gregor Scholz, der das Scholz am Park betreibt, äußert sich zu seinen Geschäftsbeziehungen gar nicht. Auch nicht zu Gerüchten, er habe mehrere Monate die Miete nicht bezahlt. Auch der Sprecher der Württembergischen Lebensversicherung, Immo Dehnert, schweigt dazu. Fürst sagt, bei der Gastronomie habe es Startschwierigkeiten gegeben.

Letzten Sommer habe man die Räume übergeben, und Scholz habe dann „ordentlich bezahlt“. Dann gab Fürst die Geschäftsgebäude ab. Inzwischen hat Scholz sein Lokal mit einem neuen Küchenchef in Schwung gebracht. Er rät allen, über die Unzufriedenheiten nicht das qualitätvolle, deutschlandweit einmalige Projekt aus Geschäftszentrum und hochwertigem Wohnen zu diskreditieren.

Ein Grundproblem ist die – noch – mäßige Besucherfrequenz. Einst seien Hoffnungen auf 7000 bis 10 000 Besucher pro Tag gemacht worden, sagt ein Geschäftsmann. Tatsächlich seien es oft nur ein paar Hundert. Eine verrückte Parkplatzsituation habe dazu beigetragen – bis auf Drängen von Fürst bei Geschäftsleuten und Parkhausbetreiber eine halbe Stunde Gratisparken eingeführt wurde. „Im Januar zog es an“, sagt Greuter. Gemessen habe man den Besucherstrom aber nicht.

Scholz versichert ebenfalls, die Besucherfrequenz sei viel besser geworden. Von großen Problemen will auch Dehnert nichts wissen. Die Württembergische besitze 19 500 Quadratmeter für Handel, Gastronomie und Arztpraxen. Davon seien 1000 Quadratmeter zurzeit nicht vermietet, darunter 300 Quadratmeter Handelsfläche. Dass ein so großes Projekt Zeit zum Anlaufen benötige, sei üblich. Leerstände und einzelne Mieterwechsel seien da normal.

Die Geschäftsleute hoffen jetzt, dass die Stadtbahnen auf der Linie 5 künftig wieder in kürzerem Takt zwischen Leinfelden und Killesberg pendeln und mehr Besucher bringen. Auch der Bürgerverein und diverse Institutionen und Veranstaltungsstätten setzen sich für bessere Taktzeiten ein. „Die Bewohner des Stifts kommen ja bei den derzeitigen Taktzeiten kaum vom Killesberg weg“, sagt eine Geschäftsfrau.

An diesem Mittwoch will man den Forderungen an die SSB daher bei einer Pressekonferenz Nachdruck verleihen, bei der 3000 Unterschriften präsentiert werden.