„Wir sind stolz darauf, Wegbereiter für ein neues Denken und Handeln zu sein“, sagt Professor Michael Resch. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das HLRS der Uni Stuttgart hat seit zehn Jahren einen Umweltmanagementplan. Doch was hat modernste Technik mit Naturschutz zu tun?

Vaihingen - Das Höchstleistungsrechenzentrum (HLRS) auf dem Vaihinger Campus betreibt unter anderem einen der schnellsten Supercomputer Europas. Doch die moderne Technik ist schlecht für die Umwelt, insbesondere wegen des immensen Energiebedarfs. Darum geht es am HLRS auch um Nachhaltigkeit, und das seit mittlerweile zehn Jahren. Nun will das HLRS sein Engagement für die Umwelt ausbauen.

Das HLRS entwickelte sein Umweltmanagementsystem im Rahmen eines vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten Projekts. „Dass das HLRS als internationaler Leuchtturm hier mit einem gelebten Nachhaltigkeitskonzept beispielgebend vorangeht, ist mit Blick auf den nötigen Klimaschutz bei Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz besonders wertvoll“, wird die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in einer Pressemitteilung zitiert. „Wir sind stolz darauf, Wegbereiter für ein neues Denken und Handeln an der Schnittstelle zwischen Energie und Entwicklung in der IT zu sein“, ergänzt Professor Michael Resch, der Direktor des HLRS.

Es gibt einen Praxisleitfaden „Nachhaltig in Rechenzentren“

2020 wurde das HLRS als erstes Höchstleistungsrechenzentrum seiner Größe nach EMAS — dem weltweit anspruchsvollsten Programm für Umweltmanagement — und gemäß dem Sigel „Blauer Engel für den energieeffizienten Rechenzentrumsbetrieb“ zertifiziert. Zum Umweltmanagementplan des HLRS gehört zum einen, dass die Rechen- und Kühlsysteme so effizient wie möglich betrieben werden. Zum zweiten werden Nachhaltigkeitsaspekte in das Zentrum integriert— von der Beschaffung neuer Produkte über die Abfallentsorgung bis hin zum Erhalt der Artenvielfalt auf dem Gelände. Zudem hat sich das HLRS dazu verpflichtet, seine Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern und seine Expertise mit anderen Datenzentren zu teilen. Der Praxisleitfaden „Nachhaltigkeit in Rechenzentren“ ist ein erster Schritt. Er steht anderen Rechenzentren und Datenzentren als Wegweiser für die Fortentwicklung ihrer eigenen Umweltleistung zur Verfügung. Auch das für 2026 avisierte neue Rechnergebäude des HLRS soll nachhaltig werden. Dabei stehen vor allem die Optimierung der Energieversorgung, der Kühlung und die Nutzung der Abwärme im Vordergrund der Überlegungen.

Der Superrechner Hawk ist eine Ressource für die Spitzenforschung

Darüber hinaus befassen sich auch zwei neue Forschungsprojekte mit der Nachhaltigkeit in Rechenzentren: Ein vom HLRS geleitetes Projekt namens ENRICH (Energie, Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz in IT und Rechenzentren) wird einen digitalen Atlas entwickeln, um das Wachstum des IT-Sektors in Baden-Württemberg vorherzusagen und Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz zu identifizieren. Zudem will das HLRS mit dem Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung an der Universität Stuttgart zusammenarbeiten, um neue Ansätze für die dynamische Regulierung der Kühlung seines Supercomputers zu testen.

Nachhaltigkeit wird am HLRS nicht nur selbst gelebt, es trägt durch die Bereitstellung von großer Rechenleistung auch zur Entwicklung nachhaltigerer Lösungen bei. Der Supercomputer Hawk ist eine Ressource für die Spitzenforschung, die neue Möglichkeiten identifiziert, Energie einzusparen, die Auswirkung des Klimawandels vorherzusagen oder nachhaltigere Städte zu planen.