Die Organe werden in einem Alkoholgemisch haltbar gemacht und in Gefäßen aufbewahrt. Foto: Thinschmidt

Im zoologischen und tiermedizinischen Museum der Universität gibt es viel zu entdecken.

Hohenheim - Im Schloss spukt es – könnte man meinen. Unheimliche Gestalten starren einen von überall her an. Totenköpfe, Skelette und zweiköpfige Monstrositäten. Bizarre Instrumente und Innereien füllen die Ecken. Doch fürchten brauchen die Schlossbesucher die Stücke nicht. Sie gehören zur Ausstellung des zoologischen und tiermedizinischen Museums der Universität Hohenheim.

Dort gibt es viel Kurioses zu entdecken. In den Schränken steht mehr Eingelegtes als in Omas Küche. Ob Organe – gesund oder krank –, Embryos in verschiedenen Entwicklungsstadien oder eine Vielzahl an Reptilien. Alle sind in Gefäßen mit einem Alkoholgemisch konserviert. Hier merkt man, dass die Sammlung ursprünglich der Lehre diente.

Eine Vitrine enthält, neben Fehlbildungen, wie den Köpfen eines siamesischen Zwillingskalbs, auch eine der größten Holzbibliotheken Deutschlands. Die Xylothek – wie sie im Fachjargon heißt – besteht aus hölzernen Büchern. Deren hohles Inneres enthält Blätter, Samen und Holzstücke der Bäume, aus denen sie geschnitzt wurden.

Biegt man von hier ab, findet man im Museum auch Instrumente aus der Tiermedizin. „Hier sieht es ein bisschen aus wie in einer Folterkammer“, aber für große Tiere brauche man eben große Skalpelle, erklärt Christian König. Der Doktorand der Biologie bietet im Museum Führungen an. Die Ausstellungsstücke sind zum Teil mehr als 200 Jahre alt. So gibt es ein riesiges metallenes Besamungsgerät und eine Geburtshilfe für Rinder. Diese besteht aus einer Kette, die an dem festsitzenden Kalb befestigt wird und einer Kurbel, mit der man es durch Drehen herauszieht.

„So was hätte ich auch gern daheim“

Der Besuch des Museums ist aber hauptsächlich ein Rundgang quer durchs Tierreich, meint der Direktor Johannes Steidle. Tiere aus aller Welt sind zu sehen: Lemuren, Kängurus, Riesenkrabben. „Schon erstaunlich, wo man ein Faultier herkriegt“ bewundert der Professor der Zoologie die Artenvielfalt, die im Museum zusammengetragen wurde. Auch der unscheinbar in einer Ecke stehende und eher an einen langen Ast erinnernde Walpenis sowie das skelettierte Hinterteil eines See-Elefanten erstaunen ihn. „So was hätte ich auch gern daheim“ schwärmt Steidle.

Vom niedrigst bis zum höchst entwickelten Lebewesen gibt es alles zu sehen. So reicht die Spannweite von einer Insektensammlung bis zum Skelett eines Menschen. Der Schaukasten mit den Krabblern ist das Lieblingsstück von Christian König. Es steckt so viel Arbeit und Liebe darin, sagt er. Die Sammlung wurde erstaunlicherweise von einem Friseur zusammengestellt. Der Mann habe das in seiner Freizeit gemacht – als Hobby.

Neben den gewöhnlichen Insekten befindet sich auch eine Tiefsee-Riesenassel im Fundus. „So was haben Sie nicht bei sich im Keller“, scherzt Johannes Steidle. Ihm sei völlig unklar, wo die Forscher das etwa 30 Zentimeter lange Meerestier herhätten. Der Professor geht mit seinen Studenten auf Meeresexkursionen an die Adria. So hat auch er das Museum schon um das ein oder andere Stück bereichert. Zur Zeit landen die meisten Mitbringsel aber bei ihm daheim. Wenn er könnte wie er wolle, sähe seine Wohnung ganz anders aus. Womöglich wie ein zweites Museum. Aber da, witzelt Steidle, spiele seine Frau nicht mit.