Der Weltfußballverband Fifa hat nicht den besten Ruf. Ein durchschaubarer PR-Film kann das auch nicht ändern. Foto: Screenshot Youtube

Fifa-Geschichte, extrem verklärt: Sepp Blatter, Präsident des Weltfußballverbands, mag es gerne glamourös und großformatig. Ein Imagefilm sollte her, am besten ein Blockbuster. Doch das Werk mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle floppt grandios.

Zürich - Es sollte eine große Sache werden. Bei der Premiere von „United Passions“ auf dem Filmfestival in Cannes posierte Fifa-Boss Sepp Blatter mit Gérard Depardieu auf dem roten Teppich. Blitzlichtgewitter, Schlagzeilen. Irgendwo auf den Fluren des Weltfußballverbands (Fifa) muss die Idee entstanden sein, die umstrittene Organisation auf der Kinoleinwand ins rechte Licht zu rücken. Unter der Regie von Frédéric Auburtin wurde schließlich ein aufwendiger Streifen gedreht, mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle als Fifa-Präsident Jules Rimet.

Sepp Blatter wird von Tim Roth gespielt, bekannt geworden durch „Pulp Fiction“. Die Besetzung ist an sich schon grotesk, der Plot umso bizarrer. United Passions zeichnet in samtigen Strichen ein heldenhaftes Epos des Weltfußballverbands. Von den Anfängen mit Jules Rimet, der mit fein gezwirbeltem Schnurrbart seine visionäre Vorstellung vom Fußball präsentieren darf, bis hin zu Sepp Blatter, der als smarter Geschäftsmann im Renault Alpine herumkurvt und lukrative Verträge mit Adidas unterzeichnet.

Die Fifa-Geschichte wird extrem verklärt. Und der Film bedient billige Klischees: Männer, die besonders französisch wirken sollen, gründen bei Käse und Wein die Fédération Internationale de Football Association und halten sich kameradschaftlich die Hände. Es muss schon eine gewisse Portion Chuzpe dazugehören, ein Drehbuch zu schreiben, in dem Funktionäre als Helden dargestellt werden und die eigentlichen Akteure, die Fußballer von Pelé bis Maradona, im Schatten stehen. Man könnte es wohlwollend die Kunst des Weglassens nennen. Kein Wort über Korruption und Bestechlichkeit.

Es gibt keinen Jack Warner und Ricardo Teixeira. Mohamed bin Hammam, der Ex-Vizepräsident, der Funktionäre mit 3,7 Millionen Euro geschmiert haben soll, wird mit keiner Silbe erwähnt. Stattdessen: schöne Bilder, heroische Posen, jubelnde Zuschauer.

Sepp Blatter sagt in dem Streifen: „Der kleinste Bruch von Ethik wird hart bestraft werden.“ Man weiß nicht, ob das Ironie oder Ernst ist. Jedenfalls wähnt sich der Betrachter irgendwie im falschen Film.

Regisseur Auburtin sagte im französischen Fernsehen, dass er den Film zum Teil ironisch verstanden wissen will. Jedenfalls fiel er bei Kritikern durch. Die englische Presse hat ihn verrissen. „Pure Propaganda“, befand „The Telegraph“. Auf Internet Movie Database (IMDB) erhielt er eine Durchschnittsbewertung von 3,1 von 10. Schlechter geht es kaum. Und auch an den Kinokassen floppte der Film. In Russland, wo 2018 die nächste WM stattfinden wird, spielte der Streifen lediglich 127 000 Euro in die Kassen. Im fußballbegeisterten Portugal waren es gerade einmal 5000 Euro, in Serbien 2500 Euro. In Ungarn und Slowenien waren die Einnahmen so gering, dass sie nicht einmal extra ausgewiesen wurden.

Als der Streifen kürzlich auf dem Zürich- Filmfestival gezeigt wurde, war der Saal mit 500 Plätzen gähnend leer. 22 Franken (ca. 18 Euro) wollte kaum ein Zuschauer für ein Laientheater bezahlen. In Frankreich kam der Film erst gar nicht in die Kinos, sondern wurde gleich auf DVD veröffentlicht.

Fast 25 Millionen Euro soll der Film gekostet haben, 90 Prozent des Budgets stammen aus der Fifa-Kasse. Generalsekretär Jérôme Valcke bezeichnet das Werk als „offen, selbstkritisch und höchst sehenswert“, als „Teil eines Reformprozesses“. Eine groteske Sichtweise. Valcke, der sich um das Amt des Fifa-Präsidenten bewirbt, ist an einer Aufarbeitung der Korruptionsskandale offenbar wenig interessiert. Ob der Film in deutsche Kinos kommt, ist unklar. Egal, den Verlust von gut 21 Millionen Euro wird die Fifa bei Rücklagen von 1,66 Milliarden Euro verkraften. Und einen Oscar erwartet Sepp Blatter wohl ohnehin nicht.