Simulierter Oberschenkelhalsknochen mit Implantat. Die blauen Felder zeigen die Belastung. Foto: Universität Stuttgart/HLRS/SimTech

Er heißt Falke, kostet 38 Millionen Euro und ist viermal so schnell wie sein Vorgänger: Die Uni Stuttgart will mit einem Supercomputer der nächsten Generation neue Maßstäbe beim Simulationsrechnen setzen. Der Neue soll in Medizin, Umwelt, Energie und der Kreativbranche eingesetzt werden.

Stuttgart - Er heißt „Hawk“ – Falke –, kostet 38 Millionen Euro und soll das Höchstleistungsrechenzentrum (HLRS) der Uni Stuttgart weltweit nach vorn bringen: Der Supercomputer der nächsten Generation soll Hazel Hen, das Haselhuhn, ersetzen und viermal so schnell rechnen können.

Seine Leistung soll 24 Petaflops betragen. HLRS-Chef Michael Resch übersetzt das so: Der Falke brauche für eine Rechenanwendung, an der acht Milliarden Menschen sechs Jahre lang tüfteln würden, gerade mal eine Sekunde. Er wird noch komplexere Simulationen rechnen können als sein Vorgänger. Für die Medizin bedeutet das: Der neue Supercomputer kann nicht nur errechnen, wie ein neues Hüftgelenk optimal beschaffen sein muss. Sondern der Falke wird auch selber erkennen, an welchen Stellen der Forscher die Maschine im Einzelnen noch feiner analysieren lassen sollte: nämlich dort, wo beim Bewegungsablauf die höchsten Belastungen und die größten Spannungsspitzen zu erwarten sind. Das ist eines der Anwendungsgebiete, mit dem sich Exzellenz-Forschungsverbund Simtech beschäftigt.

Viel genauere Vorhersagen als bisher sollen mit dem Falken künftig auch in ganz anderen Bereichen möglich sein: etwa bei der Entwicklung des Klimawandels, der Berechnung davon, wie sich Feinstaub bildet und verteilt, aber auch von gesellschaftlich relevanten Themen wie Flüchtlingsströmen. Auch die Themen Energie, Mobilität, etwa autonomes Fahren, sowie die alternde Gesellschaft gehören zu den Anwendungen, bei denen der Falke – neben der Grundlagenforschung – eingesetzt werden soll.

Der Superrechner „Hawk“ soll kleinräumig die Feinstaubentwicklung rechnen können

Allerdings gibt es ihn noch gar nicht. Der neue Supercomputer muss erst noch gebaut werden. Dazu hat die Uni Stuttgart jetzt eine Vereinbarung mit Hewlett Packard Enterprise (HPE) unterzeichnet. 38 Millionen Euro soll der Falke kosten.

Er wird je zur Hälfte vom baden-württembergischen und vom Bundesforschungsministerium finanziert. Anfang 2020 soll der neue Superrechner den alten ersetzen und in Betrieb gehen, wie dieser werde er mit seinen Rechenschränken 42 Quadratmeter brauchen. Und: der Falke wird auch fast genauso viel Energie ziehen wie Hazel Hen: rund 3 Megawatt – pro Stunde.

Der Bedarf an komplexer Rechenleistung wächst weiter

Derzeit wird der Supercomputer zu 90 Prozent von der Forschung genutzt und zu zehn Prozent von der Industrie. Doch der Bedarf wachse weiter. „Wir sind zu 50 bis 100 Prozent überausgebucht“, so Resch.

Die Wartezeit betrage zwei Wochen. Neben Großfirmen und Mittelständlern zeigten auch Medienschaffende aus der Region Interesse. Unter anderem werde die Fortsetzung von Biene Maja mit dem Rechner produziert.

Studierende werden den Superrechner wohl nur in Ausnahmefällen benutzen dürfen – „nur wenn sie’s können“, sagt der HLRS-Chef Resch. „Denn das System kostet pro Stunde 5000 Euro.“