Der Slogan der Studenten Foto:  

Drei Mannheimer Studenten bieten Gratis-Sex zur Entspannung gestresster Kommilitoninnen an.

Mannheim - Noch schnell die Hausarbeit abgeben, Unterlagen kopieren, und die heiße Phase des Semesters geht los. Nun heißt es büffeln bis zum Umfallen, um die Prüfungen zu bestehen. An der Universität Mannheim macht nun eine andere Taktik die Runde. Mit dem Slogan „Gute Noten durch guten Sex“ werben drei BWL-Studenten, die sich Oskar (24), Christopher (21) und Julius (23) nennen, für ihr Projekt Bib:Love. Auf Plakaten, Flyern und über das soziale Netzwerk Facebook bieten sie sich selbst gratis für eine Nacht an – um bei den gestressten Kommilitoninnen für Entspannung zu sorgen. „Nach einem Lerntag kann man sich mit Sport oder in der Sauna entspannen, am besten funktioniert es aber mit Sex“, sagt Oskar. Doch den Studenten bliebe wenig Zeit, um nach einem anstrengenden Tag in der Bibliothek auf Partys zu gehen und Partner für den Geschlechtsverkehr ausfindig zu machen. Da kommt Bib:Love ins Spiel.

Als Callboys sehen sich Oskar, Julius und Christopher nicht, eher wie einen „Telefonjoker“ in hektischen Zeiten. Die Studentinnen können ihre Anfragen per Mail schicken und sich mit einem der drei jungen Männer treffen. Dabei wissen beide Seiten vor der Verabredung nicht, auf wen sie sich einlassen. Oskar, Christopher und Julius bleiben anonym – bis zu dem Moment, in dem sie sich mit einem Mädchen treffen. Da die Studentinnen meist keine Fotos von sich mitschicken, ist es ein Abenteuer für beide Seiten. Allerdings behalten sich die drei Studenten das Recht vor, einen Abend nach einem gemeinsamen Bier zu beenden, sollte ihnen eine Frau nicht gefallen.

One-Night-Stand im Namen der Emanzipation

Etwa 100 Mails haben Oskar, Christopher und Julius seit dem Start im vergangenen November erhalten. Das Ergebnis: neun Verabredungen, von denen fünf tatsächlich zum One-Night-Stand führten. Auch einige Anfragen von schwulen Männern haben sie erhalten. Wenn die Interessenten einverstanden waren, wurden sie untereinander verkuppelt. Die restlichen Mails kamen von Neugierigen, die mehr über Bib:Love erfahren wollen.

Die eigentliche Mission der drei Frauenhelden sei nämlich die Emanzipation, erklärt Oskar. Die ganze Idee entstand im Gespräch mit Kommilitoninnen, die sich darüber beschwerten, dass Männer für One-Night-Stands als tolle Hechte gefeiert werden, während Frauen, die sich das gleiche Recht herausnehmen, immer noch geächtet werden. Dieser Ungerechtigkeit wollen die jungen Männer entgegentreten. „Die Leute können unsere Aktion gut finden oder nicht, Hauptsache, sie reden darüber“, sagt Oskar. Denn nur so würde sich etwas in der Gesellschaft verändern.

Nötig haben es die drei Studenten nach eigenen Angaben nicht, auf diese Weise Frauen kennenzulernen. Selbstbewusst werben sie mit Sprüchen wie „Tiefpunkt in der Lernphase? Wir bringen dich zum Höhepunkt!“ oder „Vergiss Yoga. Nimm uns!“. Auf vielfachen Wunsch nach Referenzen richteten sie auf ihrer Facebook-Seite ein Gästebuch ein, in dem die Damen von ihren Erfahrungen mit Bib:Love berichten können. So schreibt eine Austauschstudentin: „Zwar weiß ich nicht, ob sich meine Noten verbessern werden, aber der Abend war nett.“ Eine andere berichtet: „Gefühlvoll, nett, ausdauernd, witzig – ein schöner Abend!“ Eine Bewertung, mit der Oskar zufrieden ist: „Das läuft wie nach einer erfolgreichen Ebay-Auktion ab.“

Bewertungssystem wie bei Ebay

Die Idee von Bib:Love hat schon andere Unis erreicht. Zweigstellen in Leipzig, Köln, Trier, Berlin und München sind in Planung. Natürlich können sich Oskar, Christopher und Julius nicht selbst um die vielen Studentinnen kümmern; sie geben ihr Projekt und den Namen an andere Frauenhelden weiter.

An ihrer eigenen Uni in Mannheim werden die Hobby-Casanovas geduldet. „Das sind erwachsene Menschen, da mischen wir uns nicht ein“, sagt Uni-Sprecherin Katja Bär. Sie betrachtet das Ganze als einen harmlosen Gag. Auch Denes Kücük, Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni nimmt Bib:Love mit Humor, geht aber davon aus, dass eine Marketingstrategie hinter dem Projekt steckt. „Ich denke, die drei Studenten wollten auf clevere Art Werbung für eine Party machen“, sagt Kücük.

Angst vor negativen Reaktionen haben Oskar, Julius und Christopher nicht. Trotzdem bleiben sie lieber anonym. „Es gibt einen Kreis von Mitwissern, aber man erkennt uns nicht, wenn wir über den Campus laufen“, sagt Oskar. Daran soll sich auch nichts ändern: „Wir wollen das Mysteriöse bewahren und keinen Personenkult um uns betreiben.“ Schließlich gehe es ihnen um die Sache. Um die schönste Nebensache der Welt.