Hohenheimer Tropenforscher beschäftigen sich auch mit dem Weidemanagement in Kenias Savannenregionen. Foto: Uni Hohenheim

Die Uni Hohenheim bündelt ihre Tropenforschung in einem neuen Institut. Mit zehn Professuren und mehr als hundert Mitarbeitern setzt es sich damit bundesweit an die Spitze.

Stuttgart - Wie züchtet man Nahrungsmittel, die mehr Vitamin A, Zink und Eisen enthalten? Wie schafft man es, Kautschuk-Monokulturen so umzugestalten, dass weniger Pestizide eingesetzt werden und das Grundwasser geschont wird? Und wie viel Tierhaltung und Ackerbau verträgt das fragile Ökosystem der Savannen? Mit solchen Fragen beschäftigen sich die Tropenforscher der Uni Hohenheim schon länger. Neu ist, dass erstmals alle Kernbereiche der tropischen Agrarwissenschaften an einem Standort vereinigt werden: in dem Hans-Ruthenberg-Institut für Tropische Agrarwissenschaften. Mit zehn Professuren und mehr als 100 Mitarbeitern entsteht somit Deutschlands größtes Institut in dieser Sparte. Und Hohenheim setzt darauf, große Forschungsprojekte zu erhalten.

Denn es gehe nicht nur um eine räumliche Zusammenführung. „Wir sind einmalig“, erklärt der Institutsleiter Georg Cadisch: „Wir haben zehn Kernprofessuren, die sich ausschließlich mit den Tropen beschäftigen und die ganze Palette bedienen – von der Agrarökologie über Nutzpflanzen- und Nutztierwissenschaften, Agrartechnik, Agrarökonomie bis zu Sozialwissenschaften.“ Bisher waren diese auf mehrere Institute verteilt. Jetzt werden sie auch inhaltlich stärker zusammenarbeiten. Die Anforderungen an die Forscher haben sich verändert, die Aufgabenstellungen seien komplexer geworden und nur gemeinsam zu lösen.

Hohenheimer Forscher untersuchen Konflikte zwischen Ackerbauern und Tierhaltern

Denn Probleme in Entwicklungsländern wie etwa Ernährungssicherung hängen auch mit der Landnutzung und der Tierhaltung eng zusammen. Auch die regionale Politik spiele eine wichtige Rolle. „Wir arbeiten mit lokalen Bauern und der regionalen Regierung zusammen“, so Cadisch. Ein neues Projekt widmet sich der Untersuchung des Ökosystems der Savannen, das bisher noch nicht gut erforscht sei. Das Projekt führt Cadisch, der Professor für Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen ist, gemeinsam mit seiner Institutsvize Regina Birner durch, die Sozialwissenschaftlerin ist. „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, wie Savannen künftig genutzt werden können“, sagt Birner. „Wir wollen integrative Modelle entwickeln und Risiken und Chancen ausloten“, erklärt Cadisch. Solche Modelle könnten auch Zielkonflikte beschreiben, die etwa zwischen Ackerbauern und Tierhaltern entstehen. Dahinter stehe die bisher nicht gelöste Frage: Wie kann man nachhaltig die Produktion steigern und die Ressourcen schützen? Denn, so Birner: „Die Brisanz wächst, weil auch die Bevölkerung wächst.“

Auch innerhalb der Uni hat das neu gegründete Institut einen hohen Stellenwert. „Wir haben zusätzliche Ressourcen bereitgestellt“, sagt Rektor Stephan Dabbert. Ein Koordinator werde eingestellt, um die Forschungsprojekte innerhalb der Uni, aber auch mit internationalen Partnern zu vernetzen und neue Geldquellen zu erschließen. Für das Savannenprojekt habe die Uni aus Stiftungsmitteln eine halbe Million Euro bereit gestellt. „Natürlich wollen wir große Verbundprojekte“, nennt Dabbert als Ziel. Birner ergänzt: „Wir streben einen Sonderforschungsbereich an.“ Auf Nachfrage räumt Dabbert ein: „Wir werden auf jeden Fall einen Antrag in der Exzellenzinitiative stellen.“ Das Thema verrät er nicht.