So sah Studieren im Hohenheimer Audimax vor Corona einmal aus. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

„Wir wollen, dass die Studierenden wieder an die Uni kommen.“ Das sagt der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert. Doch für Präsenzveranstaltungen müsse die Politik die Voraussetzungen schaffen: „Die Abstandsregel muss fallen.“

Stuttgart - Seit mehr als einem Jahr ist ein klassisches Studium wie früher nicht mehr möglich. Die Coronapandemie verlange insbesondere den Studierenden viel ab, gerade sie hätten für das Ziel der Pandemiebekämpfung persönlich zurückstecken müssen, erklärte der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert am Freitag bei einer gemeinsamen Präsenzsitzung von Unirat und Senat im Audimax. „In Hohenheim gibt es Studierende, die die Hälfte ihres Bachelorstudiums absolviert haben, ohne die Uni von innen gesehen zu haben.“ Deshalb sei es wichtig, ihnen so bald wie möglich wieder Präsenzangebote zu machen. „Wir wollen, dass die Studierenden kommen“, sagte Dabbert. Deshalb fordere er: „Die Politik sollte den Studierenden ein Impfangebot noch in diesem Sommer machen.“ Denn das sei die Grundvoraussetzung.

Der Rektor betonte: „Wir müssen da schnell ran, damit es auch für die zweite Impfung reicht und wir im Herbst loslegen können – wir wollen so viel Präsenz wie möglich.“ Deshalb appelliere er an die Politik, die Impfzentren geöffnet zu lassen, bis alle geimpft sind.“ Denn bei Hausärzten sei es kompliziert, viele Studierende hätten auch gar keinen. Aber auch „die Abstandsregel muss fallen“, erklärte der Rektor. Das sei eine zentrale Voraussetzung. Denn andernfalls könne man die Hörsäle – in Hohenheim sind es 33 – ja nur zu einem Bruchteil bespielen und im Audimax nur 145 der 660 Plätze besetzen. Aber auch die Zugangskontrollen wären extrem personalintensiv. Es müsse zuvor also rechtlich geklärt werden, welche Voraussetzungen die Studierenden für eine Teilnahme an Präsenzveranstaltungen mitbringen müssten, so Dabbert. Klar sei aber auch: „Alles doppelt zu machen, Präsenz und digital, das schaffen wir nicht.“

Rektor fordert: „Die Abstandsregel muss fallen“

Die Studierenden hätten trotz Pandemie viel gelernt, aber auch viele Defizite – sei es bei der praktischen Vertiefung oder beim sozialen Austausch. Hinzu kämen psychische Belastungen, so der Rektor. Dies bestätigte auch Hauke Delfs, studentisches Mitglied im Senat: „Es fehlt der Kontakt zu anderen Studierenden – in Zoom-Konferenzen hat man 20 bis 40 schwarze Kacheln vor sich.“ Es gebe deshalb auch „eine große Hemmschwelle, in fachlichen Diskurs zu treten und soziale Kontakte zu knüpfen“. Dabbert sieht noch weitere Maßnahmen als notwendig an, etwa die Verlängerung von Kindergeld und Bafög.

Doch auch für die Beschäftigten der Uni bedeute die Coronapandemie große Herausforderungen. Dass die Uni trotz allem so gut durch die Coronakrise gekommen sei, habe man auch Katrin Scheffer zu verdanken. Die Unikanzlerin wurde am Freitag mit großer Mehrheit im Amt bestätigt und ist Mitglied der Task Force Studienbetrieb der Landesunis und des Wissenschaftsministeriums.

Holterdiepolter die Lehre an der Uni digitalisiert – Sonderprogramm vom Land gefordert

„Wir haben in einem Eiltempo die Lehre an der Uni digitalisiert, sicher auch holterdiepolter, wir wurden gezwungen, Neues zu lernen“, so Dabbert. „In der Lehre haben wir nach wie vor einen Qualitätsanspruch“, betonte er. Vor der Landtagswahl habe man eine Digitalisierung der Unis gefordert, das betreffe auch Forschung und alle anderen Prozesse der Uni. „Wir von den Landesunis halten ein Sonderprogramm der Landesregierung für nötig“, sagte Dabbert, der auch Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz ist. Während der Krise seien die Unis, auch Hohenheim, in Vorleistung gegangen, das Land habe mit Nothilfe unterstützt.

Investitionen seien auch im Hochschulbau notwendig, so Dabbert. Mit den Neubauten für die Landesanstalt für Bienenkunde und Teil eins von „Europas größtem Hightech-Forschungsgewächshaus“, dem Phytotechnikum, könne man nun zwar „Forschung auf internationalem Niveau“ machen, aber „insgesamt dominiert auf dem Campus der Sanierungsstau“, so der Rektor. Ein nachhaltiges Energiemanagement sei so nicht möglich. Solange das so bleibe, sei die angestrebte Klimaneutralität bis 2040 illusorisch. Der Hochschulbau sei die zentrale Stellschraube für den klimaneutralen Campus.