Im „Hohenheimer Radskeller“ können Studierende ihre defekten Fahrräder selbst reparieren oder sich ein Rad ausleihen. Foto: Judith A. Sägesser

Die Gruppe Greening zeigt mit dem moralischen Zeigefinger auf die Umweltsünden der Uni.

Plieningen - Der Kaffeegenuss schadet der Umwelt. Jedenfalls dann, wenn der Wachmacher aus einem Pappbecher geschlürft wird. An der Uni Hohenheim sammeln sich tagtäglich sechs bis acht 50-Liter-Säcke voller Wegwerfbecher an. Das entspricht in etwa sechs Prozent des Restmülls der Hochschule.

Greening Hohenheim, eine Gruppe von Studenten und Mitarbeitern, will sich das nicht mehr länger ansehen und verkauft deshalb seit geraumer Zeit sogenannte Keep Cups. Das sind farbenfrohe Becher aus recyceltem Plastik; sie sehen cool genug aus, damit sie Abnehmer finden. Von 1000 Stück sind mittlerweile 800 im Umlauf. Daher erwähnen die Leute von Greening Hohenheim die Becher-Aktion gern, wenn sie von ihren Erfolgen erzählen.

2009 haben sich Studierende und Mitarbeiter der Uni zu Greening Hohenheim zusammengetan. Es handelt sich um eine lose Gruppe, die sich einmal die Woche trifft. Dann denken die zehn bis 20 Mitglieder nach, wie die Hochschule umweltfreundlicher werden kann. „Wir wollen die Uni besser machen“, sagt der 24-jährige Sebastian Kern. Bisher sei es so, „dass sich die Uni gern damit schmückt“, aber tatsächlich geschehe zu wenig. Die Leute von Greening Hohenheim möchten nicht nur Worte hören, sondern Taten sehen.

Hochschule begeht ökologisches Vergehen

Sebastian Kern und seine Mitstreiter sehen es als ihre Aufgabe an, die Entscheidungsträger so lange zu nerven, bis sich etwas ändert. Sie deuten mit dem moralischen Zeigefinger auf die Umweltsünden der Hochschule. Ökologische Vergehen gebe es genügend. Zum Beispiel die Papiertücher, mit denen sich Studierende und Mitarbeiter die Hände nach dem Toilettengang abtrocknen. Inzwischen hängen im Bio-Gebäude acht moderne Kaltlufttrockner, die laut Greening die Zukunft sein sollen.

Nicht nur auf den Toiletten, auch in der Mensa gibt es offenbar einiges anzuprangern. So setzt sich Greening schon länger dafür ein, dass es einen fleischfreien Tag in der Woche gibt. Oder das zumindest „ökologische Katastrophen wie Pangasius-Filets“ nicht mehr auf dem Speiseplan stehen, wie Sebastian Kern es nennt. „Man beißt sich aber auch mal die Zähne aus.“ Deshalb steckt sich Greening lieber kleine Ziele, die dann eher erreicht werden.

Dazu zählt, dass demnächst alte Kühlschränke ausgetauscht werden. Die Stromfresser aus den Forschungslabors sollen von sparsameren Geräte ersetzt werden. Greening hatte den Verantwortlichen vorgerechnet, dass die Uni damit nicht nur für die Umwelt Gutes tun, sondern auch für ihr Budget. Die Gruppe hatte offenbar so schlüssig argumentiert, dass die Hochschulleitung ein Budget von 20 000 Euro dafür zur Verfügung gestellt hat.

Eines der wohl sichtbarsten Zeichen dafür, dass Hohenheim bereits etwas ergrünt ist, ist der „Radskeller“. Das ist eine Fahrradwerkstatt auf dem Campus. Sie ist jeweils dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet, dann können Radler in der Werkstatt gegenüber der Mensa ihre Gefährte selbst flicken oder flicken lassen. Greening hatte nämlich erkundet, dass viele Studenten nicht radeln, weil der Drahtesel oft kaputt ist. Und so hat die Gruppe vor etwa zwei Jahren den Radskeller eingerichtet. Wer kein eigenes Zweirad hat, kann sich dort eines für wenig Geld leihen. „Das machen vor allem Gaststudenten“, sagt Sebastian Kern. Immer wieder sehen sie Leute mit dem Aufkleber „Hohrent“ auf dem Campus herumdüsen. Dann freuen sie sich.