Die ISS umkreist die Erde in 400 Kilometern Höhe. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird sie aber das Ende ihrer Lebenszeit erreichen, es braucht einen Nachfolger. Foto: epa

Fünf Tage haben Studenten, Doktoranden und Absolventen aus aller Welt am Institut für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart an einer Station auf dem Himmelskörper geplant. Eine hat die Form von mehreren Donuts.

Vaihingen - Cassandra Posada Garcia hat nach ihrem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Mexiko-Stadt als Ingenieurin in der Autoindustrie gearbeitet. „Schöne Autos sind was Tolles. Aber die Raumfahrtindustrie ist spannender“, sagte Posada Garcia am Samstag auf dem Gelände des Instituts für Raumfahrtsysteme an der Universität Stuttgart. Also studiert sie noch an der Technischen Universität Berlin Luft-und Raumfahrttechnik als Masterstudiengang. „Ich möchte sehr gerne in den Weltraum und zum Mond fliegen“, sagte die 30-Jährige.

Was eine Raumstation auf dem Mond bräuchte, wie sie aussehen, dorthin kommen und aufgebaut werden könnte, darüber haben sich 40 Studenten auf dem Campus Vaihingen fünf Tage Gedanken gemacht. „Mich interessiert die menschliche Komponente in der Station sehr, denn komfortabel ist es nicht im All“, sagte Posada Garcia. Bei Null anfangen mussten sie nicht, denn es gibt ja schon die Raumstation ISS, die in 400 Kilometern Höhe um die Erde kreist.

Viele preisgekrönte Studenten haben mitgemacht

„Jede Gruppe hat 1000 Stunden Arbeit in ihr Projekt investiert“, sagte Daniel Frank, der als Projektmanager eines der beiden Teams von je 20 Leuten koordiniert hat. Am Samstag waren die Abschlusspräsentationen der beiden Teams vor Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern.

Die Teilnehmer sind Masterstudenten, Doktoranden und junge Berufstätige aus der Luft- und Raumfahrttechnik. „Es ist toll, dass wir für diesen Workshop preisgekrönte Studenten von überall auf der Welt zu uns nach Stuttgart geholt haben“, sagte der Professor für Astronautik und Raumstationen und frühere Astronaut Reinhold Ewald. Teilnehmer kamen aus Indien und Pakistan genauso wie aus Polen, Großbritannien und Rumänien. Solche Workshops bieten sie seit 2002 immer wieder an. So bekämen die Stuttgarter Studenten mit, wie ihre Uni im internationalen Vergleich sei. „Wir sind stark im Bereich der Lebenserhaltungssysteme“, sagte Ewald.

Cassandra Posada Garcia interessiert gerade der Bereich: „Wir haben uns überlegt, wie dort Lebensmittel wachsen könnten.“ Eine Idee kam aus ihrer Heimat Mexiko: „Manche Menschen essen dort Insekten, weil sie sehr proteinhaltig sind.“ Solch eine Zucht wäre eine Möglichkeit, um Astronauten in der Isolation zu versorgen.

Auf dem Mond gibt es noch viel zu erforschen

Professor Ewald erklärte, warum der Mond mehr als 40 Jahre nach der ersten Landung dort für Raumwissenschaftler wieder interessant ist. „Er ist längst noch nicht auserforscht. Und dort gibt es keine Lichtverschmutzung wie auf der Erde. Das ist für Tests mit Teleskopen interessant.“

Der Mond begeistert auch den 21-jährigen Ingenieur Daniel Robson, der an der Universität Leicester in Großbritannien Raumfahrt-Ingenieurswissenschaften studiert hat. „Wissenschaftler versuchen herauszufinden, ob es am Südpol des Mondes Wasser gibt und Menschen dort leben könnten.“ Das wäre wirtschaftlich interessant, weil Menschen dann dort leben könnten. Wie Posada Garcia aus dem anderen Team würde er auch gerne auf den Mond fliegen. Wie eine Raumstation dort aussehen könnte, dazu haben sie verschiedene Lösungen gefunden. Robsons Team setzt auf mehrere aufblasbare Module mit einem Loch innen, die wie Donuts aussehen. Posada Garcias Gruppe möchte hingegen aufblasbare runde Module mit Kränen auf den Mond schicken.