Die Ludwigsburger Rutschmeisterschaft wurde heuer erstmals als regionaler Wettbewerb ausgerichtet. Das Event zog große wie kleine Wasserfans an. Im Mittelpunkt: Die 100 Meter lange Erlebnisrutsche Lubidu.
Es liegt schon etwas Euphorie in der Luft. Vor allem die Kids fiebern am dem Start der Ludwigsburger Rutschmeisterschaft entgegen, weiß Bademeister Matteo Berta. Aber nicht nur er und seine Kollegen, auch drei Personen in roten Shirts mit dem Aufdruck „Speedrutscher“ geistern durch die Szenerie der Badeanstalt. Sie gehören zu der gleichnamigen Rutschergruppe, die dem Deutschen Rennrutschverband angeschlossen ist.
Mitglied Jens Niedermeyer ist stellvertretender Eventmanager und stellt gemeinsam mit den Ludwigsburger Stadtwerken seit dem Jahr 2019 Rutschevents auf die Beine. „Bis zu 30 pro Jahr führen wir durch“, sagt der aktive Rutscher, der amtierender Deutscher Vizemeister in der Disziplin Wettrutschen ist. Außerdem sei er amtierender Norddeutscher Vizemeister im Wasserrutschen, erzählt er.
Erlebnisrutsche ist 100 Meter lang
Im Jahr 2024 hat Niedermeyer in Ludwigsburg den Bahnrekord aufgestellt – mit 12,29 Sekunden. Am Samstag nun hieß es im Stadionbad für all diejenigen, die sich zur Rutschmeisterschaft angemeldet hatten, erneut: Rutschen, was das Zeug hält. Denn die Schnellsten auf der einhundert Meter langen Erlebnisrutsche sollten sich profilieren.
Die Gewinnerinnen und Gewinnern bei den Damen, Herren, Kindern und Junioren qualifizieren sich dabei für das Deutschlandcup-Finale – ebenso wie die Profis. Niedermeyer sagt: „Es wird wieder Teilnehmer geben, die an die Grenze dessen gehen, was die Rutsche erlaubt.“
Rutsche führte früher ins Innenbecken
Abenteuerliche Stories sind am Beckenrand zu hören. Andreas Rosar etwa erzählt gern von früher. Da führte das Ende der Rutsche noch ins Innenbecken. Die Lubidu, so heißt die Erlebnisrutsche, ist heute allerdings getrennt vom Innenbecken. „Vor mehr als 35 Jahren haben wir auf der Rutsche eine menschliche Staumauer errichtet und sind mit einer Riesenflutwelle ins Becken geschossen“, erzählt der Stuttgarter. Inzwischen ist Aktion verboten.
Doch ungefährlich ist das Rutschen auch bei ordnungsgemäßem Gebrauch beileibe nicht immer: Profi Klaus Mertel, der am Samstag ausnahmsweise als Erster rutscht, kann von manchen Blessuren berichten. So fehlt ihm etwa ein Teil des Schneidezahns. Auch die Schulter hat er sich beim Speedrutschen schon mal verletzt. „Manchmal hebt man auf der Bahn ab und landet unglücklich“, sagt er.
Mit Spaß und Ehrgeiz am Start
Alexander und Sophie Mühlbauer gehören zu den Freizeitrutschern, die das Ganze mit großem Spaß angehen, aber eben auch mit Ehrgeiz. Sophia Mühlbauer wurde im vergangenen Jahr Erste bei den Frauen. Die Kinder – sechs und acht Jahre alt – sind für den Spaß noch nicht zu motivieren. „Die sind eher unter Wasser zu begeistern.“
Auch Jens Kuhn ist Papa. Sohn Noah betrachtet die sportliche Aktivität am Samstag noch aus der Distanz. „Ich rutsche für uns beide“, meint der Vater optimistisch. Gleich drei Versuche hat jeder Teilnehmende – die zwei besten Versuche werden gezählt. Teilnehmer Georg Sideris kennt die Bahn im Stadionbad inzwischen gut. „Seit sie mit Zeitmesser versehen wurde, komme ich her“, erzählt der Wassersportler und freut sich über seine aktuell persönliche Bestzeit von 13,4 Sekunden.
Unterschiedliche Techniken
Für regelrechte Verblüffung aber sorgt Fabienne Angrick. Die 19-Jährige aus Ludwigsburg rutscht zum ersten Mal unter Wettbewerbsbedingungen. „Da bin ich weitaus aufgeregter. Ich will ja mein bestmögliches Ergebnis erzielen“, beschreibt sie die knisternde Vorfreude.
Jens Niedermeyer nimmt sie sogleich als Naturtalent in den Blick – und das obwohl die junge Dame seinen Ratschlägen nicht gefolgt ist. „Er meinte, wir sollten uns hinlegen und Arme wie Beine überkreuzen. Ich aber rutsche immer im Sitzen – im Liegen, das geht gar nicht“, beharrt Fabienne auf ihre Technik, und ihre Leistung gibt ihr am Ende Recht. Denn gleich ihr erster Versuch bringt ein Ergebnis, das nahe an den Profibereich kommt: 13,8 Sekunden zeigt die Zeitmessung an. Chapeau.