Am 6. Dezember schaltet Angelika Becker-Held diese Traueranzeige in der Aachener Zeitung, die jetzt das Netz bewegt. Foto: Screenshot Facebook

Um ihrer Hilflosigkeit Ausdruck zu verleihen, trauert Angelika Becker-Held in einer Anzeige in der Zeitung um die Toten von Aleppo. Die hat jetzt den Weg ins Netz gefunden und bewegt dort zahlreiche Nutzer.

Aachen - „Ich trauere um die Toten von Aleppo. In großer Hilfslosigkeit, Angelika Becker-Held“. Es sind nur diese zwei kurzen Sätze, die zur Zeit das Netz bewegen. Geschaltet als Traueranzeige am 6. Dezember in der Aachener Zeitung, wollte Angelika Beck-Held eigentlich nur ihr Mitgefühl, ihre Anteilnahme und auch die Hilflosigkeit ausdrücken, die sie im Angesicht der humanitären Katastrophe in der syrischen Stadt Aleppo überkommen hatte. Die schlichte Anzeige fand allerdings schnell als Foto den Weg ins Netz, indem sie von der Aktivistengruppe „Zentrum für politische Schönheit“ in Facebook geteilt wurde.

Dort haben den Beitrag mittlerweile mehr als 1800 Nutzer geteilt, einige aber zeigen sich unbeeindruckt und werfen ihr vor: „Naja. Das Geld für die Anzeige hätte man aber auch spenden können.. Den Toten bringts zwar nichts mehr, aber die Flüchtlingshilfe kanns gebrauchen.“ Dabei gehen auch die Meinungen der Nutzer starkt auseinander, denn während die einen finden, dass der Ausdruck von reinem Mitgefühl nicht genug ist, nutzen andere den Anlass, auf andere Übel in der Welt aufmerksam zu machen: „Alle sprechen nur von Aleppo und wer spricht über den Sudan oder über Kongound Nigeria? Sind diese armen Menschen es nicht wert darüber zu berichten. Wir wollen aber auch den Konflikt in der Ukraine nicht vergessen oder ist das unwichtig?“ Für viele Nutzer aber ist die Traueranzeige ein Zeichen der Anteilnahme: „Ich finde es gut, was Frau Becker-Held macht: sie macht aufmerksam. Und das zählt. Wir brauchen mehr Augen, die sehen, mehr Ohren, die hören, mehr Stimmen, die rufen“, findet eine Nutzerin auf Facebook.

„Aber anscheinend habe ich da einen Nerv getroffen“

Die Verfasserin der Trauernanzeige selbst besitzt aber weder einen Facebook-Account, noch hatte sie mit vielen Reaktionen auf ihre Anzeige gerechnet. Dem Wochenmagazin Stern gegenüber gab sich Becker-Held bescheiden: „Aber anscheinend habe ich da einen Nerv getroffen“, sagte die Referentin für Arbeitsablauforganisation. Die 54-jährige hatte die Anzeige ursprünglich nur für sich selbst schalten wollen, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Der Vorwurf einiger Facebook Nutzer, Geld lieber zu spenden, statt für eine Anzeige zu verschwenden, ist dabei nicht gerechtfertigt – denn das hat Becker-Held nach eigener Aussage bereits getan: Um Flüchtlinge zu unterstützen, habe sie Kleider gespendet und mit Auskünften weitergeholfen. Trotzdem fühlte sich die 54-Jährige irgendwie hilflos gegenüber der Weltpolitik. „Was kann man machen? Beten? Einen Brief an Putin schreiben?“, so die 54-Jährige. Um damit umzugehen, und zumindest Anteilnahme am Leid der syrischen Zivilbevölkerung zu zeigen, habe sie die Anzeige dann geschaltet.

Wie es aktuell in der syrischen Stadt aussieht, hier im Video: