Viel Porzellan ist für den Markt gestiftet worden. Foto: factum/Weise

Mit einem Porzellanmarkt füllt der Hemminger Förderkreis der Kirchengemeinde seine Spendenkasse auf. Daraus wird hauptamtliches Personal bezahlt.

Hemmingen - Ob Kahla oder Hutschenreuther, ob Eschenbach oder englisch, ob Kaffeetasse oder Sauciere: die Auswahl an hochwertigem Geschirr war im evangelischen Gemeindehaus Hemmingen am Samstag sehr reichhaltig. Beim ersten Porzellanmarkt gab es ganze Aussteuern zu erwerben. Viele Familien hatten ihre Schränke ausgeräumt und Services gestiftet. Der Erlös des Marktes füllt den Spendentopf des Freundeskreises der Gemeinde. Er will daraus den hauptamtlichen Jugendreferenten bezahlen. Dessen Arbeit sei wichtig, sagte Bernhard Dieterle-Bard vom Freundeskreis, für den Gehaltsanteil der Gemeinde müsse man jedes Jahr 30 000 Euro aufbringen.

Viereinhalb „Spenden“-Stellen

Dass hauptamtliches Personal der evangelischen Kirchengemeinden nicht mehr komplett aus Kirchensteuermitteln bezahlt wird, sondern auch aus zusätzlichen Spenden, das ist seit dem Beginn der großen Sparrunden der Landeskirche vor vielen Jahren nicht ungewöhnlich. Vielerorts gibt es sogenannte „spendenfinanzierte“ Stellen – also Arbeitsverhältnisse, die nur zu einem Drittel oder der Hälfte aus dem Etat bezahlt werden, der von der Landeskirche gespeist wird. Den Rest muss dann die Gemeinde oder der Bezirk als Spenden aquirieren. Im Strohgäu-Bezirk Ditzingen sind es laut demDekan Friedrich Zimmermann viereinhalb solcher Stellen, die sich mehrere Mitarbeiter teilen. Bis zu diesem Jahr waren diese Stellen befristet; mal auf zwei, mal auf drei Jahre. Damit wollte man sich von den Zwängen befreien, die mit normalen unbefristeten Arbeitsverhältnissen verbunden sind. Damit aber waren die Beschäftigten der Ungewissheit der Befristung ausgesetzt. Und Ketten-Arbeitsverträge, die durch mehrmalige Verlängerung entstehen, sind verboten.

So kam es, dass vor allem im Bereich der Jugendreferenten und Diakone in den Gemeinden eine hohe Fluktuation herrschte. Kaum waren die meist jungen Mitarbeiter mit den örtlichen Verhältnissen und den Besuchern ihrer Gruppen vertraut, waren sie schon wieder weg. „Jugendarbeit ist aber Beziehungsarbeit. Und die kann nur gedeihen, wenn Personal für dauerhafte Beziehungen da ist“, sagt Zimmermann. Außerdem erkannten die Verantwortlichen eines: Die Kirche als Arbeitgeber von „prekären“ Arbeitsverträgen – das sei weder nach innen noch nach außen gut.

Verträge werden entfristet

Deshalb hat die Bezirkssynode im März beschlossen, dass die Verträge von Diakonen und Jugendreferenten im Lauf der Zeit entfristet und in Arbeitsverhältnisse auf Dauer umgewandelt werden – wenn die Stelleninhaber das wollen. Der Hemminger Jugendreferent war einer der ersten: Seit August habe er eine unbefristete Stelle, berichtet die Pfarrerin Silke Heckmann. Darüber sei man sehr froh, denn man hätte seinen Vertrag nicht verlängern dürfen.

„Wir brauchen die Jugend als Basis, wie auch die Vereine“, sagt Bernhard Dieterle-Bard, „eine gute Fachkraft dafür ist gut angelegtes Geld.“ Nicht nur mit dem Porzellanmarkt, auch mit einem Kleinkunstabend oder dem Kirchturmfest versuchen die Gemeinde und ihr Freundeskreis, die nötigen Tausender zu sammeln. Den Hauptanteil aber übernähmen Spender mit monatlichen Überweisungen. „Es ist erstaunlich, wie viel da aus einzelnen Familien kommt“, sagt die Pfarrerin erfreut.

Die anderen Stellen für Diakone und Jugendreferenten, die jetzt ohne Frist laufen können, sind in Ditzingen, in Gerlingen beim CVJM und der Petrusgemeinde, in Korntal-Münchingen, Schwieberdingen und in Markgröningen ebenfalls beim CVJM angesiedelt. „Wir bieten jetzt Kontinuität für die Gemeinden und Sicherheit für die Stelleninhaber“, meint Dekan Zimmermann, „das ist ein sozialer und ein pädagogischer Aspekt gleichzeitig.“ Er ist darüber nicht unfroh.