In Schramberg im Schwarzwald ist die Kuckucksuhr bei Ralph-Peter Mannke auf ihre große Tour gestartet. Foto: privat

Eine Schwarzwälder Kuckucksuhr reist knapp zwei Jahre lang um die Welt. Bis nach Australien soll ihre Tour gehen. Dahinter verbirgt sich eine gemeinnützige Aktion von Uhrmachern. Eine der ersten Stationen der 140 Jahre alten Zeitmessers ist ein Kindergarten in Gerlingen.

Gerlingen/Schramberg - Die Idee ist eigentlich ganz simpel: eine Kuckucksuhr, die von Uhrmacher zu Uhrmacher geschickt wird, von Land zu Land. Das Besondere daran ist allerdings, dass die Uhr nicht beim Uhrmacher bleibt, dieser ist nur Mittelsmann. Der schwäbische Zeitmesser wird in einem Kindergarten, einer Grundschule oder einer Kinderklinik aufgehängt. „Mir ist aufgefallen, dass Kinder von Kuckucksuhren fasziniert sind“, sagt Ralph-Peter Mannke, der die 140 Jahre alte Uhr auf ihre zwei Jahre währende Reise geschickt hat. „Die warten immer ganz gespannt darauf, dass es zur vollen Stunde schlägt und der Kuckuck sich zeigt“, sagt der Uhrmacher aus Schramberg im Schwarzwald.

Diese Beobachtung und ein Zufall brachten Mannke auf die Idee zu seiner reisenden Uhr, einem Hilfsprojekt, mit dem er krebskranke Kinder unterstützt. Die damals defekte, historische Kuckucksuhr hatte der Uhrmacher vor einem halben Jahr mit den Worten „Machen Sie was Sinnvolles damit“, erhalten. Seine Vorstellung seither: Kinder mit der alten Uhr begeistern und schwerkranke Kinder unterstützen.

Über das deutschsprachige Uhrmachernetzwerk, in dem sich rund 1000 deutsche Uhrmacher auf der ganzen Welt austauschen, reist die von Mannke inzwischen reparierte Uhr nun von Deutschland aus durch Europa und über Lateinamerika bis nach Australien. Immer mit dabei sind die Spendenkasse, in der Geld für die Deutsche Kinderkrebsstiftung gesammelt wird, und ein Logbuch, in das die Kinder sich mit Gemälden und Texten verewigen dürfen.

Kuckucksuhr macht Station in Gerlingen

Eine der ersten Stationen des „Kuckucks on Tour“, wie die Aktion heißt, ist der Katholische Kindergarten in Gerlingen. Vom 3. April an hängt die Uhr dort etwa eine Woche lang. „Ich hatte über das Uhrmachernetzwerk von der Aktion gelesen“, sagt Katja Elbert, Uhrmacherin aus Gerlingen, „und fand die Idee einfach toll.“ Der erste Kindergarten, den sie für die Aktion angefragt hat, sagte ihr prompt zu.

Die Kuckucksuhr befindet sich bereits in Elberts Händen, am Mittwoch wird das Schmuckstück im Kindergarten aufgehängt. Dann müssen die Kindergartenkinder aber auch nach der Uhr schauen: „Einmal am Tag muss die Mechanik aufgezogen werden“, sagt Mannke. „Das sollen die Kinder unter Aufsicht der Erzieher, die von uns angeleitet werden, machen.“ Für viele Kinder sei es das Highlight, wenn sie die Uhr aufziehen dürfen, sagt Mannke. Die Geschichte der alten, ursprünglich defekten Uhr gehört für den Uhrmacher zur Reise ebenfalls dazu. „Ich will den Kindern auch näher bringen, dass es sich manchmal lohnt, was zu reparieren, das kaputt ist“, sagt der 62-jährige Mannke.

Der Zwilling in Gerlingen

Rund ein bis zwei Wochen bleibt die Kuckucksuhr an einem Ort. Der Koffer, in welcher das antike Stück gut gepolstert und verpackt von Uhrmacher zu Uhrmacher reist, erhält an jedem Standort einen Aufkleber, 29 Aufkleber werden es am Ende sein, für 29 Stationen. Von Gerlingen aus reist der Kuckuck nach Tübingen und dann über die Schweiz und Österreich nach Bayern und ins Ruhrgebiet. Danach geht es über Norddeutschland nach Norwegen, Italien, Brasilien und Mexiko, bis die Uhr samt Kuckuck in Australien ihre letzte Station erreicht und wieder nach Schramberg geflogen wird.

In Elberts Juweliergeschäft König in Gerlingen wird für die Zeit der Reise ein Kuckucksuhr-Zwilling hängen, der den aktuellem Standort der reisenden Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald mitteilt. „So kann jeder die Aktion mitverfolgen und weiß, wo sich der Kuckuck gerade befindet“, sagt Elbert. Auch eine Spendenbox für die Aktion will Elbert für die knapp zwei Jahren in ihrem Juweliergeschäft aufstellen. „So kann jeder der möchte, noch nachträglich spenden.“

Werbung für das Handwerk

Von der reisenden Kuckuckstour erhoffen sich Elbert und Mannke noch einen weiteren Gewinn: „Wir Fachhandwerker sind nicht mehr so viele. Mit der Uhr auf Reisen wird unser Beruf vielleicht auch wieder etwas bekannter“, sagt Elbert. „Und möglicherweise entscheidet sich eines der besuchten Kinder, einmal Uhrmacher zu werden“, fügt Mannke hinzu.

Am Ende der Reise soll die Schwarzwälder Uhr nach Mannkes Vorstellung allerdings nicht wieder zurück in seinen Laden nach Schramberg. Sein großes Ziel ist es, dass die Uhr Weihnachten 2020, wenn sie wieder in Deutschland ist, beim RTL-Spendenmarathon versteigert wird und die Spendenkasse für die Deutsche Krebsstiftung somit noch etwas besser füllt.