Wie geht es wirtschaftlich weiter nach dem jüngsten Brexit-Votum? Foto: AFP

Nach der Ablehnung des Austrittsabkommens mit der EU im britischen Unterhaus sprechen Wirtschaftsverbände von einem schweren Schlag. Für Baden-Württemberg ist Großbritannien ein wichtiger Handelspartner.

Stuttgart - Wirtschaftsverbände und das baden-württembergische Wirtschaftsministerium befürchten schwerwiegende wirtschaftliche Folgen, sollte es tatsächlich zu einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU kommen. Der Präsident des Maschinenbauverbands VDMA, Carl Martin Welcker spricht von einer vertanen Chance, den harten Brexit abzuwenden. „Es ist schlicht verantwortungslos, dass die britische Regierungskoalition zehn Wochen vor dem Austrittstermin noch um eine einheitliche Position streitet“, sagt Welcker.

Mit der Ablehnung im britischen Unterhaus ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es am 29. März zu einem ungeordneten Brexit kommen wird. „Unkalkulierbare Folgen“ befürchtet der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeber Baden-Württemberg, Peer-Michael Dick. Großbritannien sei immerhin der sechstgrößte Absatzmarkt für baden-württembergische Unternehmen. Heimische Unternehmen würden im Falle eines No-Deal-Brexits mit Zöllen und erheblicher Zollbürokratie belastet, die zu Verzögerungen an den Häfen führen. „Sorgfältig abgestimmte Lieferketten“ würden zerstört, so Dick.

Der Hauptgeschäftsführer der Spitzenvereinigung der Arbeitgeberverbände im Südwesten verwies darauf, dass die Industrie größtenteils ohne Lagerhaltung arbeite und Zulieferer ihre Teile just in time bereit stellten. Sollte sich die Abfertigung im Hafen von Dover nur um zwei Minuten pro Lkw verlängern, sagte Dick, „würde dies nach Angaben des Hafenbetreibers zu Staus von rund 30 Kilometern führen.“

Ministerin fordert weitreichendes Freihandelsabkommen

Nach der britischen Entscheidung herrscht weiterhin große Unklarheit für die Wirtschaft. Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut nannte die Unsicherheit „Gift für die Handelsbeziehungen zwischen Baden-Württemberg und dem Vereinigten Königreich“. Hoffmeister-Kraut plädierte für eine „technische Verlängerung des Austrittsprozesses um einige Monate“. Die Ministerin forderte „ein weitreichendes Freihandelsabkommen“, um weiterhin einen möglichst unkomplizierten Marktzugang im Vereinigten Königreich zu erhalten.

Großbritannien ist der sechstwichtigste Handelspartner für den Südwesten. Die wichtigsten Produkte aus Baden-Württemberg sind Maschinen, pharmazeutische Erzeugnisse, Kraftwagen und Kraftwagenteile.