Hajdúszoboszló, das Städtchen demunaussprechlichen Namen, gilt bei Urlaubern als erste Adresse.

Gottverlassenes Niemandsland. Wenn wundert's. Puszta kommt aus dem Slawischen und heißt öde Landschaft. Was suchen Touristen in der ungarischen Tiefebene? Stille. Natur. Oder etwa Romantik, wie es einst Hugo Hartung in seinem Roman "Ich denke oft an Piroschka" beschrieben hat. Die hübsche, rotwangige Piroschka, einst von Liselotte Pulver gespielt, ist hier nicht zu finden. Auch keine ihrer Schwestern. Es sei denn als Fantasiegebilde. Also eine der üblichen Fata Morganas, die oft in der Luft flirren. Die Ungarn nennen das Delibäb – Mittagsgespenst. Kutschenweise lassen sich Touristen durch die Puszta karren. Suchend, staunend und mit der Erkenntnis, dass Piroschka Legende und Klischee zugleich ist. Das typische Ungarn-Bild reduziert sich oft auf drei Ps: Erstens: Piroschka. Zweitens: Paprika. Drittens: Puszta.

Aus dieser Perspektive ist das kleine Land eine schier unerschöpfliche Quelle an Floskeln. Das muss nicht schlecht sein. Stereotypen bieten einem nicht nur Orientierung, sie sind manchmal auch zutreffend. Zum Beispiel wenn es um die Gastfreundschaft der Ungarn geht. Und um die ungewöhnliche Kombination, die diese Gegend bietet. Das bewegende Naturerlebnis, das zum Wandern oder Radfahren animiert. Und eine einzigartige Quelle der Gesundheit.

Genau dieser Mix macht die Reise in den ungarischen Kurort Hajdúszoboszló so interessant. Hier, so sagen sie in Hajdúszoboszló, verschmelzen Himmel und Erde. Aber bleiben wir am Boden – in der Tiefebene an der Hortobagyer Puszta. Dort liegt Hajdúszoboszló – etwa 200 Kilometer östlich von Budapest. Jener Ort mit seinem schier unaussprechlichen Namen gilt bei Kururlaubern als Geheimtipp. Denn hier badet man im übertragenen Sinne für lau.

Das mag despektierlich klingen, ist aber keinesfalls so gemeint. Die Qualität der Therapeuten und Kureinrichtungen kann jeden Vergleich mit internationalen Kurbädern standhalten. Nur in einem Punkt unterscheidet sich Hajdúszoboszló von ihnen: im Preis. Viele Unterkünfte und Anwendungen sind im Vergleich zu mondänen Kurorten in Westeuropa viel günstiger. Hinzu kommt: Fast jedes Drei-Sterne-Hotel verfügt über ein eigenes Thermalhallenbad, aus dessen Quelle das besondere Wasser sprudelt. Es kommt aus 1100 Meter Tiefe und hat eine Temperatur von 73 Grad Celsius. Es gilt in Hajdúszoboszló als flüssiges Gold. Nicht der braungoldenen Farbe wegen, sondern aufgrund seines hohen Gehalts an Jod, Brom und Kochsalz. Das Wasser setzen die Mediziner als Universalwaffe gegen viele Erkrankungen ein.

Aber auch diejenigen, die kein Zipperlein plagt, sind hier gut aufgehoben. Neben dem Kurzentrum und dem Thermalbad liegt das Erlebnisbad Aquapark. Okay, Wellness auf ungarisch hat in diesem Fall zwar den etwas spröden Charme aus Ostblock-Zeiten, aber sonst wird auch hier alles geboten.

Aber zurück zu den Ungarn-Klischees. Wer nach Hajdúszoboszló reist, wird dort alles finden, wonach er sucht. Die schönen wie die schnöden Dinge. Und am Ende kann er sogar noch Piroschka treffen. Sie lebt auf dem zur Gaststätte umgebauten Aussiedlerhof Tuba Tanya fünf Kilometer entfernt von Hajdúszoboszló. Sie ist eine der Attraktionen, mit denen der Wirt seine Gäste bezaubert. Und zwar auf eine typisch ungarische Weise. Mit Augenzwinkern und der typischen Schlitzohrigkeit. "Das ist Piroschka", sagt er und grinst. Piroschka ist eine Eselin.

Ungarn

Anreise
Nach Budapest fliegen verschiedene Fluggesellschaften, u. a. Lufthansa, Germanwings, Air Berlin (www.lufthansa.com, www.germanwings.com, www.airberlin.com). Vom Flughafen gibt es Zugverbindungen nach Hajduszoboszlo (einfache Fahrt ca. 14 Euro).

Unterkunft
In Hajduszoboszlo gibt es eine große Auswahl an Hotels: Hunguest Hotel Aqua Sol (4 Sterne), DZ ab 132 Euro/2 Nächte, www.hunguesthotels.hu Wellness-Hotel M (4 Sterne): DZ ab 80 Euro/2 Nächte (mit Frühstück). http://de.hungarospa.hu Kostenlose Info Hotline in Ungarn, Telefon 0080036000000, www.ungarn-tourismus.de