Auf der B 14 von der Polizei gestoppt: Der Lkw aus Osteuropa stand nach der Flucht an der Leonberger Straße. Foto: Andreas Rosar

Statistisch wird in Stuttgart täglich 16-mal eine Unfallflucht begangen. Im jüngsten Fall wollte sich im Stuttgarter Süden ein Lkw-Fahrer nicht aufhalten lassen. Die Polizei nahm die Verfolgung auf.

Stuttgart - Nichts wie weg – das denken viele Autofahrer, die gerade versehentlich einen Blechschaden angerichtet haben und sich vor den Folgen fürchten. Dass sie es mit einer Unfallflucht nicht gerade besser machen, sondern eine Straftat begehen, ist denmeisten offenbar egal. Wie etwa einem 50-jährigen Lkw-Fahrer aus Osteuropa, der sich am späten Donnerstagabend in der Tübinger Straße im Stuttgarter Süden wohl verirrt hatte – und nach einem abenteuerlichen Rangiermanöver mit 40 000 Euro Schaden rücksichtslos das Weite suchte.

Der Vorfall ereignete sich am Donnerstag gegen 21.20 Uhr etwa auf Höhe der Feinstraße. Auf dem Streckenabschnitt der Tübinger Straße zwischen Karls-Gymnasium und der Sankt-Maria-Kirche hatte der Lkw-Fahrer wenden wollen, weil er offenbar ins Abseits geraten war. Allerdings ging dabei alles daneben: „Bei dem Rangiermanöver wurden vier geparkte Pkw, eine Hauswand und ein Betonpoller beschädigt“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski.

Eine Zeugin muss zur Seite springen

Der Lkw-Fahrer konnte dabei nicht behaupten, davon nichts bemerkt zu haben. Im Gegenteil: Eine 27-jährige Zeugin versuchte den Lkw-Fahrer aufmerksam zu machen. Allerdings, so die bisherigen Erkenntnisse der Polizei, musste die Frau dabei zur Seite ausweichen, weil sie sonst von dem Sattelzug umgefahren worden wäre. Der Fahrer machte sich einfach auf und davon.

Die alarmierte Polizei nahm sofort die Verfolgung auf. Der 40-Tonner konnte auf der Bundesstraße 14 stadtauswärts kurz vor dem Viereichenhautunnel gestoppt werden – 3,5 Kilometer vom Unfallort entfernt. Der Fahrer wurde in Gewahrsam genommen. Kein Kavaliersdelikt: Am Freitagmorgen drehten sich die Ermittlungen noch darum, ob gegen den Fahrer aus Osteuropa womöglich Haftbefehl beantragt werden muss oder ob er nach Zahlung einer Sicherheitsleistung auf freien Fuß gesetzt werden kann. Fahren durfte er jedenfalls nicht mehr: Sein Führerschein wurde sichergestellt.

Unfallflucht ist für die Stuttgarter Polizei ein Dauerthema: Etwa 6000 Fälle gibt es Jahr für Jahr – und damit flüchten die Verursacher bei mehr als jedem fünften Unfall. Statistisch wird in der Landeshauptstadt täglich 16-mal eine Unfallflucht begangen. Die Dunkelziffer dürfte bei Kleinstunfällen weitaus höher sein, weil oft gar keine Anzeige erstattet wird.

Jeder dritte Verursacher wird ermittelt

Besonders spektakulär war indes die Unfallflucht Anfang Februar in der Plieninger Straße in Möhringen, wo ein unbekannter BMW-Fahrer den entgegenkommenden VW einer 57-Jährigen rammte und halsbrecherisch flüchtete. Er hinterließ 10 000 Euro Schaden und entkam. Dabei ist die Aufklärungsquote der Polizei gar nicht mal so gering: Bei Unfällen mit Verletzten liegt die Quote bei über einem Drittel, bei Blechschäden mit 32 Prozent nur knapp darunter.