Die Zahl der tödlichen Motorradunfälle geht wieder zurück– und zwar deutlich. Foto: dpa

Die Zahl der Verkehrstoten geht im Jahr 2016 zurück. Besonders bei den Motorradfahrern sind deutlich weniger Opfer zu beklagen.

Stuttgart - Die Zahl der Verkehrstoten ist nach zwei Jahren wieder rückläufig. Nach Schätzungen der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) werden in diesem Jahr gut sechs Prozent weniger Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen als 2015. Damit dürfte die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr bei etwa 3240 liegen. Im Vorjahr waren es fast 3500 Tote. Besonders erfreulich ist, dass bei den tödlich verunglückten Motorradfahrern ein Rückgang um 17 Prozent zu erwarten ist. Damit geht die Zahl der Biker-Opfer um mehr als 100 zurück. Die Bast führt dies auf die im Vergleich zu den Vorjahren „weniger zweiradfreundliche Witterung“ zurück. Sprich: Die hohen Zahlen 2014 und 2015 waren zu großen Teilen dem milden Frühjahr und den trockenen Sommer- und Herbstmonaten geschuldet. Dann sind mehr Motorradfahrer unterwegs als bei schlechtem Wetter.

Positiv ist auch, das bei den besonders gefährdeten jungen Verkehrsteilnehmern im Alter von 18 bis 24 Jahren die Zahl der Getöteten erneut sinken wird – und zwar um sieben Prozent auf etwa 440. Zum Vergleich: In 2015 gab es 473 Opfer. Von Verkehrsexperten wird dieser Rückgang unter anderem auf den Führerschein mit 17 zurückgeführt. Hier können Jugendliche in Begleitung eines Erwachsenen bis zu einem Jahr zusätzliche Fahrpraxis sammeln, bevor sie alleine hinter dem Steuer sitzen. Sorgen bereiten dagegen weiterhin die Senioren. 2015 kamen bei den über 65-Jährigen insgesamt 1024 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. In diesem Jahr wird mit einem erneuten Anstieg um zwei Prozent gerechnet.

Handy am Steuer ist riskanter als Alkohol

Weiter rückläufig sind die Alkoholunfälle mit Personenschaden – mehr als 200 Unfälle weniger als im Vorjahr. Hier setzt sich laut Bast seit 2012 ein kontinuierlicher Trend fort. Diese Erkenntnis deckt sich auch mit der neuen Umfrage des Allianz Zentrums für Technik (AZT), über die unsere Zeitung bereits berichtet hat. Das AZT machte dabei darauf aufmerksam, dass jeder zehnte Unfall mit Todesfolge im Straßenverkehr mittlerweile auf Ablenkung durch Handys, Navis oder andere technische Bedienelemente im Auto zurückzuführen ist – und damit das Handy am Steuer riskanter ist als Alkohol. 2015 gab es etwa 350 sogenannte tödliche Ablenkungsunfälle. 256 Menschen starben, da alkoholisierte Fahrer unterwegs waren.

Als gefährlichste Straßen gelten weiterhin die Landesstraßen. Hier gibt es mit Abstand die meisten tödlichen Unfälle. 2015 wurden auf diesen Straßen knapp 2000 Getötete registriert. Nun gibt es auf den Landes-, aber auch auf den Innerortsstraßen einen Rückgang bei den Todesopfern von knapp sieben Prozent. Auf den Landesstraßen wird damit nach Bast-Angaben der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung erreicht.

Die Zahl der Fahrzeuge nimmt immer weiter zu

Bemerkenswert ist zudem, dass die Zahl der Fahrzeuge und die Fahrleistungen weiter zunehmen. Zu Beginn des Jahres 2016 betrug der Bestand an zulassungspflichtigen Kraftfahrzeugen in Deutschland 54,6 Millionen Kfz. Davon waren rund 45 Millionen Pkw und mehr als vier Millionen Motorräder. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2015 hat der Bestand an Kfz somit insgesamt um 1,7 Prozent zugenommen. Der Zuwachs bei den Motorrädern beträgt sogar zwei Prozent.

Die Ermittlung der Gesamtfahrleistung beruht auf vorläufigen Schätzungen der SSP Consult GmbH (vormals TCI Röhling). Demnach stieg die Gesamtfahrleistung für 2016 im Vergleich zum Vorjahr um voraussichtlich 1,8 Prozent auf 766 Milliarden Fahrzeug-Kilometer. Das sogenannte fahrleistungsbezogene Risiko, im Straßenverkehr getötet zu werden, sinkt damit laut Bast auf 4,2 Getötete je eine Milliarde Fahrzeugkilometer. Die Unfallprognose der Bast wurde Anfang Dezember abgeschlossen. Sollte die Witterung im Dezember noch extrem winterlich werden und somit weniger gefahren werden, könnten sich die Werte sogar noch um bis zu zwei Prozentpunkte verbessern, teilte die Behörde aus Bergisch Gladbach mit.