Trotz des tragischen Unfalls wird der Feurige Elias seine Fahrten fortsetzen.Nicht nur die Feuerwehr war am Dienstag rasch am Unfallort. Foto: 7aktuell

Beim Unglück mit dem Feurigen Elias am Dienstag kam ein Mann ums Leben, der sich mit historischen Eisenbahnen auskannte. Er sei wohl beim Aufspringen gestolpert, vermutet die Polizei.

Hemmingen - Sein Hobby ist ihm zum tödlichen Verhängnis geworden: Der 59 Jahre alte Mann, der am Dienstag bei einem schweren Unfall im Bahnhof Hemmingen ums Leben kam, war ein Freund historischer Züge – und häufig Fahrgast des Feurigen Elias. Er wollte am Maifeiertag auf den Dampfzug aufspringen, der um 16.50 Uhr nach Weissach im Kreis Böblingen startete. Der Mann geriet dabei zwischen zwei Waggons und wurde trotz einer Notbremsung überrollt. Laut der Polizei gibt es keinen Verdacht auf Fremdverschulden oder einen Suizid, es handele sich um einen tragischen Unfall.

„Man kann niemandem etwas vorwerfen“, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. Den Ermittlungen der Kriminalpolizei zufolge habe das Absicherungspersonal des Zuges keinen Fehler gemacht, die Absperrungen seien ordnungsgemäß gewesen. Der 59-jährige aus Hemmingen sei vermutlich beim Aufspringen auf den Zug gestolpert. Er hatte mehrere Kameras bei sich und war unter Eisenbahnfreunden und beim Betreiber des Feurigen Elias bekannt. Der historische Dampfzug gehört der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen (GES). Er fährt auf der Linie der Strohgäubahn und unter dem Namen Sofazügle zwischen Nürtingen und Neuffen im Kreis Esslingen. Der GES-Vorsitzende Armin Herdecker war am 1. Mai bei den drei Fahrten auf der Strecke Korntal-Weissach einer von fünf Absicherungsposten.

Das Abfahren sei „der gefährlichste Moment im Betrieb“, sagt Herdecker. Die Abfolge werde immer wieder geübt: Für je zwei Waggons sei ein Begleiter zuständig. Er müsse die Aufstiege und Plattformen ebenso kontrollieren wie den festen Sitz der Absperrungen. Jeder Begleiter gebe dem Zugführer ein Freizeichen, dieser dann dem Lokführer das Abfahrsignal.

Intern wird das Abfahren immer wieder geübt

Bei der Abfahrt um 16.50 Uhr in Hemmingen am Dienstag sei dies alles erledigt gewesen, als der 59-Jährige noch versucht habe, auf die hintere Trittstufe des letzten Personenwaggons zu springen. Im Gepäckwagen dahinter habe ein erfahrenes Vereinsmitglied sofort die Notbremse aktiviert. Der Zug rollte zu diesem Zeitpunkt mit Schrittgeschwindigkeit. Dennoch wurde der 59-Jährige erfasst und überrollt. Der Zug kam nach fünf Metern zum Stillstand.

Viele Rettungskräfte vor Ort

Der Mann starb an der Unfallstelle. Die Rettungskräfte konnten trotz eines Großaufgebots nichts mehr für ihn tun. Laut dem Hemminger Feuerwehrkommandanten Marco Spera waren er und seine Leute ebenso rasch da wie die Helfer des Roten Kreuzes, der Rettungsdienst und der Notarzt mit dem Hubschrauber. Zwei Ärztinnen, die im Zug saßen, hätten sofort geholfen. Der Einsatz sei sehr gut gelaufen , trotz des traurigen Ausgangs. Spera erregt sich allerdings sehr über das Verhalten von Neugierigen: Acht seiner Leute hätten Schaulustige mit Handys wegschicken und die Unfallstelle mit Planen abschirmen müssen. Mehrere Dutzend Fahrgäste habe man weggelotst, um ihnen den Anblick am Unglücksort zu ersparen.

Leichtsinniges Verhalten von Fahrgästen erleben die Betreiber des Feurigen Elias immer wieder. Nur vier Stunden vor dem Unglück habe ein anderer Fahrgast noch aufspringen wollen – da sei die Abfahrt gestoppt worden. Armin Herdecker: „Wenn einer seinen Zug noch erreichen will, setzt manchmal die Vernunft aus.“

Der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer hofft, dass die GES trotz des Unfalls weitermacht. „Der Verein macht das mit viel Herzblut und zeigt die historischen Wurzeln der Strohgäubahn.“ Der Feurige Elias soll laut GES wieder am 3. Juni von Korntal nach Weissach fahren.

Unfälle mit Dampfzügen gibt es immer wieder. Erst am 28. April wurde im Hauptbahnhof in Trier ein Mann von einer großem Schnellzug-Dampflok erfasst und verletzt. In Schierke im Harz stieß am 1. Februar ein Rettungswagen mit einem Zug der Brocken-Schmalspurbahn zusammen.