Polizeibeamte inspizieren die Unfallstelle auf der Staatsstraße DC-55. Foto: dpa/Davor Javorovic

Noch immer bewegt Kroatien die fatale Unfallfahrt des mittlerweile entlassenen Verteidigungsministers Mario Banozic, die einen 40-jährigen Familienvater das Leben kostete. Dem Minister droht nun eine hohe Strafe.

Der Tod ereilte den selbstständigen Bauunternehmer Goran Saric kurz vor dem Morgengrauen. Auf dem Weg zu einer Baustelle hatte sich der 40-jährige Kroate aus dem Dorf Privlaka am Samstagmorgen mit seinem Kleintransporter in Richtung der nahen Provinzstadt Vinkovci aufgemacht. Zu spät sah er um 6.15 Uhr im dichten Nebel den schweren Geländewagen, der hinter einem LKW plötzlich zum Überholen ausscherte und frontal auf ihn zuraste: der zweifache Familienvater hatte keinerlei Überlebenschance.

 

An die tödlichen Folgen des fatalen Überholmanövers erinnern am Unfallort Blumen und eine weiße Grablaterne. Doch es ist vor allem der prominente Unglücksfahrer, der die Kroaten und die Öffentlichkeit im Adria-Staat noch immer bewegt.

„Hochmut und Rücksichtslosigkeit“

Der mittlerweile entlassene Verteidigungsminister Mario Banozic verdiene „keinerlei Mitgefühl“, titelt empört das Zagreber Webportal „index.hr“. Dem verletzten Ex-Minister sei „außer einer schnellen Genesung“ auch ein „schneller Prozess“ zu wünschen: „Nur der Hochmut und die Rücksichtslosigkeit von Banozic auf der Straße haben Saric getötet.“

Der 44-jährige Hobbyjäger Banozic soll auf dem Weg zu einer Jagd gewesen sein. Kroatischen Medienberichten zufolge soll der Parteigänger der konservativen HDZ bei einer St.-Martinsfeier am Abend zuvor lange gefeiert haben. 0,21 Promille an Restalkohol soll bei der Blutprobe von Banozic gemessen worden sein: Unklar ist allerdings, ob die Polizei dem schwer verletzten Politiker die Blutprobe unmittelbar nach dem Unfall oder erst Stunden später im Krankenhaus entnahm.

Unklar ist auch, warum Banozic sich zu dem riskanten Überholmanöver im Nebel und Dunkel entschloss. Der von ihm überholte LKW fuhr mit 78 Stundenlang auf der Landstraße keineswegs langsam. Sein schwerer Nissan ist wiederum für schnelles Beschleunigen kaum geeignet.

Schnelle Entlassung aus dem Ministeramt

Er könne sich an nichts erinnern, so die bisher von den heimischen Medien übermittelte Aussage des im Krankenhaus in Osijek eingelieferten Unglücksfahrers. Doch egal, ob Banozic berauscht, übermüdet oder einfach fahrlässig schnell in den Nebel rauschte: Das Verständnis für den Ex-Minister ist im Küstenstaat begrenzt. Ministerpräsident Andrej Plenkovic entließ den Minister kurz nach dem Unfall aus dem Amt.

Es gefalle ihm nicht, dass der „völlig unfähige“ Minister nun in der Intensivklinik abgesetzt worden sei, so der Analyst Zarko Puhovski: „Banozic hätte nie zum Minister ernannt und von Premier Andrej Plenkovic schon längst abgesetzt werden sollen.“

Waren beide Fahrer nicht angeschnallt?

Tatsächlich ist es die skandalgepflasterte Karriere von Banozic, die auch Kroatiens Opposition dem Premier das zu lange Festhalten an dem Ex-Minister vorwerfen lässt. So soll der frühere Bürgermeister von Vinkovci sich per Plagiat eines alten Marketing-Lehrbuchs einen lukrativen Dozentenjob verschafft haben. Als Minister soll er zudem regelmäßig Armeeflugzeuge für Privatreisen genutzt, sich eine staatliche Wohnung in Zagreb billig zugeschanzt und sich widerrechtlich auch günstige Staatskredite verschafft haben.

Doch trotz alter und neuer Fehltritte weisen Juristen darauf hin, dass der zum Buhmann des Landes mutierte Ex-Würdenträger vor Gericht dieselben Rechte haben müsse wie jeder andere Angeklagte auch. Als strafmildernd dürften seine Anwälte nicht nur die schlechte Sicht, sondern auch den mangelhaften Schutz des Todesopfers ins Feld führen: Wie Banozic war auch der getötete Sarnic offenbar nicht angeschnallt. Falls das Gericht den Ex-Minister allerdings der grob fahrlässigen Verursachung eines Autounfalls mit Todesfolge für schuldig spricht, könnte Banozic nach dem abrupten Ende seiner Politkarriere auch noch eine mehrjährige Haftstrafe drohen.