Schön anzuschauen: die Bocksteinhöhle im Lonetal (oben). Das rund 35 000 Jahre alte Mammut aus Mammutelfenbein (unten) wurde in der Vogelherdhöhle gefunden. Foto: Helmut Schlaiß Langenau

Der Internationale Rat Icomos rät dazu den Antrag anzunehmen, die Alb-Höhlen zum Weltkulturerbe zu benennen. Das ist ein entscheidender Zwischenschritt. Die endgültige Entscheidung wird im Juli fallen. Andere Regionen haben wohl weniger Erfolg.

Stuttgart - Deutschland ist mit seinem Antrag, sechs Höhlen auf der Schwäbischen Alb in die Unesco-Welterbeliste einzutragen, einen wichtigen Schritt weiter gekommen: Nach Informationen unserer Zeitung hat der internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) die Annahme des Antrags befürwortet. Das Expertengremium berät die Unesco und spricht Empfehlungen für neue Anträge aus. Damit wachsen die deutschen Hoffnungen, dass auch das Welterbekomitee auf seiner Tagung Anfang Juli in Krakau den Antrag positiv bewertet. Es muss dem Vorschlag zwar nicht folgen, hat dies in der Vergangenheit aber häufig getan.

Icomos legt dem Vernehmen nach Wert darauf, dass dem Unesco-Schutzgedanken auf der Schwäbischen Alb auch bei einer touristischer Nutzung Rechnung getragen wird. Zwischen dem Schutz der Höhlen und dem Vermittlungsauftrag solle ein gesundes Gleichgewicht gefunden werden, lautet offenbar der Rat der Experten. Auch zur Frage, ob in den Höhlen weiter nach Artefakten gegraben werden solle, äußern sich die Fachleute. Auch hier empfehlen sie dem Vernehmen nach, auf ein Gleichgewicht zwischen Erforschung und Erhalt zu achten. Der Welterbe-Antrag bezieht sich auf drei eiszeitliche Fundstätten im Lonetal (Vogelherd, Hohlenstein, Bockstein) sowie drei im Tal der Ach (Hohle Fels, Geißenklösterle, Sirgenstein). Seit Jahrzehnten finden Archäologen hier bis zu 40 000 Jahre alte Kunstobjekte und Musikinstrumente – so etwa die mittlerweile weltberühmte Venus vom Hohle Fels.

Windräder kollidieren mit dem Welterbe

Die Hoffnungen auf ein positives Unesco-Votum werden auch dadurch genährt, dass das Landratsamt Heidenheim Ende Mai dem Energiekonzern EnBW die Genehmigung für zwei geplante Windenergieanlagen im Lonetal versagt hat. Die Windräder wären mit dem Welterbeantrag kollidiert, da sie in unmittelbarer Nähe der Vogelherdhöhle gebaut werden sollten. Dieses Hindernis für den Welterbeantrag ist nun aus dem Weg geräumt. Laut Landratsamt steht dem öffentlichen Schutzinteresse am Kulturdenkmal Vogelherdhöhle der „visuelle Wirkbereich“ der Windkraftanlage entgegen. Bereits Anfang Februar hatte mit derselben Begründung das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises die Genehmigung für ein Windkraftprojekt der EnBW auf der Gemarkung Oellingen abgelehnt. Die Unesco hatte schon im vergangenen Jahr signalisiert, dass Kulturdenkmäler, die von Windrädern optisch beeinträchtigt werden, kaum Chancen auf eine Listung als Welterbe haben.

Schlechte Karten für den Naumburger Dom

Aber auch in anderer Hinsicht ist die Messlatte, die der Expertenrat Icomos an Anträge anlegt, ausgesprochen hoch. So wurde dieser Tage bekannt, dass der Expertenrat die Bewerbung für den Naumburger Dom ein zweites Mal negativ bewertet hat. Zur Begründung wird darauf verwiesen, dass die Kathedrale samt umliegender Kulturlandschaft keine Internationale, sondern nur eine regionale Bedeutung habe. Fachleute rechnen damit, dass die Vollversammlung des Unseco-Welterbe-Komitees am 9. Juli über die deutschen Anträge entscheidet. Eine Entscheidung steht außerdem an zum Bauhaus und seinen Stätten in Weimar, Dessau und Bernau sowie zu den Lutherstätten in Mitteldeutschland.