Der Affalterbacher Teilort Wolfsölden (Kreis Ludwigsburg) versinkt nach Starkregen regelmäßig im Schlamm. Der Bau eines Rückhaltebeckens scheitert am Nein einer Partei.
Das Dorf Wolfsölden leidet regelmäßig unter Hochwasser, sobald heftiger Starkregen fällt: Zuletzt ergossen sich Schlammmassen in den Jahren 2019 und 2024 in dem tief gelegenen Ortsteil von Affalterbach. Die Gemeinde will daher ein Rückhaltebecken bauen – doch sie scheitert daran, dass ein Grundstückseigentümer den Verkauf verweigert. Was steckt hinter den misslungenen Verhandlungen?
Die Stimmung in Wolfsölden ist gereizt. Viele Bürger wünschen sich einen wirksamen Schutz. „Wir sind das fünfte Rad am Wagen“, sagt eine Bewohnerin, die namentlich nicht genannt werden will. Sie beklagt, dass immer mehr Starkregen in den Weiler abfließt. Der Missstand bestehe schon seit Jahrzehnten. Die Gemeinde müsse endlich handeln.
Starkregen ist ein plötzlich auftretendes Phänomen, das in den vergangenen Jahren vermehrt lokal auftritt. Die Vorwarnzeit ist zu kurz, um mit Sandsäcken oder mobilen Sperren etwas dagegen zu unternehmen. Die Gemeinde gab jetzt ein Gutachten in Auftrag. Demnach können sich in einem 100-Jahr-Hochwasser rund 13 000 Kubikmeter Starkregen in dem Ortsteil ansammeln. Das geplante Rückhaltebecken im Gewann Stauch sollte deshalb 15 000 Kubikmeter aufhalten und ein Einzugsgebiet von etwa 68 Hektar abdecken.
Eine von vier Parteien spielte beim Grundstückskauf nicht mit
Warum aber tat sich so lange nichts? Bei einem Versuch im Jahr 2008 weigerte sich ein Grundstückseigentümer, seine Wiese für den Bau eines Rückhaltebeckens herzugeben. Bürgermeister Steffen Döttinger erklärte nun auch im Gemeinderat die jüngsten Verhandlungen für das Becken für gescheitert, weil erneut eine von vier Parteien nicht mitspielte. Döttinger: „Ich will beim nächsten Hochwasser nicht blöd angeguckt werden. Wir sind nicht verantwortlich.“
Dabei wäre gerade diese Stelle am besten geeignet, heftigen Starkregen zurückzuhalten, argumentiert der Affalterbacher Rathauschef und stützt sich auf das Gutachten. Der Hangeinschnitt läge an der richtigen Stelle, denn je weiter das Becken nach Wolfsölden reiche, desto mehr Wasser könne man aufhalten und später kontrolliert ablassen.
Verhandlungen endeten schon vor 16 Jahren ergebnislos
Die Partei, die das Grundstück nicht verkaufen will, ist die gleiche wie schon im Jahr 2008, als Döttinger schon einmal einen Versuch in Wolfsölden gestartet hatte. Fragt man die Eigentümerin warum, holt sie aus, um eine lange Vorgeschichte zu erzählen: „Mein Mann ist vor 16 Jahren mitten in den Verhandlungen aufgestanden.“ Der Gemeinde sei ihr Grund und Boden zu wenig Geld wert gewesen. So habe man sich davon nicht trennen wollen.
Offenbar wirkte die erste Begegnung nach. Als der Rathauschef nach dem Tod ihres Mannes weitere Grundstücke für die Gemeinde aufkaufen wollte, blieb die Witwe nach eigenen Angaben bei ihrem Nein. Dann liefen Planungen für das neue Hochwasserrückhaltebecken an – die Verhandlungen scheiterten erneut. „Für die Umgehungsstraße kauft der Bürgermeister Land zum deutlich höheren Preis ein“, behauptet die Wolfsöldenerin.
Verhärtete Fronten – schon wieder scheitert es am Geld
Konfrontiert mit der Aussage widerspricht Steffen Döttinger in einer Antwort per E-Mail an diese Redaktion: „Alle anderen beteiligten Grundstückseigentümer haben den angebotenen Konditionen zugestimmt. Die vorgetragene Aussage entspricht nicht den Tatsachen.“ Die Gemeinde zahle für den Hochwasserschutz nicht erheblich weniger pro Quadratmeter als für den Straßenbau.
In der Ratssitzung hatte Rudolf Häußermann (Freie Wähler) die unverrückbare Position der Grundstücksbesitzerin bestätigt. Er sei von der Familie angerufen worden: „Es ist viel von der Gemeinde versucht worden – man kann diese Partei nicht von ihrem Standpunkt überzeugen.“ Mehr Geld als üblich habe er für den Grund und Boden angeboten und etwas „draufgelegt“, berichtete Steffen Döttinger den Gemeinderäten.
Das Bedauern in der Ratsrunde über das gescheiterte Projekt war groß. Der Verwaltung wurde bescheinigt, alles Erdenkliche getan zu haben, damit ein Starkregenschutz entstehe. „Wir müssen hilflos zuschauen“, sagte Dirk Dietz von den Freien Wählern. Man sollte aber weiter mit der bisher ablehnenden Partei im Gespräch bleiben.