Von Armin FriedlAls Friedrich Pfäfflin vor 25 Jahren noch das Schiller-Nationalmuseum

Von Armin Friedl

Als Friedrich Pfäfflin vor 25 Jahren noch das Schiller-Nationalmuseum in Marbach leitete, organisierte er eine Ausstellung über jüdische Verlage in Deutschland. Dabei stieß er auf den einst in Stuttgart ansässigen Verlag Levy & Müller. Erst jetzt aber ist Pfäfflins Publikation erschienen - beim Verband der deutschen Antiquare. Überdies ist während der Stuttgarter Antiquariatsmesse vom 29. bis zum 31. Januar eine Schau zum Thema zu sehen - und am kommenden Montag um 20 Uhr stellt Pfäfflin den Verlag im Literaturhaus Stuttgart vor.

Wer kennt noch die Bücher wie ¸¸Kasperle auf Reisen' oder ¸¸Kasperle auf Burg Himmelhoch'? Sie alle kommen aus Stuttgart. Josephine Siebe war eine der Starautorinnen des Verlags Levy & Müller, der sich 1933 auf Druck der Nazis in Herold-Verlag umbenennen musste. Gegründet wurde der Verlag von Maximilian Levy und Wilhelm Müller nach der Reichsgründung 1871. Die ersten 25 Jahre publizierten sie, so Pfäfflin, ¸¸etwas merkwürdige Emanzipationsliteratur - etwa Anweisungen für eine glückliche Lebensführung oder Anleitungen für Festreden. Man kam von unten und wollte sich im Bürgertum etablieren.'

Das änderte sich um 1890 mit der Entdeckung der Ludwigsburger Autorin Tony Schumacher: ¸¸38 von 58 Bücher von ihr sind bei Levy & Müller bis 1931 in teils abenteuerlichen Auflagenzahlen erschienen. Der Jahresumsatz lag bei umgerechnet bis zu 1,7 Millionen Euro.' 1935 zwang der Reichsverband der deutschen Buchhändler die Verleger zum Verkauf ihres Unternehmens. Neuer Eigentümer wurde das christliche Verlagshaus Stuttgart, das die vereinbarte Verkaufssumme nur zu einem Bruchteil einlöste. Maximilian Levy und Wilhelm Müller emigrierten in die USA und lebten dort unter bescheidenen Umständen.

1944 traf eine Fliegerbombe das Stuttgarter Verlagshaus, bereits 1946 bemühte sich ein getreuer Mitarbeiter erfolgreich um eine Verlagslizenz. Er kümmerte sich auch um die Rückkehr der eigentlichen Verlagsbesitzer und um die Rückgabe ihrer Besitztümer. Letzteres gelang 1949. Aus der Rückkehr jedoch wurde altersbedingt nichts mehr, 1951 wurde der Verlag wieder verkauft, der Mitarbeiter mit einem Ruhestandsgehalt belohnt. ¸¸Man ist immer wieder konsterniert', sagt Pfäfflin, ¸¸mit welcher Gelassenheit und ohne jegliches Unrechtsbewusstsein ehemalige Geschäftsfreunde mit den ausgewanderten Verlegern umsprangen.' Ein damaliger Landtagsabgeordneter hat den Verlag weitergeführt und ihn in den Spectrum-Verlag in Fellbach übergeführt. Dort verliert sich die Spur. Die Autorenrechte würden indes noch gehandelt. Einer der letzten Abnehmer? Pfäfflin: ¸¸Der Deutsche Taschenbuchverlag.'