Der Ludwigsburger Gestaltungsbeirat nimmt Investoren für das Schlossareal in die Zange. Foto: Pascal Thiel

Die Investorengruppe, die am Ludwigsburger Schlossareal bauen und sanieren möchte, stellte sich der Kritik des Gestaltungsbeirats – und wurde erneut abgewatscht.

Ludwigsburg - Der Ludwigsburger Gemeinderat hat zwar am Mittwoch den Aufstellungsbeschluss für Neubauten und Sanierungen am Schlossareal verabschiedet, so schnell aber wird im historischen Quartier vor dem Schloss wohl nichts passieren. Auch wenn die Investoren das Projekt „Höfe am Kaffeeberg“ auf ihrer Homepage mit einem Baubeginn 2016 bewerben. Am Freitag hat sich der städtische Gestaltungsbeirat noch einmal über die Pläne gebeugt und kam zu einem eher unfreundlichen Urteil: „Was Sie uns da präsentieren, wirkt ein bisschen verloren“, sagte der Architekt Martin Rein-Ceno, „wir vermissen eine klare Haltung.“

Fassade mit Nutzung abgleichen

Auch seine Mitstreiter im Beirat reagierten unwirsch: „Diese Planung ist sehr schemenhaft, Sie sollten endlich mit der Feinjustierung beginnen“, sagte die Professorin Stefanie Eberding. Er habe die Sorge, dass sich die Projektentwickler schon zu weit vorne wähnten, meinte der Professor Markus Allmann. „Und sobald Sie dann die Grundrisse mit der künftigen Nutzung abstimmen wollen, stellen Sie vielleicht fest, dass es gar nicht geht.“

Das historische Ensemble umfasst drei Gebäude, die restauriert werden sollen, während dahinter neue Wohngebäude entstehen. Mit der Fassade und der Gestaltung der Dachtraufen ist der Beirat inzwischen einverstanden. Das sah im Juni 2015 noch ganz anders aus. Auch damals wurde das von der Kasseler Investorengesellschaft Immovation beauftragte Architektenteam Global Conzept heftig kritisiert. Der Gestaltungsbeirat ließ kein gutes Haar an den Entwürfen für Fassaden, die Erschließung und Innenhofgestaltung. Das meiste sei überdimensioniert, einfallslos und ohne Rücksicht auf das historische Umfeld gezeichnet, so das Urteil des unabhängigen Expertengremiums im Vorjahr.

„Wir sind kein christlicher Hilfsverein“

„Da haben wir jedoch Fortschritte gemacht“, sagt jetzt Petra Zeese, die Vorsitzende des Beirats. Unzufrieden aber sind die Bauexperten mit dem Planungsfortschritt für die Ausgestaltung der Innenhöfe. Außerdem vermissen sie konkrete Auskünfte über die künftige Nutzung. „Wir wissen immer noch nicht, wo die Wohn- oder Schlafzimmer hinkommen und wo Bad oder Toiletten“, sagt Rein-Ceno. Solange das nicht geklärt sei, drehe man sich im Kreis. Der Gestaltungsbeirat sei im übrigen „kein christlicher Hilfsverein“. Das Planungsteam müsse endlich „sagen, was richtig ist“. Das sei nicht Aufgabe des Beirats, „andernfalls können wir Honorar verlangen“, sagt Rein-Ceno. Das Gremium empfahl den Architekten, für die Innenhofgestaltung einen Landschaftsarchitekten und für die Planung der Treppenhäuser einen Brandschutzexperten hinzuzuziehen.

Der Stadtrat Markus Gericke (Grüne) bedauert, dass nach dem aktuellen Planungsstand wohl nur zwei der historischen Innenhöfe für alle offen bleiben werden. Elga Burkhardt (Lubu) wünscht sich, dass in das ehemalige Kaffeehaus an der Stuttgarter Straße auch wieder ein Café einzieht. Die Investoren machen da wenig Hoffnung. Dafür gebe es keine Interessenten.