Es wird eng und enger auf der Erde: Gegenwärtig leben 7,3 Milliarden Menschen auf dem Blauen Planeten, in 85 Jahren werden es rund 11,2 Milliarden sein. Foto:  

7,3 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Im Jahr 2100 werden es 11,2 Milliarden sein. Wie viele Menschen kann dieser Planet verkraften, ohne dass die Gesellschafts- und Ökosysteme kollabieren ?

Stuttgart - „Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2100. Dies sind die Abenteuer des Blauen Planeten mit seinen 11,2 Milliarden Bewohnern, die einer ungewissen Zukunft entgegensteuern.“

Wenn irgendwann wieder einmal ein Doku-Film über die Erde der Zukunft gedreht wird, könnte er so beginnen. Der Vorspann erinnert an die einleitenden Worte aus der legendären TV-Serie „Star Trek“, die von 1965 bis 1969 in den USA gedreht wurde. Damals war die Menschheit im Weltraumfieber. Amerikaner und Russen lieferten sich ein sündhaft teures Wettrennen um die Eroberung des Alls und den ersten Mann auf dem Mond. Die Zukunft schien verheißungsvoll, das Tor zum Universum stand offen, alles schien möglich.

2100 werden 11,2 Milliarden Menschen auf der Erde leben

Und heute? Wie viele Menschen wird unser Planet noch verkraften? Sind 7,3 Milliarden schon zu viel? So viele Menschen leben gegenwärtig auf der Erde, die meisten in den Entwicklungsländern. Gerade dort tickt die Zeitbombe Überbevölkerung. Dass die Menschheit weit schneller wächst als angenommen, haben die Vereinten Nationen erst kürzlich gemeldet. In 85 Jahren wird die Weltbevölkerung auf 11,2 Milliarden Individuen ansteigen.

Das stärkste Wachstum werden die Regionen verzeichnen, die heute zur Dritten Welt gehören. Während Europas, Nordamerikas und Japans Bevölkerung schrumpft, wird sie in Afrika explodieren. Vier Mal so viele Menschen wie heute werden dort dann leben. Ausgerechnet an jenem Ort, wo jetzt schon Mangelernährung, medizinische Unterversorgung, Wasser- und Rohstoffknappheit herrschen. Auf einem Kontinent, der wie kein anderer von Katastrophen, Kriegen und Seuchen heimgesucht wird und im Würgegriff von Korruption und Instabilität feststeckt.

Kampf um immer knapper werdende Ressourcen

In Somalia, Tansania und Uganda beispielsweise wird sich die Bevölkerung verfünffachen, im Niger sogar verzehnfachen. Selbst auf einem riesigen Flächenkontinent wie Afrika ist das bewohnbare und fruchtbare Land knapp – und es wird immer knapper. Für den reichen Norden – für die EU, für Deutschland – bedeutet dies: noch mehr Menschen werden vor Elend, Hunger, Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen; noch mehr soziales, politisches und wirtschaftliches Chaos wird herrschen, das vor Europas Grenzen nicht Halt macht; noch größere Not wird Unschuldige, vor allem Kinder, treffen.

Keine globale Entwicklung wird dramatischere Folgen für das Leben auf der Erde zeitigen wie dieser ungebremste Bevölkerungszuwachs. Schon heute führt der tägliche Kampf in den Ländern der Dritten Welt um Nahrung, Brennholz, Ackerland und Wasser zu Gewaltausbrüchen. In Zukunft werden sich die Konflikte verschärfen – bis hin zu Kriegen zwischen Clans und ganzen Nationen um knapper werdende Ressourcen und Rohstoffe.

Bis 2030 wird alles besser – verspricht die UN

Während die eine UN-Organisation besorgniserregende Prognosen veröffentlicht, versprechen die UN-Mitgliedsländer gleichzeitig, dem Kampf gegen Armut und Hunger neuen Schwung zu verleihen. Wie geht das zusammen? Mit einem 17-Punkte-Plan will die Weltgemeinschaft bis 2030 sicherstellen, dass es auf der Erde keinen Hunger und keine extreme Armut mehr geben wird. Diese 17 Nachhaltigkeitsziele sollen den „Planeten vor dem Kollaps bewahren“, erklärt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller.

Dieses ambitionierte Vorhaben soll die sogenannten Millenniums-Entwicklungsziele ablösen. Im Jahr 2000 hatte die UN acht Entwicklungsziele für das Jahr 2015 präsentiert. Bis zum heutigen Tag sollte die globale Zukunft der Menschheit gesichert sein. Konkret hieß das: Bis heute sollten Frieden und Sicherheit auf der Erde herrschen, die extreme Armut wirksam bekämpft und die Umwelt vor dem Kollaps bewahrt worden sein. Menschenrechte und Demokratie sollten überall auf dem Globus durchgesetzt worden sein.

Die Realität wird schöngeredet

Und was ist daraus geworden? Ist die Welt von heute friedlicher, die Menschheit umweltbewusster, die Völker glücklicher? Ein Blick in die täglichen Nachrichten dürften genügen, um diese Fragen zu beantworten. Nun wird der eine unrealistische Plan durch einen noch utopischeren abgelöst. Die Strategie, die dahinter steckt, ist simpel: Wenn die Realität nicht so ist, wie man sie haben will, redet man sie einfach schön. Das ändert zwar nichts an der Realität, aber gibt vielen Menschen das beruhigende Gefühl, dass schon irgendwie schon alles gut geht.

Wird es das? Fakt ist: Auf der Erde wird es zunehmend enger. Die Abholzung der Wälder, die Verschmutzung der Flüsse und Meere, die Verschlechterung der Böden – all das schreitet in einem erschreckenden und dramatischen Tempo voran. Von den weltweit rund 3,2 Milliarden Hektar potenziellem Ackerland steht heute weniger als die Hälfte für die Landwirtschaft zur Verfügung.

Bis 2030 müsste die verfügbare landwirtschaftliche Fläche laut Welthungerhilfe um mehr als 500 Millionen Hektar wachsen, um eine ausreichende Versorgung der Weltbevölkerung zu gewährleisten. Doch schon heute hungern eine Milliarde Menschen, weil Boden, Nahrung und Ressourcen ungleich verteilt sind. Immer mehr Menschen leben auf immer weniger Raum und teilen sich immer weniger Energie, Nahrung und Wasser.

Das Klima verändert sich und die Bevölkerung wächst

Damit nicht genug: 2014 war das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881. Neun der zehn wärmsten Jahre wurden seit Beginn des neuen Jahrtausends gemessen. Sollten die anthropogenen – also die vom Menschen bewirkten Umweltveränderungen – so weitergehen oder sich sogar verschärfen (wovon aufgrund der demografischen Entwicklungen auszugehen ist), wird die globale Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf drei bis acht Grad ansteigen, prognostiziert der Weltklimarat IPCC.

Was wird aus unseren Kindern und Enkeln?

Wo wird diese Entwicklung enden? Niemand kann es auch nur ansatzweise sagen. Die Analysen und Prognosen der Vereinten Nationen sowie und anderer Organisationen und Experten geben allerdings genug Anlass zur Sorge. Für die heutige Generation – und noch viel mehr für deren Kinder und Enkel.