Bonn - In Bonn sind am Montag die Vertreter von fast 200 Staaten zur 23. UN-Klimakonferenz zusammengekommen. Foto: dpa

Bis zum 17. November verhandeln in Bonn Vertreter von fast 200 Ländern bei der UN-Klimakonfrenez. Es geht um die Umsetzung des Pariser Abkommens. Ein Land steht dabei besonders im Mittelpunkt.

Bonn - In Bonn hat am Montag die diesjährige UN-Klimakonferenz begonnen. Gastgeberland sind zwar die Fidschi-Inseln, aus organisatorischen Gründen findet das Treffen jedoch nicht in dem abgelegenen kleinen Pazifikstaat, sondern in der ehemaligen Hauptstadt am Rhein statt. Es geht um die technische Umsetzung des internationalen Klimaschutzabkommens, das Ende 2015 in Paris vereinbart worden war. Insbesondere durch die Ankündigung der USA, aus dem Abkommen auszusteigen, bekommt die zweiwöchige Konferenz eine brisante politische Dimension.

Umsetzung von Paris

197 Staaten haben das Pariser Klimaabkommen bereits unterzeichnet, fast 170 haben es auch schon ratifiziert. In Bonn geht es nun darum, rechtzeitig bis zur nächsten UN-Klimakonferenz Ende 2018 ein sogenanntes Regelbuch für die Umsetzung auszuhandeln, um etwa die Vergleichbarkeit und Überprüfbarkeit nationaler Klimaschutzziele sicherzustellen. Von dem in Paris vereinbarten Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, ist die Welt derzeit noch weit entfernt. Selbst wenn alle bisherigen nationalen Zusagen erfüllt würden, würde die Erde sich voraussichtlich um etwa drei Grad erwärmen. Eine Mahnung kam vor einer Woche auch von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO): Laut ihrem Jahresbericht hat die Konzentration des klimaschädlichen Kohlendioxid in der Erdatmosphäre im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Dass in Bonn einzelne Staaten höhere Klimaschutzziele verkünden, hält der politische Geschäftsführer der Entwicklungsorganisation Germanwatch, Christoph Bals, für unwahrscheinlich. Die Teilnehmer sollen aber immerhin die Regeln für die Nachbesserungsrunden festzurren, die ab 2018 im Testlauf und ab 2023 regelmäßig alle fünf Jahre zu mehr Klimaschutzanstrengungen führen sollen. Als Konferenz-Vorsitzender wird der Regierungschef der Fidschi-Inseln, Frank Bainimarama, sich für die besonders stark durch den Klimawandel bedrohten Länder einsetzen und auf Fortschritte bei deren finanzieller Unterstützung bei dem Schutz vor und der Bewältigung von Klimafolgeschäden dringen.

Unsicherheitsfaktor USA

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen, schlägt seit Juni hohe Wellen. Der Ausstieg kann zwar erst einen Tag nach der nächsten US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 vollzogen werden, Trumps Regierung leitete aber bereits eine Kehrtwende in der US-Energiepolitik ein. Die UN-Klimakonferenz in Bonn ist die erste nach Trumps Ausstiegsankündigung. Mit Spannung wird nun erwartet, ob die USA im Verhandlungsprozess passiv bleiben oder aktiv bremsen. Als Gegengewicht zu Trumps Klimapolitik agieren einige US-Bundesstaaten wie Kalifornien, die eigene Vertreter nach Bonn schicken. Zusammen mit zahlreichen Kommunen und Unternehmen in den USA haben sie das Bündnis „We are still in“ (Wir sind noch drin) geschmiedet, das die in der Zeit vor Trump gemachten US-Klimaschutzzusagen auf eigene Faust umsetzen will.

Impulse aus der Wirtschaft

Rückendeckung für die Umsetzung von Paris bekommen die Delegationen in Bonn auch aus Teilen der Wirtschaft. Dort habe seit der Pariser Vereinbarung „ein wirkliches Umdenken“ eingesetzt, sagt Bals. So habe es 2015 und 2016 zum ersten Mal keinen Anstieg der energiebedingten CO2-Emissionen auf der Erde gegeben, obwohl die Weltwirtschaft nicht durch eine Krise gebremst war. Außerdem habe der Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich an Fahrt gewonnen, wohingegen es in der klimaschädlichen Kohleindustrie in den vergangenen drei Jahren keinen Zuwachs gegeben habe. Überdies sei seit 2015 der Verkauf von Elektroautos „exponentiell angestiegen“, hebt der Germanwatch-Experte hervor. Die Klimaschutz-Investitionen in den Vorreiterländern erhöhen den Druck auf andere Länder, wie Gernot Klepper vom Kieler Institut für Weltwirtschaft hervorhebt. „Die Bremser werden in wenigen Jahren die wirtschaftlichen Kosten des Beharrens auf alte Strukturen bezahlen müssen.“