UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi kritisiert die Wortwahl im Zusammenhang mit Flüchtlingen. Foto: dpa

UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi hat die Wortwahl, mit der über Schutzsuchende, die nach Europa kommen, berichtet wird, scharf kritisiert. Die eigenliche Flüchtlingskrise findet nach seinen Worten nicht in Europa, sondern in Afrika, im Nahen Osten und in Asien statt.

Berlin - UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi will mit Blick auf Schutzsuchende, die nach Europa und Deutschland kommen, nicht von einer Flüchtlingskrise sprechen. „Natürlich gab es hier eine Krise, als dieser große Strom im Jahr 2015 vor allem nach Deutschland kam“, sagte Grandi der „Bild“-Zeitung (Mittwoch). „Aber die wirklichen Flüchtlingskrisen waren und sind in Afrika, im Nahen Osten, in Asien.“

Es sei auch falsch, wenn Rechtspopulisten wie Italiens Innenminister Matteo Salvini von einem Notfall sprechen, sagte Grandi dem Blatt: „Ich bin gerade von einer Reise nach Bangladesch zurückgekehrt, wo Sie eine Million Flüchtlinge unter schlimmsten Bedingungen haben. Dort haben Sie einen Notfall - aber doch nicht in Europa.“

Grandi kritisierte zudem die zum Teil verwendete Wortwahl im Zusammenhang mit Flüchtlingen wie etwa „Invasion“. „Davon zu reden, dass es eine Invasion in Europa gibt, dass wir ein Kontinent sind, der von Menschen belagert wird, die kommen, um uns auszunutzen, ist zutiefst falsch“, sagte Grandi. „Und es ist auch äußerst gefährlich, denn es ist diese Art von Sprache, die Flüchtlinge, Migranten und andere stigmatisiert, die einer Form des Diskurses über Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit Legitimität und Vorschub verleiht, der den europäischen Werten zutiefst entgegensteht, an die wir alle glauben.“