Ein Krankenhaus zieht um: Das Bürgerhospital geht im Klinikum auf Stuttgart Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wenn ein Krankenhaus umzieht, ist das eine äußerst heikle Operation. Das Bürgerhospital hat am Samstag eine weitere Etappe geschafft. Mit Erfolg. Der letzte Umzug, mit dem der Betrieb am alten Standort im Oktober 2015 enden wird, kann ruhig kommen.

Stuttgart - Ein Karton mit einem Beatmungsgerät und eine Hand voll Behälter mit Stethoskopen und anderen Kleinteilen steht vor dem Eingangsbereich des neuen Olgahospitals in Stuttgart. Über den Hof rollt der Lkw einer Umzugsfirma. Ein Grüppchen Mitglieder des Malteser Hilfsdienstes kommen entspannt des Weges. Sie haben ihre Arbeit schon getan. Die Verlegung der Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin vom Bürgerhospital im Stuttgarter Norden zum Klinikum-Standort am Katharinenhospital ist bereits am frühen Samstagmittag beendet – binnen dreieinhalb Stunden.

Jürgen Graf bilanziert – und stapelt tief. „Wir planen zur Sicherheit immer ein bisschen mehr Zeit ein“, sagt der Klinische Direktor. So erklärt er, warum man so früh fertig war. Wie auch schon bei früheren Umzügen. „Heute kam uns zudem entgegen, dass wir etliche Patienten doch noch entlassen oder verlegen konnten“, ergänzt Graf.

Ursprünglich hatte man angenommen, dass man rund 80 Personen würde verlegen müssen. Nun waren es nur 35. Neun von ihnen bezogen Zimmer im Krankenhaus Bad Cannstatt, wo nun die Endokrinologie, die Diabetologie und Geriatrie vom Bürgerhospital beheimatet sind. 26 wurden zum Katharinenhospital transportiert.

„Da die medizinische Spezialisierung immer mehr voranschreitet, ist es sinnvoll, die Kompetenzen zu bündeln“, erläutert Graf das Konzept. Wenn Ende 2015 die Stationen der Psychiatrie und psychosomatischen Medizin das Bürgerhospital verlassen haben, ist der mit dieser Neustrukturierung verbundene Umzugsmarathon beendet. „Damit schließt dann das älteste Krankenhaus der Stadt seine Tore“, sagt der Facharzt für Innere Medizin. „Kollegen, die dort seit 30 Jahren arbeiten, verlieren ein Stück Heimat. Ich hoffe aber, dass es ähnlich gut laufen wird, wie beim Abschied vom alten Olgahospital.“ Immerhin erhält man neue Räume und eine verbesserte Infrastruktur.

Am Samstag ist Graf vor allem erleichtert. Besonders der Umzug der Palliativmedizin war heikel. Patienten, die sich mit dem eigenen Sterben auseinandersetzen, sehen möglicherweise auch einen Ortswechsel aus anderer Perspektive.

Da bedeutet ein Umzug noch mehr als sonst Unruhe und Anstrengung. „Es gab zusätzliche Betreuung, gerade im psychologischen Bereich“, so Graf. Man wolle den Patienten vermitteln, dass man sie wahrnehme, sondern als Menschen. Die freundlich gestalteten Zimmer, der Wintergarten und die Dachterrasse der neuen Palliativ-Einheit dürften für Patienten ein Gewinn sein.

100 Freiwillige waren seitens der Klinik im Sondereinsatz, um den Umzug zu bewältigen. Hinzu kamen rund 70 Helfer von Rotem Kreuz, Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Malteser und Johanniter sowie Technischem Hilfswerk. Elf Rettungs- und Krankenfahrzeuge waren im Einsatz. Florian Gödde von der Berufsfeuerwehr Stuttgart, der die Arbeit der Hilfsorganisationen koordinierte, nennt den Verlauf „entspannt“. Man habe Erfahrung von den letzten Umzügen gehabt, zudem reichlich Personal, weil sich die Zahl der Patiententransporte kurzfristig reduzierte. Der letzte Akt des Umzugs im Oktober kann kommen.