Beim Umzug der Frauenklinik greift ein Rädchen ins andere Foto: Peter Petsch

Ein perfekt geplanter Umzug, ein komplexer logistischer Akt, bei dem größte Sensibilität vonnöten war: Die Frauenklinik ist an diesem Wochenende von Bad Cannstatt in die Stadtmitte zum Katharinenhospital umgezogen. Reibungslos.

Stuttgart - Nur der letzte symbolische Akt des Umzugs steht am Samstagvormittag noch aus: der Storch, Plüschsymbol des Kreißsaales, soll noch Platz nehmen im Cabriolet von Professor Ulrich Karck, dem ärztlichen Direktor der Frauenklinik, und als Letzter die Reise von Bad Cannstatt nach Stuttgart-Mitte machen.

Am Samstagmorgen wurde die Frauenklinik in Bad Cannstatt evakuiert – nicht etwa eines Notfalls wegen, sondern weil nun die neuen Klinikräume hinter dem Katharinenhospital bezogen werden. Eine perfekt geplante Aktion, ein komplexer logistischer Akt, ein Umzug, bei dem größte Sensibilität vonnöten war und dem ein gutes Maß an Spannung vorausging. Aber diese Spannung hat sich gelöst, um 10 Uhr, die Organisatoren des Klinikumzuges wirken zufrieden und erleichtert, allein: Das Räderwerk läuft noch, das Mobiltelefon von Dr. Martin Kroll, dem Leiter des Umzugsteams, schrillt häufig. „Ganz entspannt bin ich noch nicht“, sagt er, „denn die Arbeit geht weiter, nächste Woche mit dem Olgahospital“.

Der Umzug der Frauenklinik jedoch ist abgeschlossen, zwei Stunden früher, als geplant. Die letzte Patientin ist auf dem Weg in die neue Klinik. Am Gebäude selbst begegnet man zahlreichen Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes, rund 200 Personen einschließlich des Klinikpersonals sind im Einsatz während des Umzugs.

„Die Patienten“, erklärt Kroll, „wurden zuerst schriftlich informiert, am Abend vor dem Umzug bereiteten die Mitarbeiter sie nochmals mündlich auf den Umzug vor“. Großer Wert wurde dabei auf individuelle Versorgung gelegt: „Wir haben einen Betreuungsschlüssel von eins zu vier.“ 43 Patienten wurden am Samstagmorgen liegend von Bad Cannstatt nach Mitte gebracht, darunter zehn Neugeborene mit ihren Müttern, drei Kinder aus der Intensivstation für Neugeborene, drei Kinder aus dem Kreißsaal. Zuletzt wurde eine Frau, die dort am Samstagvormittag gebar, in die neue Klinik gebracht. Sie musste vorübergehend von ihrem Kind getrennt werden, aus medizinischen Gründen, alle anderen Kinder konnten bei ihren Müttern bleiben.

„Wir hatten damit gerechnet, dass es in Cannstatt zugehen würde, wie in einem Ameisenhaufen“, sagt Ralf-Michael Schmitz, Geschäftsführer des Klinikums Stuttgart. „Aber so war es nicht – alles lief entspannt und routiniert ab“. In den neuen Räumen, so Schmitz, herrsche dagegen noch „knisternde Spannung“. Hier ist alles ungewohnt, die Ausstattung, die Raumverhältnisse. Zahlreiche Abläufe müssen erst eingespielt werden, das Personal muss sich erst zurecht finden.

Schmitz spricht von Einspareffekten in der Höhe von bis zu vier Millionen Euro pro Jahr, die sich durch den Umzug ergeben können. „Eine sehr unscharfe Schätzung“, sagt er. Mit Einsparungen überhaupt könne man zudem erst rechnen, wenn die Kliniken ihre Routinearbeit wieder aufgenommen hätten. Und immer noch steht der größere Umzug bevor: weit mehr Patienten als an diesem Samstag aus der Frauenklinik werden in der kommenden Woche vom Olgahospital aus in die neue Klinik transportiert. Der kleinere Umzug war zugleich Generalprobe für diese logistisch weitaus komplexere Aufgabe – und verlief so reibungslos, wie niemand es sich zu erhoffen gewagt hatte.

Nur eine einzige Sache funktionierte nicht perfekt: Ein Aufzug in der Cannstatter Frauenklinik streikte, er musste noch am Samstagmorgen gegen 5 Uhr instand gesetzt werden.