„Die Zertifizierung ist nur ein Zwischenstopp, nicht das Ende. Jetzt geht es erst richtig los“, sagt Pfarrer Thomas Mann. Foto: Amelie Otto

Die evangelische Kirchengemeinde hat zwei Gütesiegel für umweltgerechtes Handeln erhalten. Neben dem Grünen Gockel erhielt die Gemeinde noch eine Auszeichnung der Europäischen Union.

Stammheim - Wie viel kostet es, einmal die Kirche für den Sonntagsgottesdienst zu heizen? Wo kommen eigentlich unsere Lebensmittel her? Und wie schädlich sind die Putzmittel, die wir verwenden? „All das kriegt man nur raus, wenn man ganz genau hinschaut“, sagt Thomas Mann, der geschäftsführende Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Stammheim.

Auf dem Weg zur umweltfreundlichen Gemeinde

Genau hinschauen – damit hat das Umweltteam der Gemeinde 2012 begonnen. „Man fängt an, indem man sämtliche Verbrauchsdaten dokumentiert: Energie, Wasser, Papier und Müll zum Beispiel“, sagt Mann. Daraufhin habe das Team die Mängel aufgelistet. „Wir haben uns auf den Weg gemacht, eine umweltfreundliche Gemeinde zu werden.“ Mann betont, dass sie das ohne den Schöpfungsbeauftragten Reiner Krieg nicht geschafft hätten. Er habe sich dem ganzen „Bürokratiegewimmel“ ausgesetzt. Am Sonntag, 25. Mai, erhielt die Gemeinde die Auszeichnung „Grüner Gockel“. Der Grüne Gockel ist ein System der evangelischen Landeskirche. „Das Verfahren ist festgelegt und ein kirchlicher Auditor begleitet es“, erklärt Mann. Sozusagen nebenbei – mit nur unwesentlich mehr Arbeit – erhielt die Gemeinde noch eine Auszeichnung der Europäischen Union: Bei EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) zählt die Kirche als Non-Profit-Unternehmen. „Für uns gelten die gleichen Regeln wie für Daimler“, so Mann.

Verpflichtung statt Freibrief

Die Auszeichnungen sind allerdings kein Freibrief, sich auf dem Erfolg auszuruhen. Viel eher seien sie eine Verpflichtung, den begonnenen Weg weiterzugehen, sagt Mann. Denn nachdem das Team knapp zwei Jahre lang ihre Umwelteinflüsse aufgespürt hat, hat es eine Umwelterklärung mit Umweltzielen verfasst. „Die Zertifizierung ist nur ein Zwischenstopp, nicht das Ende. Jetzt geht es erst richtig los“, sagt Mann. Im Gemeindehaus Arche muss sich zum Beispiel etwas ändern: „Abends macht die Mesnerin die Heizung an. Es würde aber auch reichen, wenn sie ab 5 Uhr morgens liefe.“ Eine bessere Steuerung soll in Zukunft verhindern, dass in der Nacht Energie verblasen wird. Während der Suche nach umweltfeindlichen Putzmitteln oder unnützem Stromverbrauch kamen noch ganz andere Überlegungen auf. Sie gehen von sicheren Leitern, über Rauchmelder bis hin zu Schuhen mit Schutzkappen beim Rasenmähen. „Wir haben die ganze Gemeinde umgekrempelt.“

Was sich innen tut, muss auch nach außen vermittelt werden: Die Kindergartenkinder haben ihre eigenen Apfelbäume gepflanzt, andere eine Linde, die so alt ist wie die Kinder selbst und die Konfirmanden pressen Apfelsaft. „Es nützt nichts, wenn nur zehn Personen hinter der Sache stehen. Wir müssen ein Bewusstsein vermitteln“, sagt der Pfarrer.