Windenergie ist in Frankreich überaus umstritten. Der Bau der Turbinen dauert lange, weil die Genehmigungen viele Hürden nehmen müssen. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Umweltministerin Barbara Pompili hat einen schweren Stand. Ihr Einsatz für den Ausbau der Windkraft ist für viele ein Reizthema.

Paris - Barbara Pompili bewundert die deutschen Grünen. Die pragmatische und konstruktive Art, sich für ökologische Themen einzusetzen, überzeuge sie, sagt die französische Umweltministerin. Ihr Fazit: „Wäre ich Deutsche, wäre ich Mitglied der Grünen.“ In Frankreich ähneln die Grünen hingegen bisweilen einem zusammengewürfelten Haufen von Einzelkämpfern. Die Partei hat deshalb bei den Kommunalwahlen zwar große Erfolge erzielen können und stellt in einigen wichtigen Städten die Bürgermeister, auf nationaler Ebene sind die Grünen wegen ihrer Uneinigkeit allerdings keine feste Größe.

Das Klimagesetz trifft auf Kritik

Auch aus diesem Grund kämpft Barbara Pompili in der aktuellen Regierungsmannschaft des konservativen Premierministers Jean Castex sehr vehement, aber etwas verloren für mehr Umweltschutz. Zwar hat die Nationalversammlung zuletzt ein Klimagesetz verabschiedet, das den Ausstoß von Treibhausgasen in Frankreich eindämmen soll, doch viele Umweltverbände haben nur Hohn dafür übrig. Denn das groß angekündigte Gesetz wurde von Präsident Emmanuel Macron, der sich gerne als Vorkämpfer für den Umweltschutz darstellt, deutlich abgeschwächt und erscheint nun eher wie ein symbolischer Erfolg im Kampf gegen die Klimaerwärmung.

Wegen ihres Einsatzes für die Ökologie ist Barbara Pompili längst zur Zielscheibe jener Kreise in Frankreich geworden, denen der Klimaschutz schon jetzt zu weit geht. Die extrem rechte Politikerin Marine Le Pen etwa überschüttet sie immer wieder mit Spott und preist den „sauberen Strom“ aus französischen Kernkraftwerken.

Windenergie ist ein Reizthema

Vor allem der Ausbau der Windenergie ist inzwischen zum Reizthema geworden. So meldete sich jüngst der bekannte Journalist und Moderator Stéphane Bern mit einem Meinungsbeitrag im konservativen „Le Figaro“ zu Wort. Der Mann gilt zwar lediglich als Experte für Europas Adelshäuser, was ihn allerdings nicht davon abhält, mit wenig Fakten und viel Polemik gegen Windräder zu Feld zu ziehen. Denn die würden die Natur „verschmutzen“ und zerstörten „das natürliche Erbe Frankreichs, dessen bemerkenswerten Schönheiten und architektonischen Juwelen, deren Hüter wir gemeinsam sind“. Barbara Pompili habe auch Schuld am Rückgang der Biodiversität und der Zerstörung der fruchtbaren Böden Frankreichs.

Polemische Kritik vom Adels-Experten

Angesichts der massiven Angriffe, warnte die Umweltministerin die diesen Tagen vor der „Hysterisierung der Debatte um Windkraftanlagen und erneuerbare Energien“. Ihre Gegner forderte sie auf, bei den Fakten zu bleiben. Die polemischen Attacken des Adels-Experten Stéphane Bern konterte sie mit dem süffisanten Hinweis: „Zu behaupten, dass Windturbinen nicht erneuerbar sind, ist wie zu sagen, dass die Erde flach ist“.

Zuletzt konnte die Umweltministerin sogar einen kleinen Erfolg präsentieren. Der Anteil von Wind und Wasserkraft am gesamten Stromverbrauch konnte in Frankreich auf rund ein Viertel gesteigert werden. Doch war das nur ein Pyrrhussieg. Zustande kam dieser Wert vor allem wegen des in der Corona-Pandemie deutlich gesunkenen Verbrauchs. Dabei ist das Ziel sehr klar: bis zum Jahr 2040 sollen die erneuerbaren Energien in Frankreich 40 Prozent vom Strommix ausmachen. Im Moment liegt dieser Wert bei unter 20 Prozent. Der Durchschnitt in der EU beträgt jetzt schon knapp 40 Prozent.