Bis Ende dieses Jahres läuft eine permanente Analyse des Sauerstoffgehalts im Bärensee. Foto: Caroline Holowiecki

Im Winter 2016/2017 ist der Bärensee bei Filderstadt umgekippt, das Ergebnis: eine Tonne toter Fische. Wie steht es um das Gewässer im Wald?

Am Filderstädter Bärensee stehen neue Untersuchungen an. Simone Schwiete, eine der beiden Leiterinnen des städtischen Umweltschutzreferats, erklärt, dass ein gewässerökologisches Büro zwei Messungen vornehmen wird, die ergänzende Daten zu denen liefern sollen, die bereits über den Weiher im Wald zwischen Plattenhardt und Stetten vorliegen.

Zum einen werden die Sedimente analysiert, also die Ablagerung am Grund des Gewässers. Entscheidend: Wie hoch ist der organische Anteil im Schlamm, der für Fäulnisprozesse ursächlich sein kann? Gemacht werden soll das unter anderem im Bereich der Teichrosen, denn „da streiten sich die Experten, wie die das Gleichgewicht beeinflussen“. Dieser Tage würden für die Untersuchungen Experten mit einem Boot über den See fahren, um dann die Sedimentproben zu entnehmen.

Der See kippte, eine Tonne Fische starben

Der Bärensee ist ein Dauerbrenner. Im Winter 2016/2017 ist er umgekippt. Das Ergebnis damals: eine Tonne toter Fische. Die Pächter, die Anglergruppe Bärensee, schlagen spätestens seither regelmäßig wegen des niedrigen Sauerstoffgehalts Alarm. Immer wieder wirft der Vorsitzende Frank Weissert der Stadtverwaltung vor, zu wenig für den Erhalt des etwa einen Hektar großen Sees zu tun. Er fordert eine grundlegende Sanierung. „Keine Pflaster draufkleben, sondern Operation am offenen Herzen“, hatte er im vergangenen August im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt.

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Maßnahmen, um Flora und Fauna zu schützen, wurden und werden durch die Stadt indes durchaus ergriffen, hält Simone Schwiete dagegen. Im Jahr 2009 wurde der See komplett ausgebaggert, Ende 2020 wurde er im Rahmen einer sogenannten Teilwinterung bis auf einen kleineren Rest abgelassen, außerdem wurde der Zulauf entschlammt. Mehrmals im Jahr werden darüber hinaus Wasserproben entnommen.

Bis Ende des Jahres wird der Sauerstoffgehalt untersucht

Die zweite Untersuchung, die nun kürzlich gestartet ist, ist eine langwierige. Bis Ende dieses Jahres läuft eine permanente Analyse des Sauerstoffgehalts des Wassers, „damit wir mal eine durchgehende Ganglinie kriegen und sehen, wie häufig sind die Extreme und wie passt das zu den anderen Messwerten“, sagt Simone Schwiete. In drei unterschiedlichen Höhen seien im Wasser hierzu Sonden angebracht worden.

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Anlass der neuen Untersuchungen: Zum Jahreswechsel 2021 auf 2022 hat übler Geruch am See viele Leute aufgeschreckt. Simone Schwiete berichtet von einer Schwefelwasserstoffentwicklung, „das riecht wie faule Eier“. Der Gestank sei vom Auslauf gekommen, dort hatte sich auch kurzzeitig ein weißer Belag gebildet. Der Sauerstoffgehalt des Sees sei indes hoch gewesen, von 95 bis 100 Prozent spricht sie rückblickend. Der Grund für die Phänomene sei unklar. „Wir hatten zu dem Zeitpunkt ein verendetes Tier im Kanal drin“, sagt sie, das sei eine mögliche Erklärung. Der Förster habe vor Ort Fuchsknochen gefunden.

Rahmenbedingungen für das künstliche Gewässer sind schlecht

Anfang des kommenden Jahres soll das neue Gutachten vorliegen – inklusive Vorschlägen des Büros, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Was Simone Schwiete nicht beschönigt: „Wir haben immer wieder Probleme an dem See.“ Die Rahmenbedingungen für das künstlich angelegte Gewässer „sind schlecht, und sie bleiben schlecht“. Der Zufluss über die kleine Schichtquelle sei sauerstoffarm, zusätzlich regne es wenig. Sie stellt klar: Das Bärensee ist ein Naturdenkmal, das erhalten werden muss. Eine umfassende Entschlammung sei allerdings ein massiver Eingriff ins Ökosystem. „Wenn wir Maßnahmen ergreifen, dann müssen wir verlässliche Daten haben.“