Vor 20 Jahren legte Walter Feeß den Grundstein für das Verfahren Altbeton zu shreddern, um es neuem Beton beizumischen. Dafür wird der Unternehmer nun mit dem Umtweltpreis ausgezeichnet. Foto: Feess

Vor 20 Jahren legte Walter Feeß den Grundstein für das Verfahren Altbeton zu schreddern, um es neuem Beton beizumischen. Dafür wird der Unternehmer nun mit dem Umweltpreis ausgezeichnet.

Kirchheim - Verwerten vor beseitigen“, ist die Maxime von Walter Feeß. Der Chef des gleichnamigen Erdbauunternehmens aus Kirchheim (Kreis Esslingen) ist schon seit langem davon überzeugt, dass der Recycling-Leitspruch Nummer eins auch für die Wiederverwertung von Altbeton und Bauschutt gilt. Seit mehr als sechs Jahren bereitet er im firmeneigenen Recycling-Park nahe der Autobahn A8 Material auf, das beim Abbruch von Gebäuden im Großraum Stuttgart anfällt. Damit gilt er als einer der Recycling-Pioniere der Branche. An diesem Mittwoch hat die Bundesstiftung Umwelt mitgeteilt, dass er für sein Engagement – zusammen mit zwei weiteren Preisträgern – mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wird. Aus alten Häusern neue bauen – schon vor rund 20 Jahren legte Walter Feeß den Grundstein für sein innovatives Verfahren, Altbeton zu schreddern und zu kleinteiligem Material – der sogenannten rezyklierten Gesteinskörnung – zu verarbeiten. Diese liefert die seit 65 Jahren bestehende Firma inzwischen an Betonwerke, die es dann im Austausch gegen neu abgebauten Kies oder anderes mineralisches Material anteilig in den Frischbeton einarbeiten. Das spare Rohstoffe, Deponiefläche und Transportkosten. Denn für den konventionellen Beton würden Schotter und Kies in großen Gruben abgebaut und auf weiten Wegen zu den verarbeitenden Betrieben gefahren.

Der 62-Jährige freut sich „riesig über diesen Preis“, verbindet er damit doch die Hoffnung, dass dieser dem Baustoff-Recycling „zu einem neuen Stellenwert verhilft“. Denn nach wie vor finde dieses wiederverwertete Material im kommunalen Straßen- und Gebäudebau sehr wenig Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Schon vor gut drei Jahren hatte Walter Feeß bei einem Pressetermin auf seinem Aufbereitungsplatz an die Politik appelliert, sich im Sinne des Umweltschutzes für die Verwendung des Recyclingmaterials einzusetzen. In anderen Ländern, etwa der Schweiz, baue die öffentliche Hand mit diesem Beton Kindergärten, Schulen oder Sporthallen.

Die Vorteile des Recycling-Betons

Für Walter Feeß liegen die Vorteile auf der Hand. Der Recycling-Beton schütze die Umwelt, weil er Ressourcen schone und durch die deutliche Reduzierung der Anzahl von Lastwagenfahrten tonnenweise Kohlendioxid-Emissionen vermeide. Zudem schaffe die Trennung der Materialien und deren Aufbereitung Arbeitsplätze. Nicht zuletzt sei der wiederverwertete Bauschutt und Altbeton günstiger als reines Frischmaterial aus dem Schotterwerk.

All das hat offenbar die Jury der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) davon überzeugt, dem mittelständischen Unternehmen aus Kirchheim den Preis zu verleihen. Es leiste mit seinem innovativen Verfahren „einen aktiven Beitrag zum Naturschutz“, weil dieses den Baustoff Beton umweltverträglicher gemacht habe, erklärt der DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann. Walter Feeß sei es gelungen, eine umweltfreundlichere und marktfähige Alternative zu herkömmlichen Produkten zu schaffen. „So kann Bau-Rohstoff gespart und wertvoller Boden geschont werden“, betont Heinrich Bottermann.

De Bundespräsident verleiht den Preis

Der Preis wird am Sonntag, 30. Oktober, vom Bundespräsidenten Joachim Gauck in Würzburg überreicht. Zusammen mit Walter Feeß nehmen ihn die Professorin Angelika Mettke und Bas van Abel aus Amsterdam entgegen. Mettke, die an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg lehrt, hat sich mit dem Recycling von Plattenbauten einen Namen gemacht. Bas van Abel hat das nachhaltige und umweltverträglich hergestellte „Fairphone“ entwickelt. Dotiert ist der Preis mit 500 000 Euro. Walter Feeß und Angelika Mettke teilen sich die Hälfte davon. 250 000 Euro erhält van Abel. Feeß will mit seinem Anteil sein im Bau befindliches „Kompetenzzentrum für Qualitäts-Recycling-Baustoffe“ schneller realisieren und hochwertiger ausstatten.