Franz Untersteller (links) und Peter Pätzold Foto: Bernd Zeyer

Im Jahr 2006 ist im Bürgerhaus eine Pelletheizung installiert worden. Seitdem beträgt der Staubgehalt im Abgas nur noch 0,013 Gramm pro Kubikmeter, das liegt deutlich unter dem Grenzwert von 0,15 Gramm.

Rot - Franz Untersteller, Umweltminister von Baden-Württemberg, und Peter Pätzold, der Stuttgarter Umweltbürgermeister, haben am Donnerstag das Bürgerhaus besucht. Die beiden Grünen-Politiker waren auf Einladung des Deutschen Energieholz- und Pelletverbandes (DEPV) an die Auricher Straße gekommen, um sich dort die Pelletheizung anzusehen.

„Die Energiewende ist auch ein Wärmethema“, sagte Untersteller. In Baden-Württemberg würden 44 Prozent des Energieverbrauchs auf den Wärmesektor entfallen. Dieser Sachverhalt mache die Pellettechnik zu einem wichtigen Mosaikstein. Allerdings wären momentan die Zeiten dafür nicht gut. Da der Ölpreis im Keller sei, würden sich viele Menschen bei Heizungssanierungen aus Kostengründen für die Öltechnik entscheiden. Schlimmer noch: Die Bundesregierung fördere diese Entwicklung noch zusätzlich dadurch, dass sie über die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Kredite mit Steuergeldern bezuschusse. „Das ist absurd“, sagte der Umweltminister und betonte, dass man in Baden-Württemberg mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) den richtigen Weg gehe, den er sich auch für den Bund wünsche.

„Es lohnt sich, in die Zukunft zu investieren“

Jürgen Görres, der Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Stuttgarter Amt für Umweltschutz, ging auf die Pelletanlage im Bürgerhaus ein. Installiert worden ist sie im Jahr 2006, die Gesamtkosten betrugen 37 900 Euro. Die Heizkostenersparnis im Vergleich zur vorherigen Ölanlage beträgt 2 Cent pro Kilowattstunde, daraus resultiert eine jährliche Einsparung von etwa 1300 Euro. Unterm Strich werden die Investitionskosten also in rund 29 Jahren hereingeholt. Für Peter Pätzold ist klar: „Es lohnt sich, in die Zukunft zu investieren.“ Die Holzpelletheizung des Bürgerhauses ist nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt: Der Staubgehalt im Abgas beträgt 0,013 Gramm pro Kubikmeter, damit wird der maximal zulässige Grenzwert von 0,15 Gramm pro Kubikmeter deutlich unterschritten. Untersteller betonte, dass dies gerade in einer Stadt wie Stuttgart, die stark von Feinstaub und CO2 belastet sei, ein wichtiges Argument für diese Art der Wärmeerzeugung sei.

Als Pelletsilo dient ein ehemaliger Lagerraum im Keller des Bürgerhauses. Per Schrägboden und Förderschnecke werden die Pellets Richtung Energiezentrale transportiert. Der Raum fasst 10 Kubikmeter, das sind ungefähr sieben Tonnen. Zwei Mal im Jahr wird der Vorrat aufgefüllt.

Untersteller und Pätzold betonten, Pellet- und Holzschnitzeltechnik böten zahlreiche Vorteile. Die Energieträger setzten auf heimische Rohstoffe, schafften Arbeitsplätze in der Region, bräuchten relativ kurze Versorgungswege und sorgten für Wertschöpfung vor Ort. Im Gegensatz dazu kämen Öl und Gas aus unsicheren und zum Teil weit entfernten Regionen.

Nicht nur das Bürgerhaus an der Auricher Straße 34 wird von der Pelletheizung versorgt, sondern auch der im vergangenen Jahr direkt daran angedockte Kita-Neubau. Insgesamt, das erläuterte Jürgen Görres, gebe es zur Zeit in Stuttgart 18 Einrichtungen der öffentlichen Hand, die von Pellet- oder Holzackschnitzelanlagen mit Wärme gespeist werden.